Sie hatten sich wochenlang auf die Reise nach England gefreut. Doch dass der FC Magdeburg ein Testspiel auf der Insel austragen würde, stand lange auf der Kippe. Am Ende wurde es eines der kuriosesten Trainingslager der neueren Fußballgeschichte.
Und am Montagnachmittag, 15 Uhr Ortszeit, war es dann doch endlich soweit: Der fehlende Wettbewerbscharakter, die frühe Anstoßzeit und das dementsprechend gespenstisch leere Stadion versprühten zwar nicht gerade Europacup-Atmosphäre, letztendlich taten wohl rund 1.000 Clubfans im Gästeblock dennoch ihr Bestes zum Ausklang ihrer nervenzehrenden England-Reise und dankten der Mannschaft deren Mühen mit (wieder einmal) fantastischer Unterstützung. Die wiederum ließ sich auch nicht lange bitten und machte mit einem 3:2‑Auswärtserfolg beim Uefa-Cup-Achtelfinalisten von 2008 das blau-weiße Glück perfekt.
Traum erfüllt
Fans und Spieler der Wanderers sowie die englische Presse sprachen anschließend begeistert über den Auftritt des Magdeburger Anhangs. „The stadium rocked to the chants of hundreds of FC Magdeburg fans“, schrieb etwa „The Bolton News“. Und zu guter Letzt bekam auch Torhüter Jan Glinker noch seinen ganz persönlichen Song. „Wir sind Magdeburg, wir sind Magdeburg, wir sind international. Nur der Glinker, nur der Glinker, fährt mit Heiko Autobahn“, sang der Gästeblock.
Dass aus einer Woche Trainingslager schließlich ein magerer Kick am Montagnachmittag wurde – geschenkt. Dass die Wanderers eine bessere U23 ins Rennen schickte, das Spiel praktisch nicht bewarb und weite Teile des Stadions sperrte – auch geschenkt. Denn mit der Reise auf die Insel ist für hunderte Magdeburger ein Traum in Erfüllung gegangen.
Wahnsinn und eigener Anspruch
Ein mitgereister Anhänger sagte gegenüber 11Freunde: „Dass die Mannschaft nach der Absage des Trainingslagers am Freitag dann doch noch extra für ein eigentlich völlig wertloses Testspiel herkommt, zeigt einfach wie stark der Zusammenhalt ist. Fast 30 Jahre hat der Club nicht mehr im Europapokal gespielt. Und dann fahren auf einem Montag knapp 800 Magdeburger nach Bolton. Das ist zugleich Wahnsinn und unser eigener Anspruch – die Größten der Welt zu sein.“
Dass man sich also in Magdeburg gewohnt überschwänglich selbstbewusst zeigt – auch das ist angesichts der Bilder aus England geschenkt.