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Ste­gers­bach? Ste­gers­bach! Lucien Favre steht auf dem schmu­cken Trai­nings­platz des öster­rei­chi­schen Pro­vinz­klubs. Der Haupt­platz ist am Sonn­tag­vor­mittag belegt, da spielen ein paar Nach­wuchs­ki­cker. Eine erste, kurze Ein­heit hat der Trainer von Hertha BSC gerade mit seinen Spie­lern hinter sich gebracht. Favre blin­zelt. Die Sonne im Bur­gen­land brennt, die blaue Schirm­mütze bietet dem Coach von Ber­lins Fuß­ball-Bun­des­li­gisten nur unzu­rei­chend Schutz. Er sagt: »Die Bedin­gungen hier sind per­fekt.« Alles andere wäre am Sonn­tag­morgen auch eine böse Über­ra­schung gewesen. Schließ­lich kennt Hertha Ste­gers­bach und Ste­gers­bach kennt Hertha – vom Trai­nings­lager im ver­gan­genen Jahr.



Es gibt einen erfolg­rei­chen Hol­ly­wood-Film mit Bill Murray. Der erlebt in »Und täg­lich grüßt das Mur­mel­tier« jeden Tag aufs Neue wieder den ver­gan­genen Tag. Eine für den Prot­ago­nisten quä­lende Schleife. Auch Hertha könnte sich in einer Schleife befinden, ges­tern lugte das Mur­mel­tier schon mal um die Ecke. Ver­gan­genes Jahr hat Favre nach dem ersten Ste­gers­bach-Trai­ning gesagt: »Das war sehr gut.« Am Sonntag sagt er nun: »Das war sehr intensiv.«

Eine bes­sere Zukunft

Die Ber­liner sind wieder da ange­kommen, wo sie vor Jah­res­frist schon waren. Damals trat Favre an mit Visionen, die eine bes­sere Zukunft ver­spra­chen. Am Ende von Her­thas Bun­des­liga-Saison stand Platz 10, wie im Jahr zuvor. Und auch vor zwölf Monaten wurden Bemer­kungen, dass der Kader ja noch nicht kom­plett sei, damit gekon­tert, dass ja noch Zeit sei, ihn zu kom­plet­tieren. Unge­fähr drei Profis sollen diesmal noch kommen. Natür­lich gibt es auch einen Spieler, der nicht mehr Hertha-Spieler sein will. 2007 war es Kevin-Prince Boateng, der dann schließ­lich zu Tot­tenham Hot­spur wech­selte. Diesmal ist es der Bra­si­lianer Mineiro, der am liebsten künftig in Katar Geld ver­dienen möchte. Der Mit­tel­feld­spieler wird wohl nicht mehr nach Ste­gers­bach oder Berlin kommen.

Immerhin, Mineiros Fall ist nur eine hin­kende Par­al­lele zum Fall Boateng. Und es scheint fast so, als wolle Trainer Favre deut­lich demons­trieren, dass sich vieles ent­wi­ckelt bei Hertha. Vier Nach­wuchs­spieler, 17 und 18 Jahre alt, lässt der Schweizer in Ste­gers­bach mit­trai­nieren. »Sie sollen langsam an alles her­an­ge­führt werden«, sagt Michael Preetz, Leiter der Lizenz­spie­ler­ab­tei­lung. Mit »alles« meint Preetz auch das »Balance Res­sort«, das ober­halb des kleinen Ortes gele­gene Pracht­hotel, in dem zwi­schen zwei Hertha-Trai­nings­la­gern die öster­rei­chi­sche Natio­nal­mann­schaft die groß­zü­gige Sau­na­land­schaft wäh­rend der EM besu­chen konnte. So eine luxu­riöse Unter­kunft hätten die jungen Spieler ja schließ­lich noch nicht gehabt in ihrer Kar­riere, sagt Preetz.

Was noch wich­tiger ist als Sau­na­land­schaften: Spie­le­risch haben die vier im Trai­ning laut Favre »kein Pro­blem mit­zu­halten«. Mehr aber dürfte sich der Trainer für seine reifen Zugänge unter den 18 in Ste­gers­bach anwe­senden Spie­lern inter­es­sieren. Die Bra­si­lianer Kaka und Rodnei sowie Marc Stein und Maxi­mi­lian Nicu sind Wunsch­spieler des Trai­ners, der in der ver­gan­genen Saison anfangs noch mit dem leben musste, was da war und dann fleißig aus­sor­tierte.

Da aber nun die Mann­schaft immer mehr die Mann­schaft des Trai­ners ist, wird Favres Spiel­raum enger. Der Schweizer muss nach drei Test­spielen in zwölf Tagen – das erste davon gewann Hertha ges­tern gegen den lokalen Viert­li­gisten SV Thal 7:0 – die Qua­li­fi­ka­tion für den Uefa-Cup über­stehen. Schon am 17. Juli ist das Hin­spiel gegen Nistru Otaci aus Mol­da­wien. Und erst recht muss Favre in der Liga Erfolg haben. Noch einmal Platz zehn, noch einmal Über­gangs­saison wird nicht funk­tio­nieren. Das hat auch Her­thas Manager Dieter Hoeneß schon ange­deutet.

Her­thas Bun­des­liga-Saison beginnt am zweiten August­wo­chen­ende übri­gens so, wie die ver­gan­gene: Mit einen Aus­wärts­spiel bei Ein­tracht Frank­furt – was dann schon wieder in Her­thas runde Welt passt.