Deutschlands größter Basketballexperte André Voigt wollte beim Länderspiel einen netten Familienabend verbringen. Am Ende musste er sich gegen Rassisten in der Kurve wehren.
Als du zuhause warst, hast du ein Video aufgenommen und deine Eindrücke geteilt.
Der Gedanke reifte schon auf der Rückfahrt. Ich war total geschockt. Ich habe dann noch die Wäsche aufgehangen und mich immer wieder gefragt, was ich da gerade erlebt hatte. Ich fühlte mich wütend und hilflos. Bei meiner Arbeit als Basketball-Journalist teile ich meine spontanen Sichtweisen in kleinen Videos.
Der Deutsche Basketball-Bund engagierte sich im letzten Jahr bei der #Wirsindmehr-Bewegung. Gleichzeitig wurde dem DFB interner Rassismus vorgeworfen. War das gestern Abend eine Quittung?
Ne, glaube ich nicht. Das war für mich ein Einzelfall. Aber ein Einzelfall, der klarmacht, was gerade alles falsch läuft in diesem Land. Hier werden Nationalspieler wieder offen rassistisch beleidigt. Und niemand sagt etwas! Es geht nicht um den Verband, es geht um jeden Einzelnen. Der DFB hat sich heute Morgen bei mir gemeldet, und darum gebeten, dass ich bei der vollständigen Aufklärung mitwirke.
Wie fallen die Reaktionen auf das Video aus?
Es gab sehr viel Zuspruch. Aber auch blanken Hass. Es wurde unter mein Video kommentiert, dass Politik nichts im Stadion zu suchen hätte. Aber da liegt ja schon der Fehler! Rassismus ist nicht Politik, sondern ein Gesellschaftsproblem. Und ein Stadionpublikum ist auch nur das Abbild unserer Gesellschaft. Als ich die ersten Rufe hörte, lag meine zweijährige Tochter schon schlafend auf meinem Schoß. Und ich habe mich gefragt: „In was für einer Welt leben wir?“ Ich wollte nicht nach Hause kommen, und nichts gesagt haben. Also bin ich aufgestanden.