Es hat zwei Jahre gedauert, doch jetzt wird Renato Sanches beim FC Bayern immer wichtiger. Dafür gibt es gute Gründe. Einer davon sitzt auf dem Trainerstuhl.
Der hatte schon bei Eintracht Frankfurt bewiesen, wie gut er es versteht, mit jungen Spielern umzugehen, die gemeinhin nicht unbedingt als „Vorzeigeprofis“ bekannt sind. Bestes Beispiel: Ante Rebic. Kovac erkannte die Parallen. Sanches komme „wie Ante aus einem anderen Land. Deswegen muss man Verständnis aufbringen, wenn sich einer nicht gleich in eine ganz andere Gesellschaft integrieren kann.“
Den Kroaten, der ebenfalls früh als gescheitert galt, machte Kovac zum Topspieler in der Bundesliga und bei der Weltmeisterschaft in Russland. Für Sanches nahm er sich Ähnliches vor: „Ich werde versuchen, ihn so zu integrieren, dass er sich hier wohlfühlt.“
Auch wenn Sanches und Rebic positionell grundverschiedene Fußballer sind, haben sie nicht nur den steinigen Weg gemeinsam: Physis, die sie im Eins-gegen-eins unschlagbar machen kann. Explosivität, die sie an Gegenspielern förmlich vorbeikatapultiert. Aggressivität und Ausdauer, dass man sich manchmal sorgen machen muss, sie könnten ihrem Gegenspieler gleich wortwörtlich in die Wade beißen.
Eine Mischung aus James und Javi
Kovac gab Sanches das Vertrauen und bekam als Gegenleistung einen Spielertypen, der dem FC Bayern bei erster Betrachtung der Transferbilanz des letzten Sommers fehlte. Gerade nach dem Abgang von Arturo Vidal. Ein Achter, der Aggressivität und Physis mit Übersicht und Spielintelligenz kombiniert.
Sanches ist eine Art Hybrid-Spieler aus Feingeist und Zerstörer, aus Bollwerk und Dosenöffner, aus James und Javi – das beste aus zwei Welten. Dafür musste Kovac ihn nicht neu erfinden, sondern ihn lediglich zu Bestleistungen antreiben.
Schon im Juli attestierte er ihm Fähigkeiten, „die man in der Bundesliga nicht alltäglich sieht“. Heute sagt er: „Er ist jetzt angekommen.“ Spätestens seit dem Champions-League-Spiel bei seinem Ex-Klub Benfica, als Sanches traf, die Heim-Fans sich zu stehenden Ovationen erhoben und Kovac nach dem Spiel von einer „einzigartigen“ Leistung sprach. Denn an jenem Abend konnte man sich wieder sicher sein, einen zukünftigen Weltstar spielen zu sehen.