Jupp Heyn­ckes wollte, dass es wirk­lich alle Anwe­senden im Pres­se­zen­trum der Allianz Arena kapieren. Bes­iktas Istanbul, der Ach­tel­final-Gegner der Bayern in der Cham­pions League, ist nicht zu unter­schätzen: Die Mann­schaft ist kör­per­lich sehr gut drauf, spielt einen wirk­lich guten Fuß­ball, ist auch defensiv gut struk­tu­riert und kann kon­tern. Ich sage das jetzt nicht nur, um Kom­pli­mente zu ver­teilen, son­dern das ist so! Das werden Sie morgen erleben.“

Nicht umsonst ist Bes­iktas der erste tür­ki­sche Klub, der eine Cham­pions-League-Gruppe gewinnen konnte. Nicht umsonst wurde die Mann­schaft in den letzten zwei Jahren tür­ki­scher Meister. Seitdem Senol Günes im Sommer 2015 über­nahm, hat sich bei den Schwarzen Adlern einiges getan. Bes­iktas’ Geheimnis“, warnte auch Jupp Heyn­ckes ges­tern, liegt in ihrem Trainer.“

Wer ist Senol Günes?

Günes sei ein sehr erfah­rener Mann, ein abso­luter Top­trainer“. Tat­säch­lich hat Günes einiges an Erfah­rung vor­zu­weisen. Der 65-jäh­rige spielte selbst als Tor­wart 15 Jahre für Trab­zon­spor am Schwarzen Meer, holte sechs Meis­ter­schaften, gewann dreimal den tür­ki­schen Pokal und stellte mit 1110 Minuten den Rekord für die längste Zeit ohne Gegentor auf. 2016 benannte der Klub sein neues Sta­dion nach der Ikone.

Als Coach trai­nierte Günes vor Bes­iktas sechs andere tür­ki­sche Ver­eine, vier Mal in Trabzon. Dazu kamen eine Sta­tion beim FC Seoul und vier Jahre als tür­ki­scher Natio­nal­trainer. 2002 führte er die Natio­nalelf zum dritten Platz bei der WM und bekam den Orden des tür­ki­schen Staates für aus­ge­spro­chene Dienste“ ver­liehen. Doch Erfah­rung allein macht noch keinen Top­trainer.

Erfolg trotz Ader­lass

Günes ver­stehe es, die Mann­schaft zu einer Ein­heit zusam­men­zu­fügen“, so Heyn­ckes weiter. Nun, in den zwei­ein­halb Jahren bei Bes­iktas hatte er wegen vieler Abgänge häufig gar keine andere Wahl. Die Titel­ver­tei­di­gung 2016/2017 grenzte an ein Wunder, waren nach der Meis­ter­schaft mit Gökhan Töre, José Sosa und Mario Gomez noch drei der vier wich­tigsten Offen­siv­spieler gegangen.

Und auch in dieser Saison muss Günes ein neues Kon­strukt bauen: Cenk Tosun, Top­tor­jäger und wich­tigster Bau­stein in Bes­iktas’ Angriff, ging in der Win­ter­pause für 22 Mil­lionen zu Everton. 

Günes’ tat­säch­lich größte Stärke liegt jedoch in seiner Fle­xi­bi­lität, seiner tak­ti­schen Anpas­sungs­fä­hig­keit. Obwohl er seine Mann­schaft in den aller­meisten Fällen in einem 4−2−3−1 auf­stellt, gestaltet er es je nach Gegner anders aus. Günes ist Per­fek­tio­nist, ein Beses­sener, der sich akri­bisch auf jeden Gegner vor­be­reitet und seine Mann­schaft dem­entspre­chend auf­stellt. Trotzdem bleiben in seiner Spiel­phi­lo­so­phie einige essen­ti­elle Ele­mente bestehen.