Rayo Vallecano hat den FC Barcelona in dieser Saison zweimal besiegt. Als erster spanischer Aufsteiger überhaupt. Das Team steht im Tabellenmittelfeld und kann quasi nicht mehr absteigen. Wie hat Trainer Andoni Iraola das hinbekommen?
„Wir wollten ein bisschen höher stehen, insbesondere bei Barca-Ballbesitz. Es war wichtig, ihre Pässe früh zu unterbinden und Busquets nicht ins Spiel kommen zu lassen“, sagte Trainer Iraola. Das sei der Mannschaft gelungen. Zudem habe die Solidarität zwischen den Spielern und ihr Wille gestimmt. Torschütze Alvaro sprach ähnlich pathetisch von einem „Sieg der Seele“.
Mit Barcelona hingegen, das etliche Chancen vergeben hatte und zwei nicht gegebene Elfmeter beklagte, gingen die spanischen Medien hart ins Gericht. Nach der dritten Heimniederlage in Serie für Barca-Coach Xavi titelte Diario AS: „Willkommen im Tunnel des Schreckens“.
Rayos Erfolgsrezept ist nicht zuletzt auf eine gute Defensivstruktur zurückzuführen. Nach Ballverlust wird direkt gepresst, die gesamte Mannschaft arbeitet kollektiv gegen den Ball. Mit nur 38 Gegentreffern stellt Rayo Vallecano die neuntbeste Verteidigung der Liga – und hat damit sogar einen Gegentreffer weniger kassiert als das defensivstarke Atletico Madrid.
Schlüssel in der Defensive ist die Achse um das Innverteidiger-Duo aus Alejandro Catena und Esteban Saveljic, die das Aufbauspiel geduldig ausführen. Der 22-jährige Fran Garcia und Ivan Balliu auf den Außen komplettieren die Viererkette. Gerade Fran Garcia gilt als großes Versprechen. Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Real Madrid, das 50 Prozent an den Spielerrechten hält, wird er als Option für die linke Abwehrseite gehandelt – die Position von Marcelo, der den Klub zum Saisonende verlassen wird. Die rasante Entwicklung, die Garcia bei Rayo genommen hat, ist den Verantwortlichen bei Real nicht entgangen. Ein Verbleib bei Rayo gilt als unwahrscheinlich.
Mit 33 Millionen Euro stellt der Klub aus Vallecas den zweitniedrigsten Startelf-Marktwert. Im Vergleich: Barcas teuerste Startelf hatte in diesem Jahr einen Marktwert von 387 Millionen Euro. Vor der Saison hatte Rayo für 4,3 Millionen Euro neue Spieler geholt, unter denen sich auch Falcao (ablösefrei von Galatasaray Istanbul), Maras (ausgeliehen von UD Almeria) und eben Fran Garcia (von Real Madrid Castilla) befinden. Garcia alleine hatte 2 Millionen Euro gekostet.
Außer vier neuen Spielern ist die Startelf dieselbe geblieben wie noch im vergangenen Aufstiegsjahr. Iraola bleibt seinem System treu und setzt auf Kontinuität. Dabei hat er eine gute Mischung aus erfahrenen – Falcao ist inzwischen 36 Jahre alt, die offensiven Außenspieler Alvaro und Oscar jenseits der 25 Jahre – und jungen aufstrebenden Spielern wie Garcia gefunden.
Gegen Klubs wie Bilbao (2:1) und Valencia (zweimal 1:1) gelangen, neben den zwei Siegen gegen Barcelona, zudem weitere Achtungserfolge. Gegen die Lokalrivalen Real und Atletico Madrid setzte es hingegen knappe Niederlagen. In der Hauptstadt Spaniens bleibt Rayo Vallecano somit dritte Kraft – und darf dank des So-gut-wie-Klassenerhalts in der kommenden Saison einen neuen Anlauf auf einen Derbysieg nehmen.