Heute beginnt die Runde der besten Acht bei der WM. Grund genug, um auf die denkwürdigsten Viertelfinalspiele der WM-Geschichte zurückzublicken.
Die Geschichte des nordkoreanischen Fußballs bei der WM 1966 ist eine der kuriosesten. Nur durch eine Reihe von Zufällen nahm der Verband überhaupt an dem Turnier teil. Eigentlich hätten sich die Nordkoreaner gegen Australien, Südkorea und Südafrika durchsetzen müssen, um dann einen Startplatz gegen drei weitere afrikanische Mannschaften auszuspielen. Doch nach dem Verzicht aller afrikanischen Verbände, dem Ausschluss Südafrikas und einem Protest Südkoreas, genügten zwei Siege gegen Australien. Bei der WM sorgte Nordkorea dann für die größte Überraschung, als Pak Doo-ik, ein Militärzahnarzt, das 1:0 gegen Italien gelang. Der Titelfavorit schied aus. Und im Viertelfinale führten die Nordkoreaner bereits mit 3:0 gegen Portugal, ehe die Stunde von Eusébio schlug. Im wahrsten Sinne: Innerhalb von knapp 60 Minuten traf der portugiesische Wunderstürmer viermal und bereitete das 5:3 vor. Dieses Viertelfinale gilt bis heute als eines der dramatischsten WM-Spiele.
Wann beginnt eigentlich ein Fußballmärchen? Wenn ein Außenseiter gewinnt? Wenn der Kapitän einen Pokal in die Höhe stemmt, während Menschen auf der Tribüne zu weinen beginnen? Oder genügt es, wenn ein Lockenkopf einen Notizzettel aus seinem Stutzenstrumpf nestelt? Natürlich, die Euphorie bei der Heim-WM war in Deutschland auch schon zu spüren vor dem Erreichen des Viertelfinals, bei dem der Gastgeber auf Argentinien treffen sollte. Doch erst mit dem epochalen Sieg im Elfmeterschießen legte die Nationalmannschaft auch eine sportliche Basis für die Schlandfahnen an den Fensterscheiben deutscher Autofahrer.
Bis zu welchem Moment ist ein Sieg noch verdient? Und vor allem: War das, dieser Sieg Uruguays, noch gerecht? In der 120. Minute hatte Ghanas Dominic Adiyiah aufs Tor geköpft, und Luis Suarez, der auf der Linie stand, klärte den Ball im Stile eines Weltklassetorhüters mit der Hand. Rote Karte, Elfmeter – eigentlich war Ghana schon weiter. Allein aus Gerechtigkeitsgründen. Doch während sich Suarez nervös im Spielertunnel auf die Hände biss, setzte Asamoah Gyan den Strafstoß an die Latte. Die Kameras fingen den jubelnden Suarez ein. Was folgte waren noch mehr Elfmeter. Gyan trat sofort wieder an, traf, doch John Mensah und Adiyiah verschossen. Für Ghana und Luis Suarez war das Turnier beendet, für Uruguay nicht.
Der WM-Titel von 1934, so ist zu lesen, ist bis heute von Bestechungsvorwürfen überschattet. Italiens Diktator Benito Mussolini hatte das Turnier als propagandistisches Mittel erkoren, Fußball geriet zur Werbeplattform seines Regimes. Und Italien sollte um jeden Preis gewinnen. Hatte die Squadra Azzurra im Achtelfinale noch die USA mit 7:1 bezwungen, galt es eine Runde später eine richtig harte Nuss zu knacken: Spanien. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung stand es 1:1. Und weil der Fußball das Elfmeterschießen zu dieser Zeit noch nicht kannte, wurde tagsdrauf ein Wiederholungsspiel angesetzt. Ob das Spiel verschoben war? Nun ja: Als Italiens Giuseppe Meazza zum Kopfball hochstieg und das Tor erzielte, stützte er sich klar bei Spaniens Torwart Zamora auf. Danach wurden den Spaniern zwei Elfmeter verweigert und zwei klare Tore abgesprochen. Protestieren konnte der Gast sowieso nicht mit voller Stärke: Drei spanische Spieler mussten das Spiel vorzeitig verletzt beenden, Auswechslungen gab es damals noch nicht, ein Platzverweis gegen die hackenden Italiener wurde nicht ausgesprochen. Noch schlimmer nur: Auf dem Weg zu Italiens Weltmeisterschaft war es nicht einmal die dreisteste Hilfe eines Schiedsrichters.