Das vielleicht schnellste Fußballspiel des Jahres hatte zwei Helden, die schon jetzt als Vorbilder für künftige Flügelverteidiger dienen. Ein dreifaches Hoch auf Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson.
Die eigentliche Stärke dieser Flügelzange besteht – neben der spektakulären Physis und den beeindruckenden technischen Fertigkeiten – in einer Qualität, die direkt auf den Einfluss ihres Trainers zurückzuführen ist. Alexander-Arnold und Robertson bewegen sich in ihrer Rückwärts- und Vorwärtsbewegung so synchron, dass Klopps Viererkette – gesteuert und abgesichert von den Zweikampfgiganten Lovren und van Dijk – wie eine Flutwelle über den Gegner hereinbricht, wenn der in seinem Offensivdrang einen Ballverlust produziert. Eine perfekt durchchoreographierte Demonstration radikaler Außenbahnpower war das, was beide gegen City zeigten.
Dabei profitiert das Doppel von seiner Geschwindigkeit, vor allem aber von seiner Entschlussfreudigkeit und der Fähigkeit, Pässe über 50 Meter so zielgenau an die Mitspieler zu verteilen, wie es man es vor einigen Jahren nur von Gestaltern aus der Spielmitte bewundern konnte. Im gestrigen Spitzenspiel waren es sage und schreibe 21 lange Bälle, die Alexander-Arnold und Robertson zum Spielaufbau beitrugen, derer sieben waren es bei den Kontrahenten Kyle Walker und Angeliño und wer mag, darf diesen Vergleich gerne als wichtigsten Grund nennen, warum Liverpool und nicht Manchester am Ende als Sieger vom Platz ging.
Die Speerspitzen von Klopps Vollgasfußball
Dass diese Bälle in der Regel Fußballer wie Sadio Mané, Mo Salah oder Firmino fanden, hat mit dem Endresultat natürlich auch zu tun, doch sind ihre Fähigkeiten schon oft genug besungen worden. Sie sind die Speerspitzen in diesem System des Kloppschen Vollgasfußballs, der am Sonntagabend für berauschende 90 Minuten gesorgt und mal wieder unter Beweis gestellt hat, auf was für einem Niveau der Spitzenfußball inzwischen angekommen ist. Die Triebwerke hat Klopp auf seinen Außen installiert. Zeitweise konnte man sich nicht ganz sicher sein, ob das jetzt wirklich ein echtes Fußballspiel war oder die Übertragung einer hochklassigen E‑Sport-Veranstaltung, so nimmermüde rasten die Figuren über den Rasen, so kühl berechnet fanden Pässe, Flanken oder Torschüsse ihr Ziel.
Am Ende dieser denkwürdigen Demonstration eines Fußballs ohne Pause, nach ungezählten Tempogegenstößen, die nicht nur die Nackenmuskulatur der Kameramänner auf eine harte Probe stellte, standen die beiden Hauptdarsteller gemeinsam vor der Kamera, gaben brav ihre Antworten und wischten sich dabei synchron den Schweiß von der Stirn. Niemanden hätte es gewundert, wenn sie anschließend im Gleichschritt nach Hause gelaufen wären.