Spaniens Supercup steigt in diesem Jahr in Saudi-Arabien – vor leeren Rängen. Im Gegenzug kassieren die Spanier Geld, das ihnen die Saudis zuvor gestohlen haben.
Der spanische Supercup wartet am heutigen Mittwoch mit einer hochspannenden Neuerung auf: Erstmals im iberischen Fußball wird der VAR-Raum direkt im Stadion angesiedelt sein – und die Zuschauer auf den Rängen können den Video-Assistant-Referees während der Entscheidungsprozesse via Leinwand über die Schulter gucken. Einen besseren Anlass hätten die spanischen Verbandsbosse für die probeweise Einführung dieser publikumswirksamen Neuerung kaum wählen können, denn: Große Zuschauer-Tumulte aus Ärger über den VAR sind beim Supercup kaum zu erwarten.
Das liegt zum einen daran, dass der Wettbewerb in diesem Jahr im Wüstenstaat Saudi-Arabien stattfindet – also in einem Land, in dem man besser keinen Ärger mit Ordnern oder der Polizei riskiert. Zum andern werden wohl nur ein paar Tausend Neugierige beim Vierer-Turnier mit Real Madrid, Pokalsieger Valencia, Meister Barca und Atlético Madrid vorbeischauen. Der mit viel Tamtam angekündigte Supercup in der 62.000 Zuschauer fassenden „König-Abdullah-Sports-City“ von Dschidda entpuppt sich nämlich als wahrer Super-Flop: Bis Ende vergangener Woche waren nicht einmal zehn Prozent der Eintrittskarten für die Halbfinals zwischen Valencia und Real (heute, 20 Uhr MEZ) sowie zwischen Barca und Atlético (Donnerstag, 20 Uhr MEZ) verkauft.
Valencia verkauft 27 Tickets
Die teilnehmenden Vereine, die den Vorverkauf ihrer eigenen Fan-Kontingente selbst in die Hand genommen hatten, mussten den Turnierbossen quasi einen Total-Boykott berichten: So brachte der FC Valencia bis zum Sonntag lediglich 27 (!) Tickets an den Mann und an die Frau, die beim Supercup übrigens auch ins Stadion darf. Auch Atlético Madrid verkaufte nur rund 50 Eintrittskarten, während Real (800) und Barca (300) immerhin dreistellige Zahlen vermelden konnten. Macht insgesamt nicht einmal 1.300 Tickets – für zwei Partien, wohlgemerkt. Über den Vorverkauf für das Finale am Sonntag war zuletzt eher wenig bekannt geworden. Spötter sprachen von betretenem Schweigen, auf spanischer wie auf saudischer Seite.
Die Gründe für die Zuschauerflaute sind ebenso vielfältig wie einleuchtend: Da ist zum einen die Tatsache, dass der Trip in die Wüste über die Köpfe der Fans hinweg beschlossen wurde. Dann sind da die horrenden Kosten für den Trip von der iberischen auf die arabische Halbinsel. Viele schreckt zudem die eher unappetitliche politische Situation im Königreich Saudi-Arabien, das kürzlich mal eben einen regimekritischen Journalisten töten und zersägen ließ. Auch sonst ist Machthaber Mohammed bin Salman nicht gerade als lupenreiner Demokrat bekannt. Und doch wurde der in Spanien traditionsreiche Supercup meistbietend an den „Horror-Scheich“ (Bild-Zeitung) verhökert – nur, weil der Saudi-Prinz in Punkto Sport-Events neuerdings mit dem ungeliebten arabischen Rivalen Katar konkurrieren will.