Trotz der dramatischen Krisenlage in Europa fällt es einigen Bundesliga-Protagonisten schwer, sich mit den grundlegend veränderten Vorzeichen in der Gesellschaft abzufinden. Für Männer wie Karl-Heinz Rummenigge und Hans Joachim Watzke gilt weiterhin: Der Rubel muss rollen!
In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Die vergangenen Tage haben gezeigt, wie schnell sich im Leben Prioritäten verschieben können. Millionen Menschen in der Welt fürchten aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus um ihre Existenz. Aufträge werden storniert, Shops geschlossen, Grenzen dichtgemacht. Auch bei 11FREUNDE machen wir uns derzeit Gedanken über grundlegende Fragen. Wie können wir den Vertrieb und Erwerb unseres Familienmagazins sicherstellen? Welche Partner bleiben uns erhalten? Wie müssen wir uns aufstellen, wenn der Ball auf Dauer ruht? Wahrscheinlich wie die meisten da draußen: Wie soll das alles werden, wenn sich die Situation nicht zeitnah verbessert?
Es gibt verschiedene Arten auf eine derartige Notlage zu reagieren. Die einen – mein subjektiver Eindruck, aktuell die Mehrheit in der Bevölkerung – versuchen, die Ruhe zu behalten, abzuwarten und wo es geht, solidarisch zu sein. Schließlich ist das Virus sehr demokratisch, es macht vor niemandem Halt und jeder hat in Zeiten wie diesen Probleme. Und sei es auch nur die Konfrontation mit dem eigenen Zweifel, um nicht zu sagen, mit der Angst. In jeder Krise liegt eber immer die Chance, etwas über sich und seine Mitmenschen zu lernen.
Andere wiederum reagieren hysterisch. Die Übersprunghandlung einzelner, die in den letzten Tagen verzweifelt Klopapier hamsterten, hat uns dies vor Augen geführt. Der Mensch ist ein Viech. Im Angesicht der Katastrophe ist sich am Ende jeder selbst der Nächste. Welche zivilisatorischen Herausforderungen da in den kommenden Wochen noch auf uns zukommen, wird sich zeigen.
Auch der Profifußball offenbart dieser Tage ein ambivalentes Verhältnis zu Empathie und Gemeinsinn. Es wurde gemeldet, dass Cristiano Ronaldo seine Hotels in Portugal zu Krankenhäusern umfunktionieren lässt, um Patienten zu versorgen. Die Gehälter der Ärzte und Angestellten, so die Nachricht, wolle der Profi aus eigener Tasche zahlen. Dann stellte sich die Meldung über Ronaldos Hilfsaktion jedoch als Falschmeldung heraus. Mal dahin gestellt, welchem Zweck derlei Fake News dienen und wer diese lanciert, eine sinnvolle Idee wäre es auf jeden Fall gewesen. Und Ronaldo hätte sein durch Steuertricks und Vergewaltigungsvorwürfe zuletzt arg lädiertes Image zumindest in Ansätzen korrigieren können. Stattdessen aber sitzt er, wie die meisten seiner gut bezahlten Kollegen in der Spitze des Weltfußballs, in seinem Geldspeicher und zählt die Taler.
„Es geht am Ende des Tages auch im Profifußball um Finanzen“
Auch aus der Bundesliga kam noch kein belastbarer Vorschlag für konkrete Unterstützung in der medizinischen Notlage. Fußballstars betonen gern, dass sie trotz des Trubels, der um sie gemacht wird, die Bodenhaftung behalten haben. Stellt sich die Frage, was genau das bedeutet. Definiert sich die Abgehobenheit eines Menschen nicht letztlich darüber, ob er eine Distanz zu sich und seinem Leben bewahrt und eine gewisse Flexibilität an den Tag legen kann? Sprich: Auch mal dazu in der Lage ist, sich entgegen seiner Gewohnheiten zu verhalten? Einigen scheint diese Fähigkeit, wie sich jetzt zeigt, abhanden gekommen zu sein.
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ließ es sich nicht nehmen, noch am Freitag kurz vor der Absage des Spieltags mit der Binse aufzuwarten: „Es geht am Ende des Tages auch im Profifußball um Finanzen.“ Zu einem Zeitpunkt, als in Italien – keine 200 Kilometer von München entfernt – bereits hunderte Todesopfer durch das Virus zu beklagen waren.