Jordan Larsson wurde von den eigenen Fans verjagt und von seinem Herzensklub verschmäht. Nur sein berühmter Papa glaubte stets an ihn. Jetzt soll der Sohn von Henrik Larsson auf Schalke unterschreiben.
Dies ist eine aktualisierte Version des Artikels, der erstmals im Juni 2021 erschienen ist.
Es war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte von Helsingborgs IF. Am 20. November 2016 war der südschwedische Traditionsklub abgestiegen. Der Furor der Fans nach der entscheidenden Niederlage gegen Halmstads BK richtete sich vor allem gegen Jordan Larsson, den Sohn des damaligen Helsingborg-Trainers Henrik Larsson. Eine Horde Vermummter riss dem 18-Jährigen das rote Trikot vom Leib. Jordan Larsson war geschockt, den Tränen nahe und brachte anschließend kaum ein Wort heraus: „Darüber reden wir ein anderes Mal“, stammelte er im Angesicht der Presse. Doch es gab kein anderes Mal mehr. Kurz darauf floh Larsson nach Holland, zu NEC Nijmegen.
Es ist vermutlich nicht leicht, als Teenager die tonnenschwere Last der Erwartungen auf den eigenen schmalen Schultern zu spüren, weil der eigene Vater ein früherer Weltstar ist, der weit über 200 Ligatore für Feyenoord, Celtic, Barca und ManU erzielt hat. Das spürte Jordan Larsson auch in Nijmegen, wo man sich wesentlich mehr von ihm erhofft hatte als vier Treffer in 24 Liga-Einsätzen. Plötzlich interessierte sich niemand mehr für den Stürmer mit dem vielversprechenden Namen. Selbst Celtic Glasgow, der Klub, bei dem Papa Henrik bis heute als „King of Kings“ verehrt wird, winkte ab, als Larsson junior dort angeboten wurde. Anfang 2018 landete der „Gescheiterte“ wieder in Schweden. Diesmal beim IFK Norrköping, wo er ebenfalls keine Bäume ausriss (13 Treffer in 46 Ligaspielen).
Hätte damals einer vorhergesagt, dass dieser Jordan Larsson zum schwedischen Aufgebot für die Europameisterschaft 2021 würde – er wäre vermutlich ausgelacht worden. Das weiß auch Larsson selbst: „Nichts im Leben wird einem geschenkt, aber das macht den Reiz aus. Ich bin glücklich und stolz, Schweden nun bei einem Turnier vertreten zu dürfen.“ Dass er lediglich als Nachrücker in den Kader rutschte, weil Zlatan Ibrahimovic sich am Knie verletzt hat, störte den 23-Jährigen eher wenig: „Ich bin einfach nur froh, hier zu sein. Nun will ich mein Bestes geben, so oft wie möglich spielen und der Mannschaft helfen.“ Das klappte nicht ganz: Bei der EM im vergangenen Sommer kam Larsson zu keinem Einsatz. Doch mit Rückschlägen kennt der Schwede sich aus.
Vor drei Jahren drohte Jordan Larsson, endgültig von der großen Fußballbühne zu verschwinden. 2019 wechselte er von Norrköping zu Spartak Moskau – ein letzter, fast schon verzweifelter Versuch, im Ausland Fuß zu fassen. Mit sieben Treffern in 26 Einsätzen spielte er eine solide, aber keinesfalls großartige erste Saison in der russischen Premijer Liga. Doch Larsson hatte Glück, dass noch während der Hinrunde ein neuer Trainer gekommen war: Domenico Tedesco. Der ehemalige Schalke-Coach sah wesentlich mehr in dem Linksfuß als nur dessen Statistiken. Er entdeckte gewaltiges Potenzial.
Tedesco ließ den spielstarken und schnellen Larsson wahlweise als offensiven Mittelfeldspieler, Halb- oder Mittelstürmer auflaufen und gewährte ihm unendliche Freiheiten. Der Dank folgte in der Spielzeit 2020/21, als das „ewige Talent“ endlich hielt, was der Name des Vaters versprochen hatte: viele Tore. 15-mal traf Jordan Larsson in 29 Ligaspielen, zudem verbuchte er fünf Assists und war ein entscheidender Faktor für die Champions-League-Qualifikation von Spartak, das die Saison als Vizemeister hinter Zenit St. Petersburg abschloss.
Larssons plötzliche Leistungsexplosion mag für viele eine Überraschung gewesen sein. Für Papa Henrik war sie nur die Bestätigung dessen, was er seinem Sohn immer gepredigt hatte: Gib nie auf! Und glaub an dich. „Er war wirklich gut diese Saison“, lobte Larsson senior den Filius vor der EM in der Sun. „Er hat viele Tore geschossen und seiner Mannschaft viele Punkte gesichert. Er hat gut gespielt. Ich habe so ziemlich jedes Spiel gesehen und bin unglaublich stolz und unglaublich glücklich über das, was er erreicht hat. Die Herausforderung besteht darin, genau so weiterzumachen.“