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QUADRAT 1 1 für Hochformate 24

Heute wird Bebeto 60 Jahre alt. Dieser Text erschien erst­mals in Aus­gabe #230. Das Heft ist im Shop erhält­lich.


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Bebeto unter­schrieb einen Ver­trag, der Deal für acht Mil­lionen war fix!“

Michael Meier

1992 kam Bebeto gerade aus einer Ver­let­zungs­pause zurück. Er spielte damals bei Vasco da Gama, hatte einen Kreuz­band­riss aus­ku­riert, und aus Bera­ter­kreisen hörte ich, dass er unbe­dingt nach Europa wech­seln wollte. Das war natür­lich inter­es­sant, Bebeto war ein Welt­klas­se­stürmer. Also nahmen wir die Ver­hand­lungen mit seinen Bera­tern auf und einigten uns auch. Für acht Mil­lionen Mark war der Deal fix. Und damit meine ich fix, denn Bebeto unter­schrieb einen Ver­trag. Dem Kicker sagte ich damals: Der Wechsel kann eigent­lich nicht mehr schei­tern.“ Dumm nur: Ohne das Wissen seiner Berater ver­han­delte Bebeto par­allel mit Depor­tivo La Coruna und unter­schrieb auch dort einen Ver­trag. Wes­wegen wir die Fifa ein­schal­teten. Die sprach uns zwar eine Ent­schä­di­gung zu, Bebeto ging aber nach La Coruna, wo er groß auf­spielte. Schade drum, Bebeto in der Bun­des­liga wäre sen­sa­tio­nell gewesen. Jahre später kreuzten sich unsere Wege dann noch einmal. Für das Welt­po­kal­fi­nale 1997 ver­pflich­tete unser Gegner Cru­zeiro noch rasch drei Spieler, unter anderem Bebeto. Er war ja ein melan­cho­li­scher Spie­lertyp, der mit Härte nicht gut umgehen konnte. Das wussten wir, vor allem Stefan Reuter, der Bebeto 90 Minuten lang bear­bei­tete. Das Ergebnis ist bekannt, wir gewannen den Pokal. Das Wie­der­sehen mit Bebeto ver­lief also sehr zu unserer Freude. Zu unserer Scha­den­freude.

Michael Meier war von 1989 bis 2005 im Vor­stand des BVB. Bebeto ging 1992 nach La Coruna und schoss in 159 Spielen 102 Tore. 1994 wurde er Welt­meister.

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Der Manager sagte: Mit dem Exoten können wir nichts anfangen!“

Peter Neururer

Ich war zum Scou­ting in Kiew. Eigent­lich für ein Spiel der A‑Nationalmannschaft, aber vorher spielte die U21, also sah ich mir die auch an. Und sah den blut­jungen Andrij Schewtschenko. Ich wusste sofort: Das ist eines der größten Stür­mer­ta­lente über­haupt, ein poten­ti­eller Welt­star. Unglaub­lich dyna­misch, beid­füßig, tech­nisch groß­artig. Keine Kante, im Gegen­teil, aber den­noch unfassbar durch­set­zungs­stark. Und dann dieser Tor­ab­schluss. Ich sprach ihn nach dem Spiel an, er war ein ver­schüch­terter Junge, der mit dem Westen nichts zu tun hatte. Aber er war sehr angetan davon, gera­dezu freudig erregt, zum 1. FC Köln zu wech­seln. Also han­delte ich noch in Kiew den Deal aus, mit Walerij Loba­now­skyj, der damals in der Ukraine quasi für alles zuständig war. Die Ablö­se­summe war lächer­lich, wir hätten 150 000 Mark bezahlt. Ich rief den dama­ligen Prä­si­denten Klaus Hart­mann an und sagte ihm, dass ich einen Spieler an der Angel habe, den ich für einen kom­menden abso­luten Super­star halte. Hart­mann gab das weiter an den dama­ligen Manager Karl-Heinz Rühl. Der sagte sinn­gemäß: Mit diesen Exoten vom Neururer können wir nichts anfangen.“ Und holte dann Goran Vucevic. Na, Glück­wunsch. Den konnte ich höchs­tens fürs Fuß­ball­tennis gebrau­chen. Wenig später bezahlte der AC Milan fast 40 Mil­lionen Mark für Andrij Schewtschenko. Wäh­rend der 1. FC Köln abstieg. Ich habe Schewtschenko nie wie­der­ge­sehen. Außer im Fern­sehen, in der Cham­pions League.

Peter Neururer ret­tete den FC 1996 vor dem Abstieg, 1997 wurde er ent­lassen. Schewtschenko wech­selte 1999 zu Milan und machte 175 Tore in 322 Spielen.

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Can­tona bei Bayer Uer­dingen? Wir ent­schieden uns, das nicht zu ver­folgen.“

Horst Wohlers

Als ich 1990 Chef­trainer in Uer­dingen war, suchten wir Ver­stär­kung für die Offen­sive. Zum Scou­ting fuhr ich nach Zagreb und sah mir ein Spiel von Dinamo an. Dreh- und Angel­punkt: Zvo­nimir Boban. Ein Rie­sen­fuß­baller, Typ Spiel­ma­cher, aber auch selbst extrem tor­ge­fähr­lich. Er war erst 21 Jahre alt, aber strahlte eine unglaub­liche Gelas­sen­heit auf dem Platz aus. Nach dem Spiel lernten wir uns kennen und gingen in ein Restau­rant, um über einen mög­li­chen Wechsel zu spre­chen. Auch sein Berater und ein, zwei andere Spieler, die für uns inter­es­sant waren, waren dabei. Neben dem Platz war Boban genau wie auf dem Platz: sehr gelassen, sehr locker. Ich hatte aller­dings gleich das Gefühl, dass sein Berater ihn lieber nach Ita­lien bringen wollte, und so kam es später dann ja auch. Man muss sagen, dass wir als Bayer Uer­dingen eine Nummer zu klein waren. Da half es auch nichts, dass ich Boban erzählte, die Bun­des­liga sei eine der stärksten Ligen der Welt. Wir waren halt nicht Bayern Mün­chen. Trotzdem blieben wir noch ein paar Wochen in Kon­takt und ver­suchten alles, wir wollten ihn unbe­dingt, und zwi­schen­zeit­lich dachten wir auch, es klappt. Aber letzt­lich ließ es sich nicht rea­li­sieren. Als Trainer blutet dir da das Herz, wenn du so nah dran bist, so einen Spieler zu bekommen. Genauso wie bei einem anderen Star, der mir zu der Zeit ange­boten wurde: ein gewisser Eric Can­tona. Eines Tages klin­gelte mein Telefon und ein Berater war am Apparat. Ob der Can­tona nicht einer für Bayer Uer­dingen wäre, fragte er mich. Can­tona war damals bei Mar­seille und hatte in Frank­reich schon diverse Skan­dale hinter sich, aber mit schwie­rigen Typen kannte ich mich aus. Ich weiß aber bis heute nicht, wie ernst­haft dieses Angebot war. Wir ent­schieden uns, das nicht zu ver­folgen, weil wir von vorn­herein dachten, dass Can­tona eine Nummer zu groß für uns ist.

Horst Woh­lers war 1989/90 Trainer bei Uer­dingen. Boban holte mit Milan die Cham­pions League, Can­tona gewann mit Man United viermal die Pre­mier League.

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Ralf Rang­nick flog nach Bra­si­lien und über­reichte Ronaldo ein VfB-Trikot.“

Dieter Hoeneß

Ich hatte sehr gute Kon­takte nach Bra­si­lien, eines Tages bekam ich einen Anruf. Da gebe es einen 17-jäh­rigen Mit­tel­stürmer, der für Furore sorgt und den wir uns unbe­dingt anschauen müssten. Ein Rie­sen­ta­lent, und für 3,5 Mil­lionen Dollar zu haben. Ich sah mir, wie es damals üblich war, ein paar Video­kas­setten des Jungen an. Mir war schnell klar: Wenn sich nur die Hälfte dessen, was auf den Kas­setten zu sehen war, live bestä­tigte, redeten wir hier über einen kom­menden Welt­star. Weil ich selbst ver­hin­dert war, bat ich Ralf Rang­nick, nach Bra­si­lien zu fliegen, um sich live ein Bild von Ronaldo zu machen. Rang­nick war damals unser Jugend­ko­or­di­nator, und ich wusste, dass er ein gutes Auge für Spieler hatte. Er rief mich direkt nach dem Spiel an: Dieter, wir müssen den holen. Sofort. Wir dürfen keinen Moment zögern.“ Ich hatte Ralf ein VfB-Trikot mit­ge­geben, das er Ronaldo nach dem Spiel über­reichte. Und auch Ronaldo konnte sich einen Wechsel zum VfB Stutt­gart vor­stellen. Also ging ich zu Prä­si­dent Ger­hard Mayer-Vor­felder und sagte ihm: Wir haben einen Aus­nah­me­stürmer an der Angel und können ihn haben. Er kostet aller­dings 3,5 Mil­lionen Dollar.“ Das war damals viel Geld, ins­be­son­dere für einen 17-jäh­rigen Bra­si­lianer, der Europa noch nicht kannte. Mayer-Vor­felder hatte schon eine gewisse Risi­ko­be­reit­schaft, aber bei Ronaldo konnte er nicht über seinen Schatten springen. Auch nach einigen Gesprä­chen nicht. Ich konnte das auch ver­stehen, der VfB schwamm damals nicht im Geld und der Transfer war trotz allem mit Risiko behaftet. Aber natür­lich habe ich Ronaldo eine kleine Träne nach­ge­weint. Wenige Monate später ging er zu PSV Eind­hoven, der Rest ist bekannt. Wir haben für den Sturm wei­ter­ge­sucht und waren auch kurz an Ivan Zamo­rano dran. Aber auch da schei­terte der Wechsel am Geld. Wir holten dann Gio­vane Elber, und das war ja auch ein phan­tas­ti­scher Transfer. Wobei ich ein Magi­sches Dreieck mit Ronaldo gern gesehen hätte. Übri­gens: Wir scou­teten neben Ronaldo damals noch einen anderen Spieler in Bra­si­lien, einen jungen Spiel­ma­cher namens Dener. Dener war eben­falls ein Aus­nah­me­ta­lent und eine ganz tra­gi­sche Geschichte. Nach dem Spiel, in dem ihn Ralf Rang­nick beob­achtet hatte, fuhr er mit einem Freund nach Hause. Und kam bei einem Auto­un­fall ums Leben.

Dieter Hoeneß arbei­tete von 1990 bis 1995 im Vor­stand des VfB Stutt­gart. Ronaldo wurde Welt­meister und dreimal Welt­fuß­baller des Jahres.

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Wir suchten schon ein Haus für Gullit am Starn­berger See.“

Markus Hörwick

Ruud Gullit war 1988 das, was Cris­tiano Ronaldo heute ist. Ein abso­luter Super­star, Spiel­ma­cher beim AC Mai­land, amtie­render Welt­fuß­baller. Und es war alles klar mit ihm. Der Ver­trag war ver­ein­bart, Gullit hatte die medi­zi­ni­sche Unter­su­chung bei Dr. Müller-Wohl­fahrt hinter sich und die Zehn als Tri­kot­nummer war fest­ge­legt. Wir suchten sogar schon ein Haus für ihn am Starn­berger See. Um 14 Uhr sollte er zur Ver­trags­un­ter­zeich­nung auf die Geschäfts­stelle kommen. Es waren alle da: Becken­bauer, Rum­me­nigge, Hoeneß, Scherer. Ich hatte die Pres­se­mit­tei­lung fertig: Ruud Gullit ist Spieler des FC Bayern Mün­chen“. Um 14 Uhr kam er dann und sagte, er müsse noch einmal mit seiner Frau tele­fo­nieren. Er ging aus dem Raum, kam wenig später wieder und sagte: Ich werde diesen Ver­trag nicht unter­schreiben“. Wir waren fix und fertig. Anschei­nend hatte seine Frau Bedenken wegen Ras­sismus in Deutsch­land. Wir konnten nichts machen.

Markus Hör­wick war von 1983 bis 2016 Pres­se­spre­cher der Bayern. Gullit gewann 1988 die EM mit Hol­land und 1989 und 1990 den Lan­des­meis­tercup mit Milan.

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Mara­dona wollte 15 000 Dollar pro Spiel – das habe ich mich nicht getraut.“

Helge Achenbach

Ein Freund sagte mal: Betrachte Fuß­ball wie Kunst. Mara­dona für For­tuna!“ Das gefiel mir, also sollte unsere Manager Frank Mill im Sommer 1997 her­aus­finden, ob wir Mara­dona kriegen können. Nach ein paar Wochen kam er zu mir und sagte: Jetzt habe ich ihn. Wir können ihn kriegen.“ Mara­dona war damals schon 37 und wollte 15 000 Dollar pro Spiel plus Hand­geld. Das habe ich hoch­ge­rechnet – und habe mich dann nicht getraut, das Ding durch­zu­ziehen. Im Nach­hinein totaler Wahn­sinn. Mara­dona im eis­kalten Rhein­sta­dion, das wäre toll gewesen. Als er jetzt starb, habe ich wirk­lich eine Träne ver­drückt.

Helge Achen­bach war ab 1997 fünf Jahre Prä­si­dent der For­tuna. Diego Mara­dona bestritt am 25. Oktober 1997 sein letztes Pro­fi­spiel: River Plate – Boca Juniors 1:2.