Schalke 04 spielt 1:1 gegen Werder Bremen. Der Punktgewinn verdeutlicht nur, dass es nicht reichen wird. Der Verein wird sich jetzt mit Realitäten beschäftigen müssen.
Schalke 04 sei an einer Leihe von Stuttgarts Erik Thommy interessiert, diese Meldung kam am Samstagabend herein. Der 26-Jährige hat in dieser Saison erst ein Spiel gemacht, schlimmer noch, er stand nur sechs Minuten auf dem Platz. Und trotzdem wäre die Verpflichtung des schnellen Außenspielers ein Hoffnungsschimmer für viele Schalker Fans. Doch schon am Sonntagmorgen wurde alles von Jochen Schneider dementiert, der im Gesprächskreis vom Doppelpass saß. Diese Sendung dauert zwei Stunden, die nach Ansicht vieler Fans einem Kreuzverhör glich, in dem Jochen Schneider nur selten eine gute Figur machte. Und was die Frage zulässt, ob Schneider kurz vor Ende der Transferphase so viel Zeit hat, um in einer TV-Sendung zu sitzen, statt weitere Spieler von einem Wechsel zu überzeugen. Denn Schalke muss sich mal wieder Gedanken um den Kader machen.
Zu dieser Erkenntnis kommt man nicht erst angesichts des knappen 1:1 in Bremen. Die Schalker Mannschaft spielte eine gute erste Halbzeit, angeführt von Kapitän Sead Kolasinac, während Klaas-Jan Huntelaar, auf den sich der Glaube auf einen Klassenerhalt projiziert, vorerst auf der Bank saß. In der ersten halben Stunde sammelte Schalke knapp 75 Prozent Ballbesitz. Das legte den Verdacht nahe, Werder Bremens Plan sei es gewesen, die Gäste zum Fußballspielen zu zwingen. Um sie so mit den eigenen Waffen zu schlagen. Zwar gingen die Schalker vor der Pause in Führung, dennoch meinte Bremens Trainer Florian Kohfeldt nach dem Spiel: „Trotz der ersten Halbzeit hätten wir den Sieg verdient gehabt.” Was stimmt. Und zum großen Schalker Problem führt.
Am Sonntagabend lagen neun Punkte zwischen Schalke und dem Relegationsrang. Weil Köln am Sonntag im direkten Duell auf Bielefeld traf und 3:1 gewann, die Arminen so vorerst auf den 16. Platz verwies. Neun Punkte, das sind drei Siege, und das Schalker Bundesliga-Programm lautet jetzt: Leipzig, Union Berlin, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart. Trainer Christian Gross sagte nach Abpfiff in Bremen, nachdem Werder den Siegtreffer zwar erzielt hatte, der aber aufgrund einer Abseitsstellung aberkannt wurde und Schalke also einen Punkt entführte: „Insgesamt nehme ich den Punkt als positiven Punkt.“
Jeder weiß, wie Gross diesen Satz gemeint haben wird. Denn die Leistung seiner Mannschaft bis zum 1:0 war tatsächlich das, was sich unter Bundesligafußball führen ließe. Er selbst fügte an: „Wir müssen noch viel arbeiten, um eine Leistung wie in den ersten 45 Minuten über längere Zeit abzurufen.“ Was so wahr wie völlig falsch ist. Denn bei dem kommenden Programm und dem Tabellenstand ist jeder Punkt ein Verlust von zwei Zählern. Völlig gleich, ob die Mannschaft über 10, 45 oder 90 Minuten gut spielt.
Nach der Pause hatte Schalke verzweifelt versucht, ein Fußballspiel zu gewinnen. Bremen war mit Wucht aus der Pause gekommen, Gross brachte Huntelaar, als es nur noch ein Unentschieden zu halten galt. Der Heilsbringer aus Amsterdam fand – wie befürchtet – keine Bindung zum Spiel, bis zum Abpfiff kam er auf drei Ballkontakte, verzeichnete wie die gesamte Mannschaft keinen einzigen Torschuss in der zweiten Halbzeit. Der Niederländer ist ein Strafraumstürmer, der davon profitiert, wenn seine Mannschaft viel Ballbesitz hat. Schalke aber verlegte sich, der Situation geschuldet, wie so oft auf Umschaltsituationen. „Es ist gut, einen Punkt mitzunehmen”, sagte Huntelaar. „Das ist ein kleiner Erfolg für uns.”