Alles Gute zum 65. Geburtstag, Søren Lerby! Hier erzählt er vom verrückten Novembertag 1985: Als er mit Dänemark in Irland spielte. Doch die Bayern ihn am Abend im Pokal gegen Bochum brauchten. Und eine Hatz durch halb Europa begann. Seite an Seite mit Uli Hoeneß.
Dieser Text erschien erstmals im Februar 2016.
Wer kann schon von sich behaupten, innerhalb von sechs Stunden in zwei Ländern für zwei Teams auf dem Platz gestanden zu haben? Gut, Mark Hughes hat es mir zwei Jahre später nachgemacht, aber ansonsten sind mir keine weiteren Beispiele bekannt.
Heutzutage ist es unvorstellbar, dass Spieltage von National- und Vereinsmannschaften auf einen Tag fallen. Aber an diesem Nachmittag musste Dänemark noch einen Punkt in Irland holen, damit wir uns für die WM in Mexiko qualifizierten. Und abends ging es im Achtelfinale des DFB-Pokals mit Bayern nach Bochum. Ich wollte unbedingt beiden Mannschaften helfen, genauso wie beide Mannschaften nicht auf mich verzichten wollten.
Uli Hoeneß hatte schließlich den verrückten Gedanken, ich solle einfach beide Partien spielen. Wir könnten doch nach dem Spiel mit dem Flieger aus Dublin direkt weiter nach Bochum jetten. Das war natürlich nur wegen der unterschiedlichen Anstoßzeiten und der Zeitverschiebung denkbar.
Hoeneß schaute verzweifelt auf die Uhr
Als mich Uli damals mit dieser Idee konfrontierte, fühlte ich mich wirklich begehrt und sah mich als Sportler herausgefordert. Ich war im besten Fußballeralter, hatte gute Beine. Nationaltrainer Sepp Piontek versicherte den Bayern, mich bei einem guten Spielstand sofort auszuwechseln, und auch Bayern-Trainer Udo Lattek ließ sich auf diesen Kompromiss ein. So stand dem irren Vorhaben nichts mehr im Wege.
In Dublin hieß es zur Pause 1:1, doch Piontek sagte zu mir, er könne mich jetzt noch nicht auswechseln. Uli Hoeneß stand an der Seitenlinie und schaute verzweifelt auf die Uhr. Ich wurde unruhig. Jetzt zählte jede Minute. Wir gingen bald in Führung, und der Sepp machte immer noch keine Anstalten zu wechseln. Ich war mit der Konzentration fast am Ende – wie sollte ich es jetzt noch pünktlich nach Bochum schaffen?
Die Polizei eskortierte uns mit Blaulicht direkt auf das Rollfeld
In der 58. Minute schossen wir schließlich das 3:1, und ich durfte endlich vom Platz. Es war bereits viertel nach vier. Ich sprintete in die Kabine und duschte so schnell wie wahrscheinlich nie wieder. Mit nassem Haar rannte ich aus dem Stadion und sprang in das Auto zum Uli, der Motor lief. Es wurde ein Wettlauf gegen die Zeit.
Ein Motorrad der irischen Polizei eskortierte uns mit Blaulicht und Sirene direkt auf das Rollfeld des Flughafens in Dublin. Wir stiegen in den gecharterten Learjet und hoben ab. Mit der Zeitverschiebung von einer Stunde würden wir gegen kurz nach sieben in Düsseldorf sein. Es durfte also keine weitere Zeit verloren gehen.