Thomas Schaaf springt als Feuerwehrmann ein, Pal Dardai pafft und Sascha Mölders wütet: Unser neuer Newsletter „11FREUNDE am Morgen“.
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Nun also Thomas Schaaf. Der Retter bekam viel Lob vorab: „Er ist der erfahrenste Mann und hat bewiesen, dass er mit solchen Situationen umgehen kann“, sprach der Geschäftsführer zuversichtlich und der so Gepriesene hatte eine klare Vorstellung davon, was jetzt zu tun ist: „Ich will den Spielern positives Denken vermitteln und die Negativ-Erlebnisse aus den Köpfen kriegen“. Gesagt hat das natürlich, ihr habt´s gleich gemerkt, Jörg Berger, als er im Jahre 2009 von Arminia Bielefeld für das letzte Saisonspiel verpflichtet wurde, um irgendwie doch noch den Klassenerhalt hinzubiegen. Funktioniert hat es nicht, Arminia stieg sang- und klanglos ab. Und hinterher wussten natürlich alle vorher, was das für eine bescheuerte Idee gewesen war.
Es ist also ein hohes Risiko, dass der SV Werder und Thomas Schaaf da gehen, mit dem kurzfristigen Rauswurf Florian Kohfeldts und der Installierung von Thomas Schaaf als Retter in höchster Not – getrieben von der vagen Hoffnung, dass Schaaf der Mannschaft doch noch die richtigen Worte mit auf den Weg gibt, die die zutiefst verunsicherte Truppe aufrichten und gegen Borussia Mönchengladbach zu drei Punkten und zum Klassenerhalt tragen.
Das kann fürchterlich schief gehen. Und dann wird vor allem Geschäftsführer Frank Baumann die ganze Wut abbekommen, über den jahrelangen Niedergang des Klubs, die Fehleinkäufe en gros, den viel zu lange nicht und dann zu spät erfolgten Rauswurf des Trainers. Was sich eben so angestaut hat. Aber nicht vergessen werden sollte bei alledem, dass sich Werder Bremen immerhin bemüht hat, einen eigenen Weg zu gehen, weg von der Hektik und Kurzatmigkeit, mit der Profiklubs sonst ihre Geschäfte betreiben. Es ist zu wünschen, dass Werder, wenn es denn hinunter in die zweite Liga geht, diesen Weg weiter verfolgt.
Und wer weiß, vielleicht klappt es ja doch. Dann muss die Mannschaft direkt nach dem Schlusspfiff zum Flughafen fahren und in eine Propellermaschine dieser legendären ostfriesischen Fluglinie (Name vergessen) steigen, eine Schleife über Bremen drehen und dann wieder landen, Thomas Schaaf hält die Werder-Fahne aus dem Fenster und Arnd Zeigler streamt die ganze Sause auf Facebook.
Flügelzange. Eigentlich hätte Hannover 96 die ohnehin verkorkste Saison nun auch in Ruhe ausklingen lassen können, nachdem es sportlich um nichts mehr geht und als Trainer mit Jan Zimmermann der absolute Wunschkandidat (nach dem absoluten Wunschkandidaten Steffen Baumgart) verpflichtet wurde. Nun gab es am Wochenende aber nochmal Ärger, weil 96-Kapitän Dominik Kaiser in einer Videobotschaft seinem Ex-Klub RB Leipzig viel Glück fürs Pokalfinale gewünscht hatte. Einige Fans hatten daraufhin am Maschsee ein Plakat mit dem Spruch „D. Kaiser: Wir verleihen dir gerne Flügel!“ aufgehängt. Was offenbar im Klub für mächtig Aufregung sorgte und zu einer kollektiven Bekundung führte: „Die komplette Mannschaft und der Klub stehen selbstverständlich geschlossen hinter Dominik Kaiser“, hieß es kurze Zeit später auf Twitter. Nun ist das Plakat tatsächlich eine übertriebene Reaktion auf eine eher harmlose Videobotschaft. Und wenn es tatsächlich im Profifußball ein Problem ist, im Lebenslauf mal RB Leipzig als Arbeitgeber stehen zu haben, kann man den Betrieb auch gleich dicht machen. Warum aber der Klub mit seinem Statement den Eindruck erweckt, das in der Wortwahl völlig harmlose Plakat sei eine Art zivilisatorischer Dammbruch, wird auch ein Rätsel bleiben. Gut, dass bald Sommerpause ist.
„Natürlich tut es weh. Eines muss man auch klar sagen: Wir hatten es nicht verdient. Dafür musst du mehr leisten und das haben wir nicht getan. Du musst dir so etwas verdienen“
Wacklige Angelegenheit. Statt Sitzkissen brachten diese Zuschauer beim finnischen Zweitligakick zwischen Kokkolan Pallo Veikot und FC TPS Turku ihre Fahrräder mit, stiegen auf Sattel und Lenker und hatten so einen perfekten Blick aufs Spiel.
Bestes Interview der Saison. Schwer zu sagen, was an diesem Gespräch mit Sascha Mölders bei MagentaTV nach dem hitzigen Derby gegen den FC Bayern II das beste ist. Es beginnt schon damit, dass der 1860-Stürmer zunächst nicht einmal der ersten Frage des Reporters zuhören will, sondern seinem Kontrahenten Maximilian Welzmüller lieber noch eine Bemerkung mit auf den Weg gibt. Dann natürlich die blumige Schilderung des etwas wehleidigen Verhaltens des Kollegen Welzmüller („Im Spiel ist er einfach vor eine Wand gelaufen, schmeißt sich auf den Boden – das habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen). Anschließend ein launiger Exkurs ins Privatleben („Mein Sohn ist elf Jahre alt, wenn ich den schubse, dann bleibt er stehen“). Nochmal zurück zu Maximilian Welzmüller („Aber der läuft gegen mich und fängt an zu heulen wie ein kleiner Schulbub“) Schließlich noch den Kreis der Angeklagten erweitern („Und jetzt die große Fresse wie der Pressesprecher“). Und als perfekter Abschluss ein leicht hämische Prognose („Aber die Quittung kriegen sie am letzten Spieltag!“) Besser geht´s nicht.
Die ganze Welt ist ein Spielfeld. Je weniger wir gerade ins Stadion um die Ecke können, desto mehr solcher Bilder von Fußballplätzen aus aller Welt können wir uns anschauen. Das hier hat Bendik Hugstmyr Woie aus Tromsø fotografiert, es ist das Mårfjell Stadion in Norwegen, unweit von Tromsø, ganz oben im Norden. Ein wunderschöner Anblick.
Das C ins BSC steht für Cohiba. Pal Dardai ist normalerweise keiner, der sich inszeniert. Dem Hertha-Coach ist PR in eigener Sache eher fremd. Umso bemerkenswerter, dass zwei Bilder von ihm die Rettung der Berliner illustrierten. Zum einen, wie er nach einer Bierdusche mit einer frisch geöffneten Champagnerpulle aus der Kabine gestiefelt kam und fröhlich Interviews gab. Und zum zweiten, wie er in einem aufgezeichneten Gespräch fürs ZDF-Sportstudio tiefenentspannt in seinem Garten hockte und in aller Seelenruhe eine dicke Zigarre schmauchte. Ein Ambiente, das so viel Westberliner Gemütlichkeit ausstrahlte, dass man sich nicht gewundert hätte, hätten hinten im Bild Günter Pfitzmann und Brigitte Mira eine Hollywood-Schaukel aufgebaut. Und mit der Gewissheit, seinem Klub einen unschätzbaren Dienst erwiesen zu haben, lehnte sich Dardai zurück und verkündete: „Heute bin ich der Chef!“ Vielleicht ja noch ein bisschen länger.