Unglaublich, aber wahr: Der niederländische Nationalspieler Daley Blind hat einen Anteil am Titelgewinn der deutschen Elf bei der WM 2014. Ein britischer Journalist lüftete nun das Geheimnis, was Blind so wichtig gemacht hat.
Daley Blind ist eine graue Maus. Gut, er ist niederländischer Nationalspieler, wechselte vor der Saison für knapp 18 Millionen Euro zu Manchester United und ist der Sohn des legendären Ajax- und Oranje-Verteidigers Danny Blind. Blind ist ein flexibler Spieler, kann im Mittelfeld spielen und nahezu jede Position in der Abwehrreihe besetzen. Ein defensiver Alleskönner, ein Arbeitspferd, er ist einer von vielen. Einer, der kaum große Spuren in den Fußballgeschichtsbüchern hinterlassen wird. Dachten wir.
Doch im Grunde sollte jeder, der beim Gewinn des Weltmeistertitels 2014 durch die deutsche Mannschaft auch nur ein Glückshormon ausgeschüttet hat, sich mal kurz Zeit nehmen um es laut aussprechen: Danke, Daley Blind! Nun mach schon! Denn wie nun bekannt wurde, hat Daley Blind einen beachtlichen Anteil an diesem Titelgewinn. Aber der Reihe nach.
Eine schlichte Spielsituation
Es ist der 6. Juni 2013, als es im Gruppenspiel der U21-EM zum Duell zwischen Deutschland und den Niederlanden kommt. Es läuft die 79. Minute, die Niederlande führt mit 2:1, als Patrick Herrman auf der rechten Außenbahn den Ball bekommt und ihn auf Lewis Holtby im Zentrum passt. Holtby spielt einen Doppelpass zu Herrmann, der jedoch scheitert, weil Daley Blind von der linken Abwehrseite eingerückt war und Herrmann abläuft. Eine schlichte Spielsituation, mag man denken. Doch es war so viel mehr.
Dass Deutschlands Nationalspieler bei der WM 2014 eine eigene App auf ihren Handys hatten, sollte sich inzwischen rumgesprochen haben. Zwischen Instant Messenger, Fotofiltern und einem Terminplan enthielt diese App aber auch eine Videofunktion, die die Datenanalysten des DFB fleißig mit Beispielvideos und andere Clips fütterten, um den Spieler taktisches Verhalten besser vermitteln zu können. In dieser App landete das Video des oben beschriebenen Duells zwischen Daley Blind und Patrick Herrmann. Es wurde hundertfach abgespielt. Nur warum?
Die perfekte Art, einen Doppelpass zu verteidigen
Nun ja, die DFB-Scouts hatten nach dem Achtelfinale gegen Algerien ausgemacht, dass die Löw-Elf mit Frankreich und Brasilien zwei mögliche Gegner vor der Brust hatten, in deren spielerischer Ausrichtung der Doppelpass auf der Außenbahn als wichtiges Offensivelement diente. Und dass Daley Blinds Abwehrverhalten die perfekte Art war, einen Doppelpass zu verteidigen. Nämlich dem natürlich Trieb zu widerstehen, dem gespielten Pass des Gegners nachzujagen, statt seinem Mann zu folgen. Diese zwölf Sekunden perfektes Abwehrvehalten von Blind wurden der deutschen Elf in der Folge täglich mehrfach vorgespielt. Auf Handys, bei Teamtreffen, im Training. Nach dem erfolgreichen Turniergewinn verriet ein Mitglied des DFB-Scoutingteams einem Journalisten, wie wichtig dieses kleine Video für den Gewinn des Titels war. Er soll ihm gar geraten haben, darüber eine Geschichte zu schreiben. Der Titel: „Wie Daley Blind Deutschlands Weltmeistertitel rettete“. An die Öffentlichkeit gebracht hat diese Geschichte nun der hervorragende britische Journalist Simon Kuper auf einer Podiumsdiskussion in Großbritanien. (Hier ist der kurze Vortrag zu sehen »>)
Es gab also Manuel Neuers magischen Hände, es gab Löws großen Masterplan, es gab Bastian Schweinsteigers unbändigen Willen und Mario Götzes goldenen Fuß. Es gab Mertesackers Wutrede, die magischen Hände der medizinischen Abteilung und das scharfe Auge der Scouting-Abteilung. Sie alle haben ihren Anteil am WM-Titel 2014 für die deutsche Mannschaft. Aber es gab eben auch Daley Blind. Den niederländischen Defensivmann, der einfach seinen Gegner beim Doppelpass verfolgte und damit irgendwie auch Deutschland zum Weltmeister machte.
Fußball ist manchmal wirklich unglaublich.