Am Freitag kam es zum ersten Mal zu einem Terroranschlag während eines großen Fußballspiels. Hatten wir nur Glück, dass so etwas nicht früher passierte?
Andererseits haben andere Terrororganisationen eine diffuse Beziehung zum Fußball. Osama bin Laden soll etwa großer Fußballfan gewesen sein. Zumindest wird er in mehreren Biografien als Anhänger des FC Arsenal bezeichnet. So soll der ehemalige Kopf der Al-Qaida in den frühen Neunzigern in London gelebt und oft die Partien der Gunners besucht haben. In der Saison 1993/94 war er angeblich bei jedem Heimspiel und kaufte seinem Sohn etliche Trikots.
Als die Geschichte einige Jahre nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 publik wurde, reagierte der Klub prompt und erteilte ihm ein Stadionverbot. „Es ist klar, dass Bin Laden im Highbury künftig nicht mehr willkommen ist“, ließ der Verein wissen.
In den Nulljahren berichteten verschiedene Zeitungen auch über führende Taliban-Kämpfer, die sich offen zu ihrer Fußballleidenschaft bekannten. Einer, der 2009 getötet wurde, trug sogar ein Aston-Villa-Tattoo auf dem Oberarm.
Wobei die These, der Fußball sei Al-Qaida oder den Taliban näher als dem IS, einem zweiten Blick nicht wirklich standhält. Etliche Fußball-Spielstätten, auch das Ghazi-Stadion in Kabul, wurden für öffentliche Exekutionen, Verstümmelungen und Folter verwendet.
„Der IS fürchtet unseren Zusammenhalt mehr als Luftangriffe“
Aber warum jetzt der Gang direkt zum Fußball? Natürlich, die mediale Wirkung wäre größtmöglich gewesen. Live-Fernsehen, Millionen von Zuschauern vor den Geräten, dazu 80.000 Fans im Stadion, darunter der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und der französische Staatspräsident Francois Hollande. Es wäre gewesen wie „Black Sunday“, wie „Sudden Death“, es wäre ein verdammter Hollywood-Film gewesen – nur in echt.
Aber vielleicht erklärt das Vorgehen, in ein vollbesetztes Stadion einzudringen, auch eine Aussage von Nicolas Hénin. Der Journalist war zwischen Sommer 2013 und April 2014 zehn Monate lang Gefangener der IS-Terroristen in Syrien, bis ihn Frankreich freikaufte. Er sagte nach den Attentaten von Paris, dass der IS im Gegensatz zu anderen Terrororganisationen keine Luftangriffe fürchte, sondern vor allem den Zusammenhalt der westlichen Welt. Und gerade deshalb sei es wichtiger denn je an diesen Orten der Freiheit, an Symbolen der Gemeinschaft, zusammen zu stehen. In Konzerthallen, Restaurants – und Fußballstadien.