Mesut Özils Kritik an den Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung gegen die muslimische Minderheit der Uiguren sorgt für Unruhe beim FC Arsenal. Die Reaktionen auf sein Statement zeigen, dass es um viel mehr als nur um Özil geht.
Als Kevin De Bruyne am Sonntag den Ball zum 3:0 in die Maschen knallte, schien das Spiel zwischen Manchester City und dem FC Arsenal entschieden. Es war der Moment gekommen, bei dem man als deprimierter Fan der Gunners ob der Chancenlosigkeit seiner Mannschaft den roten „Escape-Knopf“ der Fernbedienung drücken mochte. Dass diese Option all denen verwehrt geblieben war, die es in China mit dem FC Arsenal halten, lag an dem Mann der in der 59. Minute frustriert den Platz verlassen hatte.
Denn nachdem Mesut Özil seine Reichweite via Twitter genutzt hatte, um auf die Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung an der turkstämmigen Minderheit der Uiguren aufmerksam zu machen, strich der chinesische Staatssender CCTV das Topspiel des 17. Premier-League-Spieltags kurzerhand aus dem Programm. „Korane werden verbrannt, Moscheen geschlossen, Gelehrte getötet“, hatte Özil geschrieben und zeigte sich vor allem aufgrund des „Schweigens muslimischer Brüder“ enttäuscht.
Die UN positioniert sich
Özil reagierte damit auf zahlreiche Medienberichte, die in den letzten Wochen über die Gräueltaten in der westchinesischen Provinz Xinjiang berichtet hatten. Im November veröffentlichte das „Internationale Konsortium Investigativer Journalisten“ Geheimpapiere, die die systematische Verfolgung der Uiguren bestätigen sollen. Demnach befinden sich bis zu einer Million Uiguren zur „Umerziehung“ in Straflagern. Die Volksgruppe würde darüber hinaus durch die chinesische Regierung systematisch überwacht und verfolgt. Auch die UN schloss sich dieser Einschätzungen an. Es gebe glaubhafte Informationen darüber, dass die Regierung Chinas systematische Menschenrechtsverletzungen in der Provinz durchführe. Die UN verlangt eine sofortige Beendigung „der willkürlichen Inhaftierungen“ von der Regierung. Neben 22 anderen Staaten unterstützte auch Großbritannien die Erklärung. Die Worte Özils, sie hatten nicht nur in den Tagen vor dem Spiel am Sonntag polarisiert, sie sind auch deutlich fundierter, als es seine Gegner im Anschluss glauben machen wollten.
Und so muss der 31-Jährige sich nun mit den Konsequenzen beschäftigen, die seine eindeutige Positionierung nach sich ziehen wird. Dazu gehört auch, dass Özil nicht nur via social media Anfeindungen ausgesetzt ist, sondern auch, dass er scheinbar aus dem Web der Chinesen verschwunden ist. Suchanfragen über die chinesische Suchmaschine Baidu ergaben lediglich Treffer zu Özil, die im Zusammenhang mit seinen jüngsten Äußerungen stehen. Auch ein Fan-Club Özils mit 30.000 Unterstützern wurde gelöscht. Für den Spielmacher, das dürfte damit klar sein, bedeutet dies das Ende auf dem auch für ihn lukrativen chinesischen Markt. Die Wahrscheinlichkeiten auf einen Wechsel ins Reich der Mitte oder etwaige andere Vermarktungen dort sind drastisch gesunken. Auch für den FC Arsenal könnten Özils Äußerungen weitreichende Konsequenzen haben.