Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Auf der Straße werde ich nur mit Hinti Army angesprochen“

Ab wann haben Sie gemerkt, dass es in Frank­furt passt?
Das kam eher nach und nach. Als ich zum ersten Mal in die Kabine trat, scherzte Marco Russ: Na, end­lich wieder jemand hier, der Deutsch spricht.“ David Abraham kam zu mir, umarmte mich direkt, führte mich herum, erklärte mir die unter­schied­li­chen Cha­rak­tere im Team, die Abläufe, die Taktik. Wir ver­brachten viel Zeit mit­ein­ander. Genau das ist das Beson­dere: Denn David spielte auf der glei­chen Posi­tion wie ich und war auf dem Papier eigent­lich mein Kon­kur­rent. Trotzdem hat er mich so herz­lich auf­ge­nommen. Ich wollte auch ihm etwas zurück­geben.

Wie funk­tio­nierte die Umstel­lung auf dem Rasen? Die Ein­tracht spielte einen phy­sisch sehr for­dernden Fuß­ball.
Nach dem ersten Spiel gegen Dort­mund dachte ich schon: Uff, da bin ich noch etwas weit weg.“ Aber Adi Hütter hat mir jeden Zweifel genommen und gesagt, dass ich schnell rein­komme. Er sollte Recht behalten. Das Tor in Donezk war für mich extrem wichtig, damit ich schnell in die Mann­schaft finde. Von da an ging es ganz schnell. In der Europa League wurde jedes Spiel zum High­light, aber für mich sticht das Bun­des­li­ga­spiel gegen Hof­fen­heim heraus. Wir drehten in den letzten zwei Minuten die Partie zum 3:2 – vor allem mit Hilfe des Sta­dions. Da dachte ich: Wow, was ist denn hier los? Die Fans können für uns Spiele gewinnen.“

Wann haben Sie zum ersten Mal den Ihnen gewid­meten Fan-Song Hinti Army“ gehört?
Kurz vor dem Spiel gegen Lis­sabon, das ich ver­let­zungs­be­dingt leider auf der Tri­büne ver­folgen musste. Und nach diesem emo­tio­nalen Sieg haben mich Freunde aus Frank­furt zu einem Kiosk mit­ge­nommen. Der Kiosk ist Kult in Frank­furt. Ich hatte vorher den Rapper Vega beim Eis­ho­ckey ken­nen­ge­lernt; er hat Musik­vi­deos in diesem Kiosk gedreht. Wir standen da, als die Leute anfingen zu singen und zu tanzen: Oh, oh, you’re Hinti Army now. Alles in allem war das ein geiler Moment, in so einem Laden ein Lied über sich zu hören.

Die Frank­furter Spieler sollen es ständig in der Kabine gesungen haben. Gab es noch wei­tere kuriose Situa­tionen?
Im Sommer war ich auf der Hoch­zeit von Stefan Lainer ein­ge­laden, der jetzt bei Glad­bach spielt. Da wurde das Lied auch gespielt. Kennen Sie die Hinti-Army-Shirts? (Zeigt auf seinem Handy Bilder von der Braut und den Braut­jung­fern in diesen Shirts.) Selbst beim Län­der­spiel gegen Lett­land hat ein Frank­furt-Fan im Sta­dion das Lied ange­stimmt. Auf der Straße werde ich nur noch mit Hinti Army“ ange­spro­chen.

Die beson­dere Ver­bin­dung zwi­schen Ihnen und den Fans zeigte sich nach dem Halb­fi­nalaus gegen Chelsea. Ein Fan umarmte Sie innig, nachdem Sie den Elf­meter ver­schossen hatten.
Ich war brutal nie­der­ge­schlagen und wollte eigent­lich nur noch in die Kabine. Dann haben viele Fans mir zuge­rufen, dass ich her­kommen sollte. Unter anderem dieser Fan, ein Ultra von Chemie Leipzig, den Freunden der Ein­tracht. Er sagte: Du hast extrem geil gespielt. Ohne dich wären wir gar nicht so weit gekommen. Wir sind froh, dass du da bist.“ Diese Geste war für mich sehr beson­ders und hat gezeigt, welch her­aus­ra­gende Fans wir haben, wie viel sie ver­stehen, wie sie mit­fühlen. Hätten sie mich nicht so auf­ge­fangen, wäre ich nach dem ver­schos­senen Elfer sicher­lich in ein Loch gefallen. Von diesem Moment an war mir klar, dass ich hier nach Frank­furt hin­ge­höre. Ich muss diesem Verein und den Leuten ein­fach noch einiges zurück­geben.

Ihnen wurde vor­ge­worfen, den Wechsel von Augs­burg zu Frank­furt zu pro­vo­zieren. Zum einen, weil Sie mit einem Ein­tracht-Ruck­sack zum FCA-Trai­ning erschienen.
Ich hatte vor dem Sommer klar­ge­macht, dass ich unbe­dingt nach Frank­furt wollte. Jeder wusste das. Aber leider konnten sich die Ver­eine nicht einigen. Ich frage mich: Ist der Ruck­sack wirk­lich eine Pro­vo­ka­tion? Wäre es auch so auf­ge­bauscht worden, wenn es nicht um mich gegangen wäre? Ich glaube nicht. Ich trug ihn mor­gens früh um halb neun, ich war der Erste in der Kabine. Ich wollte nie­manden pro­vo­zieren, hatte zu Hause ein­fach nach diesem Ruck­sack gegriffen, weil darin meine Fuß­ball­schuhe ver­staut waren.

Zum anderen tauchte im Augs­burger Trai­nings­lager ein Video auf, das Sie betrunken auf einem Markt­platz zeigte.
Ja, da hieß es auch, ich hätte das bewusst gemacht. Na sicher! Ich habe dem Typen bestimmt auch noch Geld gegeben, dass er mich filmt und mir solche Pro­bleme bereitet! Wirk­lich, das ist doch Schwach­sinn.