Marco Reus macht den Jay Z, Lasse Sobiech macht den Oliver Baumann und Oliver Baumann macht wieder alles gut – macht mal wieder alles falsch: Unsere 11 des Spieltags
Oliver Baumann
Auch wenn die Leute meist anfangen, hysterisch zu lachen und uns den Vogel zu zeigen, wenn wir das behaupten, aber: Im tiefsten Innern sind wir Menschenfreunde. Wirklich wahr. Weswegen wir uns auch sehr gefreut haben, dass wir diese Woche erneut Freiburgs Keeper Oliver Baumann in unserer 11 begrüßen können, aus einem weit weniger schadenfreudigen Anlass als noch vergangene Woche. Da hatte Baumann die Niederlage gegen den HSV quasi alleine zu verantworten, als er die Bälle, die auf sein Tor kamen, fallen ließ wie heiße Ofenkartoffeln. Drei kuriose Aussetzer eines ansonsten guten Torwarts. An diesem Wochenende betrieb Baumann nun Wiedergutmachung und hielt gegen Nürnberg mehr Bälle fest als eine Wagenladung Sport-BHs. Mit seinen zahllosen Paraden sicherte Baumann den Freiburger Sieg, seine Aussetzer vom vergangenen Wochenende dürften damit kein Thema mehr sein. Also bis zum Frühjahr, wenn die ersten Saisonrückblicke produziert werden.
Vladimir Darida
Das 3:0 der Freiburger in Nürnberg war allerdings, sieht man mal von Baumanns Leistung ab, in etwa so verdient und nachvollziehbar wie die 100 Millionen verkauften Platten der Scorpions – nämlich absolut gar nicht. In Nürnberg spielten nur die Franken, die Freiburger blieben eher blass, machten aber trotzdem irgendwie drei Tore und fuhren als klarer Sieger nach Hause. Mitunter ist Fußball eben gnadenlos. Hervorzuheben gilt es an dieser Stelle das 2:0 von Freiburgs Neuzugang Vladimir Darida, der in der 79. Minute den Ball aus circa 30 Metern mit einer derartigen Selbstverständlichkeit in den Winkel holzte, dass man meinen konnte, er würde den ganzen Tag nichts anderes machen. Auch seine Schusstechnik deutet darauf hin: Der Ball wechselte während des Fluges öfter die Richtung als Lothar Matthäus die Ehefrauen. Zu halten war er nicht. Wie Lothar Matthäus Ehefr… ach, lassen wir das.
Lasse Sobiech
Unser noch recht neuer Award, der „11FREUNDE-Oliver-Baumann in Gold“, geht diese Woche an Hamburgs Lasse Sobiech. Der Innenverteidiger brachte das 0:2 seiner Hamburger im Spiel gegen Mönchengladbach mit zwei eklatanten Fehlern maßgeblich auf den Weg und war nach dem Spiel untröstlich. Wie bei Baumann in der Vorwoche gilt aber auch für Sobiech: Eigentlich ist er ein wirklich Guter, weswegen er den Kopf oben behalten sollte. Wir freuten uns natürlich trotzdem ein wenig über seine Böcke, schließlich ist Sobiechs Name süßer Nektar für uns Wortwitzoholiker, weswegen wir noch am Sonntag eine außerplanmäßige Redaktionssitzung einberiefen, um all die Flachwitzmöglichkeiten zu sammeln, die sich uns nun auftun. Mit zu gleichen Teilen Stolz und Scham präsentieren wir hier die Ergebnisse: Rückpasse, Durchlasse, Fehlpasse, Laufenlasse, Fahrlässe, Kreisklasse, Aufpasse, Mannschaftskasse, Das-nächste-Mal-draußenlasse, Von-allen-guten-Geistern-verlasse, Mach-Nasse, Nicht-zu-fasse, Chancen-zulasse, Punkte-liegenlasse und Lasse faire. Weitere Vorschläge bitte gerne per Mail an fipsasmussen@11freunde.de
Jay Z
Nun, im engeren Sinne ist Jay Z kein Fußballer. Und, naja, auch im weiteren Sinne nicht. Trotzdem war der New Yorker Rapper am vergangenen Spieltag präsent, als sich Marco Reus der Jay-Zschen Geste des „Diamanten“ bediente, um sein Tor zum 2:1 gegen Stuttgart zu feiern. Für uns Grund genug, die 11 des Spieltags mit einem echten Weltstar anzureichern. Reus dürfte den Diamanten vergangene Woche beim Jay Z‑Konzert in Köln gesehen haben, „Ich finde ihn cool“, sagte er nach dem Spiel und da stimmen wir kopfnickend zu. Jay Zs Diamant hat das schnöde „Hallo“ schon lange als Begrüßungsformel auf den Redaktionsfluren abgelöst, gepaart mit einem genuschelten „’sup, Homie?“ und einem anschließenden Griff an die im Hosenbund steckende Glock. Schön zu sehen also, dass Jay Z nicht nur für uns eine Inspirationsquelle ist. Aber ist ja auch kein Wunder bei Klassikern wie „Money Ain’t A Thang“, „Money, Cash, Hoes“ oder unserem persönlichen Favorit „Fuck All Nite“. Da finden auch wir uns wieder, kippen einen Schwapp Moët in den Morgenkaffee, konferieren im Redaktions-Jacuzzi und polieren Zigarre rauchend unsere backsteingroßen Diamantohrringe. It’s a hard knock life, ihr wisst schon.
Robert Lewandowski
Ohne Jay Zs Anteil am Dortmunder Erfolg schmälern zu wollen, aber noch wichtiger als der Rapper war am Freitag Robert Lewandowski. Seine drei Tore gegen Stuttgart waren nicht unbedingt aus der Feinkostabteilung, allerdings, und das ist für uns fußballromantischen Dickbäuche fast noch schöner, waren es Treffer der guten, alten, schweißigen Stürmerschule. Durchmöldern, einschieben, abdrehen – Neben all den Lupfertoren und Sensationstreffern, die der Pole regelmäßig schießt, beherrscht er also auch das kleine, schmutzige Stürmer-Einmaleins und ist sich nicht zu schade, ab und an ein ranziges Kreisligator einzustreuen. Das finden wir gut, denn auch da finden wir uns wieder.
Pierre-Emerick Aubameyang
Wir erinnern uns dunkel an eine Folge der Neunziger-Zeichentrickserie „Die tollen Fußballstars“, in der das Team rund um unseren Helden Tsubasa anfing, mit Tennisbällen zu trainieren. Die kleineren Bälle sorgten in der Serie für eine bessere Technik, bei uns, als wir es damals im Garten nachspielten, für Frust, die Einsicht, eine miese Ballbehandlung zu haben und eine Woche Hausarrest, weil wir vier Dosen von Vaters teuren Markentennisbällen in die Büsche der umliegenden Gärten gebolzt hatten. Zeichentrickserien sind eben doch Quatsch, dachten wir seither. Nach Freitag sind wir uns da allerdings nicht mehr so sicher, denn Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang erzielte gegen Stuttgart das 6:1 mit einem Move, den man sonst nur aus dem Tennis kennt: Dem Slice. Nach einer langen Flanke von Lewandowski schnibbelte Aubameyang die Murmel aus spitzem Winkel per Außenrist über Keeper Ulreich hinweg ins Netz. Ein Treffer mit derart viel Gefühl, dass man Angst haben muss, dass Xavier Naidoo nun eine seifige Ballade über dieses Tor schreibt. Und ein Tor, das Fragen aufwirft: Hatten die tollen Fußballstars doch Recht? Orientiert man sich im Dortmunder Training gar an der japanischen Zeichentrickserie und trainiert mit Tennisbällen? Wird demnächst ein gewisser Tsubasa verpflichtet? Wäre ja nicht das erste Dortmunder Schnäppchen aus Japan. Springen die Borussen nun auch bald an den Pfosten, um einen Salto zu schlagen und den Tiger-Kick auszuführen? Und müssen die Spieler im Westfalenstadion bald auch minutenlang gegen die Erdkrümmung anlaufen, bis am Horizont das Tor erscheint? Wir sind gespannt.
Domi Kumbela
Braunschweigs Domi Kumbela hatten wir bereits vor einigen Wochen in dieser Liste, als dem Stürmer das Tor zum ersten Braunschweiger Bundesligasieg seit den Bauernkriegen 1524 gelang. Gefühlt, zumindest. Nun hat Kumbela wieder genetzt, die Eintracht wieder gewonnen und weil sich jeder Braunschweiger Bundesligasieg irgendwie wie der erste anfühlt, nehmen wir Domi Kumbela gerne wieder in diese Liste auf. Vor allem, weil er sein Tor zum Sensationssieg über Leverkusen so wunderschön hässlich reinstolperte, dass wir Krummfüße, die wir uns die Schuhe seitenverkehrt anziehen müssen, um überhaupt geradeaus laufen zu können, uns Kumbela sofort seelisch verbunden fühlten. Aber auch wenn sich Kumbela das Leder wenige Zentimeter vor dem freien Tor mit dem linken Fuß ungelenk ans rechte Knie schoss, auch wenn das um Haaresbreite der Fehlschuss des Jahres geworden wäre – geschenkt. Braunschweig schlug Leverkusen mit 1:0, Glückwunsch dazu. Der Ausgang des Spiels lag allerdings zu Teilen vielleicht auch an…
Sami Hyypiä
Leverkusens Trainer ließ nämlich im Spiel gegen das vermeintliche Braunschweiger Kanonenfutter eine bessere B‑Elf ran, gegen die selbst die 11FREUNDE-Traditionsmannschaft eine kleine Chance gehabt hätte. Na gut, wahrscheinlich nicht. Aber gleich die gesamte Stammoffensive draußenzulassen, weil es gegen Braunschweig ja eh reicht, ist schon frech und wurde direkt abgestraft. Der stoische Finne nahm die Verantwortung allerdings staatsmännisch auf sich und wird sich in Zukunft wahrscheinlich mehrmals überlegen, wen er wo wann spielen und nicht spielen lässt.
Niklas Süle
Wir sprachen bereits von uns als Menschenfreunden, in die gleiche Riege gehört allem Anschein nach auch Manuel Neuer. Der legte nämlich im Spiel seiner Bayern gegen Hoffenheim einen Eckball derart generös vor die Füße des herannahenden Niklas Süle, dass wir glauben, Neuer habe seinen Fauxpas mit den Worten „Hier, Junge, mach dein erstes Tor, willkommen in der Liga“ begleitete. Was er sich ja auch erlauben kann, schließlich verlieren die Bayern ja sowieso nicht, völlig egal, was passiert. Dem Torschützen möchten wir an dieser Stelle gratulieren und verzichten diesmal auf den üblichen Hoffenheim-Spott, der jetzt naturgemäß kommen würde, da Süle mit seinen 18 Jahren bereits über die Statur eines Profiwrestlers verfügt und wir nicht Gefahr laufen wollen, im Falle eines persönlichen Treffens aus dem Leben gepiledrivert zu werden.
André Hahn
Bereits in der vorigen Woche war Augsburgs André Hahn in unserer Elf vertreten, als er einen 50-Meter-Pass volley ins Netzt wemmste. Und was soll man sagen: Hahn scheint gefallen am Toreschießen gefunden zu haben, gegen Mainz netzte Hahn gleich zweimal und sicherte seinem FCA so den Sieg. Bemerkenswert ist dabei, dass Hahn vor noch nicht allzu langer Zeit in der vierten Liga kickte und eine Lehre zum Autolackierer machte – jetzt schießt er vor Tausenden von Zuschauern Bundesligatore. Und er kann sich selber die Karre lackieren. Der Mann lebt unseren Traum.
Sebastian Polter
Einst, so ließ uns der Sportschau-Kollege am Sonntagabend wissen, war Sebastian Polter ein Torhüter. Bis er zwölf war, um genau zu sein, wobei er es tatsächlich bis in die Niedersachsenauswahl schaffte. Dann schulte er um, wurde Stürmer und Bundesligaprofi, durfte im Spiel gegen Augsburg nun aber sein verschüttetes Talent erneut unter Beweis stellen. Nachdem Stammkeeper Heinz Müller verletzt raus musste und sein Ersatz Christian Wetklo kurz vor Schluss die Rote Karte sah, packte sich Polter die Handschuhe und stellte sich zwischen die Pfosten. Die letzten Minuten des Spiels michaeltarnatete Polter also als letzter Mann und hielt sogar einen Freistoß mit einer sehenswerten Flugeinlage. Bei Mainz herrscht ja quasi schon traditionell eine Torwartdiskussion, zudem ist Polter im Sturm nur Ersatz. Vielleicht sollte der Mann drüber nachdenken, nochmals umzuschulen?