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Dieser Text erschien erst­mals im Februar 2016.

Wer kann schon von sich behaupten, inner­halb von sechs Stunden in zwei Län­dern für zwei Teams auf dem Platz gestanden zu haben? Gut, Mark Hughes hat es mir zwei Jahre später nach­ge­macht, aber ansonsten sind mir keine wei­teren Bei­spiele bekannt.

Heut­zu­tage ist es unvor­stellbar, dass Spiel­tage von National- und Ver­eins­mann­schaften auf einen Tag fallen. Aber an diesem Nach­mittag musste Däne­mark noch einen Punkt in Irland holen, damit wir uns für die WM in Mexiko qua­li­fi­zierten. Und abends ging es im Ach­tel­fi­nale des DFB-Pokals mit Bayern nach Bochum. Ich wollte unbe­dingt beiden Mann­schaften helfen, genauso wie beide Mann­schaften nicht auf mich ver­zichten wollten.

Uli Hoeneß hatte schließ­lich den ver­rückten Gedanken, ich solle ein­fach beide Par­tien spielen. Wir könnten doch nach dem Spiel mit dem Flieger aus Dublin direkt weiter nach Bochum jetten. Das war natür­lich nur wegen der unter­schied­li­chen Anstoß­zeiten und der Zeit­ver­schie­bung denkbar.

Hoeneß schaute ver­zwei­felt auf die Uhr

Als mich Uli damals mit dieser Idee kon­fron­tierte, fühlte ich mich wirk­lich begehrt und sah mich als Sportler her­aus­ge­for­dert. Ich war im besten Fuß­bal­ler­alter, hatte gute Beine. Natio­nal­trainer Sepp Piontek ver­si­cherte den Bayern, mich bei einem guten Spiel­stand sofort aus­zu­wech­seln, und auch Bayern-Trainer Udo Lattek ließ sich auf diesen Kom­pro­miss ein. So stand dem irren Vor­haben nichts mehr im Wege.

In Dublin hieß es zur Pause 1:1, doch Piontek sagte zu mir, er könne mich jetzt noch nicht aus­wech­seln. Uli Hoeneß stand an der Sei­ten­linie und schaute ver­zwei­felt auf die Uhr. Ich wurde unruhig. Jetzt zählte jede Minute. Wir gingen bald in Füh­rung, und der Sepp machte immer noch keine Anstalten zu wech­seln. Ich war mit der Kon­zen­tra­tion fast am Ende – wie sollte ich es jetzt noch pünkt­lich nach Bochum schaffen?

Die Polizei eskor­tierte uns mit Blau­licht direkt auf das Roll­feld

In der 58. Minute schossen wir schließ­lich das 3:1, und ich durfte end­lich vom Platz. Es war bereits viertel nach vier. Ich sprin­tete in die Kabine und duschte so schnell wie wahr­schein­lich nie wieder. Mit nassem Haar rannte ich aus dem Sta­dion und sprang in das Auto zum Uli, der Motor lief. Es wurde ein Wett­lauf gegen die Zeit.

Ein Motorrad der iri­schen Polizei eskor­tierte uns mit Blau­licht und Sirene direkt auf das Roll­feld des Flug­ha­fens in Dublin. Wir stiegen in den gechar­terten Learjet und hoben ab. Mit der Zeit­ver­schie­bung von einer Stunde würden wir gegen kurz nach sieben in Düs­sel­dorf sein. Es durfte also keine wei­tere Zeit ver­loren gehen.