Als Spieler war Vasile Miriuta ein Künstler. Jetzt ist er zurück in Cottbus. Als Trainer. Wie arbeitet einer, der früher erst Freistöße versenkte und dann mit Zigarre feierte?
Existiert so eine Italiener-Runde auch in der aktuellen Mannschaft?
Kurz nachdem ich hier anfing, empfahl ich den Spielern ein gutes Restaurant. In der ersten Woche trafen sich dort zwei, drei Jungs zum Essen. In der nächsten Woche waren es bereits acht. Es funktioniert also.
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie unter der Woche durch Cottbus laufen und sehen würden, wie zwei Ihrer Spieler sich mit Champagner zuprosten?
Wenn ich weiß, dass diese Spieler ihren Job mit aller Gewissenheit ausüben, warum sollte ich mich dann in ihren Feierabend einmischen? Ich muss als Trainer auch die Sicherheit genießen können, meinen Spielern zu vertrauen.
Von Ihnen stammt der schöne Satz: „Alles beginnt im Kopf. Ohne Kopf kannst du nicht spielen.“ Gilt das auch für die Arbeit als Trainer?
Natürlich. Trainer sein heißt vor allem: Kommunikation. Insbesondere mit den Spielern. 25, 26 junge Männer, jeder unterschiedlich gestrickt. Schon alleine deshalb ist der Kopf vielleicht noch wichtiger für einen Trainer.
Welchen Fußball wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen?
Unser Spiel in Cottbus kann nur dann Erfolg haben, wenn wir sehr stabil in der Defensive stehen. Kein Gegentor bedeutet schon mal einen Punkt. Und aus dieser Stabilität heraus lässt sich was aufbauen.
Wann erkennt man als Trainer, dass die Mannschaft die eigenen Ideen verstanden hat?
Am 13. Spieltag gegen Dresden gab es so eine Szene. Wir waren im Angriff, verloren den Ball, attackierten aber sofort wieder und erzwangen damit eine große Chance für Sukuta-Pasu. Das führt zwar nicht zum Torerfolg, aber wir gewannen trotzdem (Cottbus, zu diesem Zeitpunkt auf Platz 17, gewann gegen Tabellenführer Dynamo mit 1:0, d. Red.).
Sie waren als Spieler ein Künstler. Solche Typen wie Sie finden sich im aktuellen Kader nicht.
Das macht nichts. Im Moment brauche ich harte Arbeiter und die habe ich zur Verfügung. Vor der Kunst steht die Arbeit.
Und wie hart arbeitet der Künstler Vasile Miriuta?
Ein guter Trainer ist der härteste Arbeiter im Verein. Und ich will ein guter Trainer sein. Also bin ich morgens der Erste und abends der Letzte. Wer nach der aktiven Karriere lieber eine ruhige Kugel schieben möchte, sollte nicht Trainer werden.
Wie inspiriert sich ein junger Trainer für seine Arbeit?
Die Idee für den „richtigen“ Fußball musst du selbst mitbringen. Und der Rest ist Arbeit, Erfahrung und Offenheit. Dabei helfen Hospitationen bei anderen Klubs, Bücher, Spielanalysen. Wobei man sich auch dabei immer klar sein muss, welche Möglichkeiten man zur Verfügung hat. Soll heißen: Ich kann mir zwar ein Training vom FC Chelsea anschauen und mich von José Mourinho begeistern lassen, aber mir muss bewusst sein, mit welchen Klasse-Spielern er arbeiten kann.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Teamcoaching“ von Rinus Michels. Darin geht es zum Beispiel darum, wie man es schafft, mit einem 4 – 1‑4 – 1‑System einen Gegner zu verteidigen, der mit 4−2−4 aufläuft. So etwas gefällt mir.