Heute Abend treffen der FC Liverpool und der AC Mailand in der Königsklasse aufeinander. Das weckt Erinnerungen ans Champions-League-Finale 2005, eines der dramatischsten Fußballspieler aller Zeiten. Rafael Benitez und Didi Hamann erinnern sich.
Es kam alles anders. Wir spielten mit einem Mal sicherer und machten vorne endlich die Dinger, Steven Gerrard, Vladimir Smicer und Xabi Alonso drehten das Spiel in sechs Minuten. Man hätte annehmen können, dass die drei Treffer Milan das Genick brechen würden. Doch so war es nicht: Während wir uns ausgelaugt über den Platz schleppten, hatten die Italiener Chancen im Überfluss. Andrej Schewtschenko wundert sich vermutlich heute noch, wie Dudek seinen Kopfball und den Nachschuss in der 117. Minute aus zwei Metern halten konnte. Die Mutter aller Paraden.
Elfmeterschießen. Drin! Erleichterung!
Dann das Elfmeterschießen, ich war unser erster Schütze. Vor mir türmte sich dieser Riese Dida auf, 70 000 Augenpaare im Stadion, Millionen vor dem Fernseher, jetzt bloß nicht irritieren lassen. Ich wollte auf eine Bewegung von ihm warten und ihn dann verladen. Doch der Mann rührte sich nicht – also ab in die linke Ecke. Drin! Erleichterung! Danach lief alles wie in Trance. Bei uns trafen noch Smicer und Cissé, Dudek hielt zwei Elfer – wir waren Champions-League-Sieger.
Der größte Triumph, und wir waren sprachlos. Einige Spieler lächelten, doch sie waren zu erschöpft, um zu jubeln. „Was war das denn?“, fragte Steven Gerrard. Auch ich hing in den Seilen, dabei hatte ich 45 Minuten weniger gespielt. Ich lehnte mich an eine Wand im Duschraum und rauchte eine Zigarette. Langsam verstand ich.
Was mir Campino sagte
Zurück in Liverpool säumten die Fans unseren Weg, sie hingen an den Fenstern oder ließen ihre Beine von den Dächern baumeln. Ich konnte kaum hinschauen, ohne dass mir schwindelig wurde. Eine ganze Stadt in Rot. Mein Freund Campino sagte später, die Ankunft habe der Heimkehr der Beatles nach ihrer ersten US-Tour geglichen. Ich weiß nicht, wie die Heimkehr der Fab Four war, ich dachte nur: So fühlt sich also Glück an.
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