Fans & Anhang
Natürlich ist das Weserstadion ausverkauft, wenn der verhasste HSV vorbeikommt. Knapp 1.000 Polizisten sichern das Nordderby – ausgerüstet mit Kevlar-Westen und einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Bremen, das zusammengerollt ordentlich schmerzen würde, wenn es einem ein Polizist über den Kopf ziehen würden.
Im Urteil steht, dass in Zukunft die DFL für den Wochenendzuschuss der Polizisten zahlen soll. 400.000 Euro zusätzlich kostet es die Stadt Bremen nämlich, für sogenannte Hochrisikospiele Polizisten aus anderen Bundesländern zu holen. Dafür soll jetzt nicht mehr die Stadtkasse herhalten, sondern eben die DFL. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bemerkte dazu zunächst markig, es handle sich um einen „Sieg auf voller Breite“. Anschließend sicherte er sich endgültige das Gelbe Trikot für schiefe Vergleiche, indem er von einem Etappensieg für Bremer Steuerzahler sprach.
Kurzfristig entlasten die Polizisten selbst den armen Steuerzahler – und zwar mit Sonderbußgeldern: 250 Euro kostet es etwa, sich mit Bier in Bremer Straßenbahnen in Stadionnähe erwischen zu lassen. Gleiches gilt für Pyrotechnik, Sturmhauben und Waffen. Kein Wunder, dass HSV-Fans lieber verbal aufrüsten.
„Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt“, schrieben einige HSV-Fans vergangene Woche auf ein Transparent, das sie beim Spiel gegen Leverkusen entrollten. Und der neue HSV-Boss Bernd Hoffmann kündigte an, die angereisten HSV-Fans sollten Bremen mal „so richtig aufmischen“. Klar, man muss die Rhetorik von Frustrierten ernstnehmen, wissen wir ja neuerdings aus der deutschen Politik. Und es ist ja allzu verständlich: Schließlich fühlen sich die Fans des Vorletzten vollkommen abgehängt und von seinen Tabellennachbarn alleingelassen.
Neu-Trainer Bernd Hollerbach ist auch nach vier Versuchen noch kein Dreier gelungen. Das erinnert uns an peinliche Aufreißversuche während des Erasmus-Semesters. Bei dem uns übrigens – Stichwort: Frustfressen – ebenfalls rund 5.000 Hamburger begleitet haben.
Bremen: 1
HSV: 0
Stimmung im Klub
Werders Saisonverlauf gleicht nach der Entlassung von Alexander Nouri einer baufälligen Achterbahn für Kinder. In überaus magenbekömmlichem Tempo geht es auf- und abwärts – dennoch wackelt das Konstrukt bedenklich, jederzeit droht der Absturz. Bremen ist 15., punktgleich mit Mainz auf dem Relegationsplatz. Aber solange Trainer Florian Kohfeldt weiterhin an den richtigen Stellschrauben dreht und Stürmer Max Kruse nach jedem Tor einen Zehntausender für Naschi und Poker-Chips zusteckt, wird das schon.
Komplette Dekonstruktion dagegen in Hamburg: Zunächst verursachte Mittelfeldspieler Vasilije Janjicic angetrunken und ohne Führerschein einen Unfall – und behauptete gegenüber der Hamburger Polizei, es liege eine Verwechslung vor, er sei sein eigener Zwillingsbruder. Den merken wir uns.
Außerdem vergaß Lewis Holtby im Training seine Schienbeinschoner. Jan-Fiete Arp aka der „Brecher von Barmbek“ schlitzte ihm prompt per eingesprungener Blutgrätsche das Schienbein auf.
Bremen: 2
HSV: 0
Geheimwaffe
Auf Bremer Seite eindeutig Ersatztorwart Michael Zetterer, der daran arbeitet, seinen einzigartigen Bundesligarekord auszubauen. Im Hinspiel gegen den HSV hat sich Zetterer bereits seine zweite gelbe Karte im Führungszeugnis verdient – ohne bisher auch nur eine Bundesliga-Minute auf dem Platz gestanden zu haben.
Beim HSV ist man in Vorbereitung auf das Nordderby in Oldschool-Spionage gescheitert. Die Hanseaten hatten eine Art Agenten ins Bremer Trainingsgelände eingeschleust. Von dort aus sollte er die Spielvorbereitungen überwachen. Als Werder-Mitarbeiter den Spion entdeckten, soll sich der Mann herausgeredet haben. Er wolle doch Autogramme! Die ihm Trainer Kohfeldt gönnerhaft zusicherte. Anschließend ließ er den Spion laufen.
Bremen: 3
HSV: 0