Das vielleicht schnellste Fußballspiel des Jahres hatte zwei Helden, die schon jetzt als Vorbilder für künftige Flügelverteidiger dienen. Ein dreifaches Hoch auf Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson.
Als dann tatsächlich auch dieses Spiel abgepfiffen worden war, als die Luft raus war und sich selbst Pep Guardiola beruhigt hatte, als sich das Stadion an der Anfield Road, dieser brodelnde Kessel der Emotionen, langsam aber sicher leerte, bekam man als neutraler Zuschauer endlich die Gelegenheit, einmal ganz tief durchzuatmen. Normalerweise bieten Fußballspiele, ganz gleich auf welchem Niveau sie ausgespielt werden, recht häufig die Möglichkeit, mal kurz die Gedanken schweifen zu lassen, in Ruhe auf die Toilette zu gehen oder sich noch ein Kaltgetränk aus dem Kühlschrank zu holen.
Doch diese Partie, FC Liverpool gegen Manchester City, war nicht einfach nur ein normales Spitzenspiel. Vielmehr erinnerte die unglaubliche hohe Geschwindigkeit und Intensität an eines jener Handballspiele, wo man kaum Luft zum Atmen geschweige denn zum Toilettengang bekommt, weil man vor lauter Tempogegenstößen gar nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist. Bevor es wieder vergessen wird: Respekt für die heldenhaften Leistungen der Kameramänner auf Höhe der Mittellinie, die ein Schleudertrauma riskierten, um bei diesem ständigen Hin und Her am Puls des Spiels zu bleiben.
Als wäre der Teufel hinter ihnen her
Respekt vor allem aber für die Protagonisten dieser glanzvollen Darbietung, die das Spiel in seine Gänze vermutlich noch einmal auf ein anderes Niveau gehoben hat. Man fand diese Herren nicht etwa in der Mitte des Spielfelds, auch nicht in den jeweiligen Angriffsreihen, sondern in der defensiven Viererkette des Gastgebers aus Liverpool, wo sie in der schön-schlichten Sprache des Fußballs offiziell als „Außenverteidiger“ geführt werden. Der eine ist Trent Alexander-Arnold, 21, geboren in Liverpool, nur wenige Monate nachdem sich ein anderer Sohn der Stadt, Michael Owen, bei der Weltmeisterschaft in Argentinien mit einem betörenden Vollspeed-Tor in die Herzen der Weltöffentlichkeit gesprintet hatte. Der andere heißt Andrew Robertson, ein 25-jähriger Schotte, Kapitän seiner Nationalmannschaft und unter Klopp auf der linken Außenbahn zu einem faszinierenden Spieler gereift. Der Engländer Alexander-Arnold ist sogar im „Guinness Buch der Rekorde“ verewigt, weil es vor ihm noch kein anderer Verteidiger geschafft hat, in nur einer Saison zwölf Torvorlagen zu geben.
Superlative sind es auch, die man gebrauchen muss, um den Auftritt der LFC-Außenverteidiger im Spitzenspiel angemessen zu würdigen. Unermüdlich raste dieses Duo den Platz rauf und runter, verteidigte sauber gegen die ja ebenfalls nicht gerade langsamen City-Stürmer und startete dann jedes Mal Richtung gegnerische Hälfte los, als wäre der Teufel hinter beiden her. Dass Jürgen Klopp ein Meister des Umschaltspiels ist, und dass er dabei seinen Außenverteidigern eine besondere Rolle zuspricht, ist natürlich längst kalter Kaffee. Schon in Mainz und Dortmund hat er so Fußball spielen lassen. Bloß standen ihm da noch nicht die Mittel, pardon, die Spieler zur Verfügung, wie es an der Anfield Road der Fall ist.