25 belgische Fußballklubs haben sich formiert, um mit den Niederländern eine gemeinsame Fußballliga zu organisieren. Bis die 2025 kommen soll, ist noch einiges zu klären. Vor allem die Frage: Kann das funktionieren?
Im Jahr 2000 gingen die Niederlande und Belgien einen innovativen Weg. Zum ersten Mal richteten zwei kleine Länder gemeinsam ein großes Fußballturnier aus. Der Plan ging auf und hatte Vorbildcharakter: 2008 organisierten die Schweiz und Österreich gemeinsam die EM, 2012 folgten Polen und die Ukraine.
Geht es nach den 25 belgischen Profiklubs erfährt die 2000 erfolgreich erprobte Zusammenarbeit demnächst eine Renaissance: Man will eine Niederländisch-Belgische Liga ins Leben rufen. Der Plan: Gemeinsam hoch hinaus, wirtschaftlich und sportlich aus zwei grauen Mäusen eine starke Allianz machen. Wie stellen sich die Nachbarn dieses Projekt vor?
Die Motivation ist klar: Zwei vergleichsweise kleine Fußballnationen wollen mit gebündelten Kräften Großes erreichen. Neu sind die Ideen der Zusammenarbeit übrigens nicht. Bereits 2014 startete eine gemeinsame Frauen-Liga, die nach drei Saisons allerdings wieder eingestampft wurde. Zu groß waren die finanziellen Belastungen, heißt es. Eine weitere gemeinsame Sportliga gibt es noch: Die BeNe-League im Eishockey. Dort checken sich seit 2015 Kufencracks aus Antwerpen mit denen aus Eindhoven. Indes sind beide Länder keine großen Eishockeynationen. Das führte zur seltsamen Blüte, dass das bis dato erfolgreichste Team der Liga, die Tilburg Trappers, in den deutschen Spielbetrieb gewechselt sind und seitdem die Oberliga dominieren.
Die aktuellen Planungen für die gemeinsame Fußballliga sehen 18 Mannschaften vor, zehn aus den Niederlanden, acht aus Belgien. Ein Vorteil der Reform könnte ein verständliches Ligasystem sein, bei dem ausländische Fußballinteressierte kein geisteswissenschaftliches Studium abschließen müssen, um es zu verstehen. Denn aktuell duellieren sich beide Ligen in wirschen Systemen aus Playoffs, Tranchen und Relegationen, um Meisterschaften, Europacup-Startplätze und Abstiege zu verteilen. Diese Systeme waren eingeführt worden, um den beiden unattraktiven Ligen mehr Spannung einzutrichtern. In einer Liga, die aufgrund einer größeren Zahl an Topklubs durchweg Attraktivität zu bieten hätte, dürfte es auch ein einfaches System mit Meister, Europacup-Startplätzen und geregeltem Abstieg tun. Der Unterbau der neuen BeNe-League soll auf Länderebene organisiert sein.
Ein Knackpunkt ist die Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe. Startplätze werden nach einem Koeffizienten berechnet. Wie dieser für die gemeinsame Liga aussehen soll, ist noch unklar. In der aktuellen Saison scheiterte der Club Brugge an der Gruppenphase der Champions League, war durch den dritten Platz aber in der Europa League und verlor im Sechzehntelfinale knapp gegen Dynamo Kiew. Ajax belegte ebenfalls den dritten Platz in der Champions-League-Gruppenphase, schlug sich aber besser und zog durch zwei Siege gegen Leverkusen-Besieger Bern ins Viertelfinale ein. Ein gestärkte transnationaler Wettbewerb, so die Hornungen der BeNeLeague-Befürworter, würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter steigern. 2019 zog Ajax ins Champions-League-Halbfinale ein, was einer Sensation gleichkam. Katerstimmung machte sich jedoch breit, als sich sportlich wie finanziell bessere Teams aus Europa an den Jungstars des Kaders bedienten. Jetzt hat Ajax zwar ein stolzes Sümmchen auf der hohen Kante liegen, adäquaten Ersatz für die Abgänge findet sich aber kaum. Ajax steckt weiterhin als Ausbildungsvereins im Teufelskreis fest, nach jeder bemerkenswerten Saison quasi wieder bei Null starten zu müssen.
Auch für die Nationalspieler der beiden Länder soll die gemeinsame Liga attraktiver werden. Die belgische Nationalmannschaft ist so erfolgreich wie lange nicht mehr. Topstars wie Kevin De Bruyne, Romelu Lukaku und Thibaut Courtois bilden die neue goldene Generation der roten Teufel.
Für die aktuelle Länderspielperiode nominierte Trainer Roberto Martinez nur fünf Spieler, die ihre Brötchen in der heimischen Liga verdienen. Die Niederländer können in dieser Hinsicht eine höhere Quote vorweisen. Bondscoach Frank de Boer vertraut hier auf neun Spieler aus der Eredivisie. Grund dafür ist aber wohl, dass sich das Team der Niederlande im Umbruch befindet und das letzte fußballerische „Gouden Eeuw“, das goldene Zeitalter, ein paar Jahre zurückliegt. Wenn sich auch dort eine neue Nationalmannschaft herauskristallisieren sollte, die in der Weltspitze mithalten kann, werden Spieler vermutlich wieder größtenteils aus England oder Spanien zum Länderspiel nach Amsterdam anreisen. Die Frage, die sich stellt, ist: Kann es gelingen, die nationalen Topstars mit erhöhter Wettbewerbsfähigkeit und mehr Geld in den eigenen Landen zu halten?