Sie hatten sich wochenlang auf die Reise nach England gefreut. Doch dass der FC Magdeburg ein Testspiel auf der Insel austragen würde, stand lange auf der Kippe. Am Ende wurde es eines der kuriosesten Trainingslager der neueren Fußballgeschichte.
Ebenso wie hunderte FCM-Fans, die schon in England unterwegs waren, dürften auch Torhüter und Zeugwart einen gehörigen Schrecken bekommen haben, als sie am Freitagnachmittag auf ihr Handy schauten. Mittlerweile war der Winter auch in England angekommen und die Greenkeeper der Bolton Wanderers machten den Trainingslager-Plänen der Magdeburger einen Strich durch die Rechnung: Sämtliche Naturrasenplätze waren bis auf Weiteres gesperrt!
Cheftrainer Jens Härtel entschied sich spontan das heimische Trainingsgeläuf dem britischen Regen vorzuziehen und die Reise abzusagen. In den sozialen Netzwerken brach ein Sturm der Entrüstung los – Urlaub schön und gut, aber ohne das eigene Team macht ein Ausflug in die nordenglische Einöde nun wirklich wenig Sinn.
Heiße Drähte auf der Geschäftsstelle
Im Angesicht des Fan-Ärgers dürften auf der Magdeburger Geschäftsstelle also am späten Nachmittag die Drähte heiß gelaufen sein. Bereits knappe zwei Stunden nach der Absage der Reise verkündete der Club zu prüfen, ob zumindest die Austragung des Testspiels machbar sei. Viertel vor acht am Freitagabend dann die kollektive Erlösung: Dem 1. FC Magdeburg sei es „wichtig, sich trotz der Absage des Kurztrainingslagers seinen Fans im Mutterland des Fußballs zeigen zu können“, erklärten die Vereinsoffiziellen. Man werde am frühen Montagvormittag nach England reisen und gegen die Bolton Wanderers antreten.
Damit konnte die Fußball-Party der mitgereisten Fans endgültig beginnen. In diversen britischen Stadien wurden groundhoppende und feiernde Gruppen der Blau-Weißen gesichtet. Erste Fans hatten sich bereits im stadioneigenen Hotel mit Blick aufs Spielfeld in Bolton eingebucht und verfolgten am Samstag die FA-Cup-Drittrundenniederlage der Wanderers gegen Premier-League-Team Huddersfield. Gar 200 FCM-Anhänger schlugen in Wrexham kurz hinter der walisischen Grenze auf, brachten Gastgeschenke und supporteten die Heimelf. Mit dem Verein verbindet den FC Magdeburg seine eigene Geschichte: Bereits 1979 trat man auf internationalem Parkett gegen die Waliser an. Der Flugangst-geplagte Torwart Glinker musste sich derweil im Fitnessraum des Hotels beschäftigen – zu einem ordentlichen Training auf englischem Boden sollte es ja nicht mehr kommen.