Werder Bremen befindet sich im freien Fall. Beim Debakel gegen Mainz zeigte die Mannschaft spielerische Auflösungserscheinungen. Trotzdem soll Florian Kohfeldt weiterhin im Amt bleiben – und das ist genau richtig.
Und auch, wenn dieses Selbstverständnis momentan abhanden gekommen zu sein scheint, ist Florian Kohfeldt reflektiert genug, eigene Fehler sowie die seiner Mannschaft zu erkennen, in der Winterpause anzugehen und abzustellen. Für die Verletzungsmisere, die mit Niclas Füllkrug, Ömer Toprak, Kevin Möhwald und Philipp Bargfrede nicht nur zwei Neuzugänge, sondern vor allem vier robuste Spieler traf, die so dringend für die Physis im Bremer Spiel benötigt werden, ist der 37-Jährige nicht verantwortlich. Für die mangelnde Aggressivität seines Teams, die unterirdische Zweikampfquote und nur zwei Verwarnungen trotz der desaströsen Leistung gegen Mainz, schon eher.
Diese fußballerischen Grundlagen muss Florian Kohfeldt dringend in sein technisch ausgelegtes System implementieren. Dass er in der Lage ist, in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, hat er schon bewiesen – nämlich als er Werder vor zwei Jahren übernommen hat. Damals musste Kohfeldt den umgekehrten Weg bestreiten: Zwar stimmte die kämpferische Leistung, spielerisch haperte es jedoch an allen Ecken und Enden. Auch wenn die Resultate auch zu diesem Zeitpunkt vorerst ausblieben, gelang es dem Trainer später in beeindruckender Manier, die Hanseaten aus dem Tabellenkeller zu befördern.
#TeamKohfeldt
Damit sich diese Entwicklung wiederholt, braucht Florian Kohfeldt Selbstbewusstsein und Rückendeckung. Dafür sind Erfolgserlebnisse unabdingbar, und dafür muss Werder spätestens in der Rückrunde wieder anfangen zu gewinnen. Dass die Bremer aber auch außerhalb der sportlichen Führungsetage weiter in ihren Trainer vertrauen, zeigten die Reaktionen nach dem 0:5 in beeindruckender Art und Weise: Alle Spieler stellten sich geschlossen hinter ihren Coach, die Fans in der Ostkurve blieben auch nach Spielende, um ihre Rückendeckung zu demonstrieren.
Ein Anhänger auf Twitter ging sogar noch weiter: „Was Florian Kohfeldt hier aufgebaut hat, ist unglaublich. Wir sind nicht nur stolz auf unseren Trainer, wir sind auch #TeamKohfeldt, wenn das bedeutet, dafür in die zweite Liga gehen zu müssen.“ Soweit wird jedoch selbst Werder nicht gehen. Bei ausbleibenden Ergebnissen im Januar und Februar wäre auch der so beliebte Übungsleiter nicht mehr zu halten. Dazu wird es aber nicht kommen, wenn Florian Kohfeldt ein zweites Mal die Bremer Spielweise adaptiert – und Werder seiner Maxime treu bleibt.