Im Sommer hieß es noch, die Rekordsaison des FC Bayern sei nicht zu toppen. Alles Käse, denn unter Pep Guardiolas Regie wurde das vormals noch Unmögliche möglich: Ungeschlagen marschiert der Rekordmeister vorneweg und holte sich die Schale diesmal bereits am 27. Spieltag. Außerirdisch, meinen die einen. Einmalig, glauben andere. Doch wir kennen einige Landesmeister, die mindestens genauso imponierende Durchmärsche hingelegt haben.
Preston North End (England) 1888/1889
Das fing ja gut an: In der allerersten Saison der ältesten Fußballiga der Welt dominierten in England noch keine Klubs aus Manchester oder London, sondern die „Lilywhites„ aus Preston, einer Stadt im industrialisierten Norden des Landes. Zum Start in ein neues Fußballzeitalter holte Preston North End dann auch gleich das Double – den FA Cup gar ohne Gegentor, in der Liga blieb man bei 18 Siegen und vier Unentschieden bis zum Ende ungeschlagen. Mit elf Punkten Vorsprung auf Aston Villa verdiente sich die Elf den Spitznamen „The Invincibles“ (Die Unbezwingbaren) redlich.
Glasgow Rangers (Schottland) 1898/1899
Weil Celtic im Vorjahr die schottische Meisterschaft ohne Niederlage gewann, blieb dem Erzrivalen in der Saison 1898/99 im Grunde keine andere Wahl, als zu kontern. Die Rangers gewannen also alle 18 Spiele und sind seitdem der letzte ungeschlagene Meister in Schottland, dazu noch der einzige mit einer blütenweißen Weste. Doch beinah wäre die hundertprozentige Punkteausbeute in die Hose gegangen: Bei einem Auswärtsspiel gegen Hibernian in Edinburgh stand es lange unentschieden, ehe die Rangers in der allerletzten Spielminute einen Elfmeter zugesprochen bekamen. Puh!
Pro Vercelli (Italien) 1912/1913
Von allen acht ungeschlagenen Meistern in der italienischen Fußballgeschichte hat der älteste Verein des Landes die beste Bilanz aufzuweisen: Mit 19 Siegen, drei Remis und lediglich drei Gegentreffern dominierte Pro Vercelli die Saison 1912/1913. Insgesamt gewann der Verein sieben Mal den Scudetto und ist damit der erfolgreichste italienische Verein, der nicht aus einer Regionalshauptstadt stammt. In der Zeit vor der Gründung der Serie A im Jahr 1929 teilten Pro Vercelli und Genoa CFC sich die Macht im italienischen Fußball, heute spielen die „Weißjacken“ nur noch in der Dritten Liga.
Racing Club (Argentinien) 1915
Der Verein Racing Club trägt den Spitznamen „La Academia“ (Die Akademie). Noch weit vor der Professionalisierung des Fußballs in Argentinien bildete Racing nämlich bereits exzellente Mannschaften unter seinerzeit einmaligen Bedingungen aus. So war es nur logisch, dass Racing zwischen den Jahren 1913 und 1925 insgesamt neun Meisterschaften gewann, davon gleich vier ohne eine einzige Niederlage. Zwischen 1913 und 1916 blieb Racing gar 51 Spiele ohne Misserfolg – die zweitlängste Erfolgsserie in Südamerika. Nur die Boca Juniors konnten zwischen den Jahren 1924 und 1927 59 Spiele ohne Niederlage absolvieren. Das Jahr 1925 war in dieser Phase der spannungstechnische Höhepunkt der „Akademie“: Mit 22 Siegen und nur zwei Remis stand man an der Spitze, kurioserweise kam der Konkurrent San Isidro auf die gleiche Bilanz. Die Meisterschaft wurde also in einem echten Finale ausgespielt: Racing gewann mit 1:0. Ein gutes Pferd springt eben nicht höher als es muss.
AC Sparta Prag (Tschechoslowakei) 1923
Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Sparta Prag zu den stärksten Fußballklubs Europas. Zwischen 1919 und 1925 verloren die Tschechen nur ein einziges Spiel und bekamen den Spitznamen „Eiserne Sparta“. Die tschechoslowakische Meisterschaft von 1923 war eigentlich eine inoffizielle, da die Liga erst 1925 gegründet wurde, doch das Ergebnis bleibt trotzdem historisch: Sparta gewann alle 15 Spiele und schoss 94 Tore. Das entspricht einer Quote von 6,26 Toren pro Spiel. So etwas schafften wir zuletzt 1998 an der Konsole – mit allen Cheats in der Tasche.
Athletic Bilbao (Spanien) 1929/1930
Das überrascht uns wirklich: Tiki-Taka gab es in Spanien bereits vor knapp 85 Jahren. Eingeführt durch den Engländer Fred Pentland, der 1929 das Traineramt bei Athletic Bilbao übernahm und den Basken das Kurzpassspiel lehrte. Mit ihm wurde der Klub zweimal Meister und gewann viermal die Copa del Rey. In der Saison 1929/1930 gelang Pentlands Team mit 12 Siegen und sechs Remis der ungeschlagene Titelgewinn. Nur zwei Jahre später schaffte auch Real Madrid dieses Kunststück. Seitdem wartet Spanien vergeblich auf eine neue weiße Weste.
Ferencváros TC (Ungarn) 1931/1932
Es hat schon seinen Grund, warum Ferencváros als der populärste Fußballklub Ungarns gilt. Und dieser Grund ist wie so oft: Erfolg. In den dreißiger Jahren waren die „Grünen Adler“ eine wahre Fußballmaschine, besonderer Ausdruck ihrer Dominanz war jedoch die Saison 1931/1932. In 22 Spielen blieb man ohne Niederlage oder Unentschiedern, schoss insgesamt 105 Tore und kassierte schmale 18 Gegentore. Diese Leistung ist in Ungarn bis heute unerreicht. Fun fact: Nach dem Abstieg im Jahr 2006 spielt Ferencváros seit 2009 wieder in der Ersten Liga. Ende 2013 übernahm Thomas Doll das Amt des Trainers und soll den Traditionsklub wieder zurück in die Spur führen. Viel Erfolg!
Club Nacional de Football (Uruguay) 1941
In Uruguay schien ein spannender Wettbewerb um den Meistertitel lange Zeit undenkbar. Immerhin beinhaltet die Liste der ungeschlagenen Meister gigantische 21 Mannschaften. Aber kein Team hatte eine so erfolgreiche Saison wie Nacional aus Montevideo im Jahr 1941. Am Ende standen 20 Siege in 20 Spielen, 79 geschossene Tore und neun Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Penarol zu Buche. Den ärgsten Konkurrenten schickte man auch gleich mit 0:6 nach Hause. Zwischen 1939 und 1943 gewann der erfolgreichster Verein Uruguays den sogenannten „Quinquenio de Oro“, also fünf Titel in Folge. Die Bilanz insgesamt: 77 Siege, neun Remis und zehn Niederlagen. Chapeau!
Dresdner SC (Deutschland) 1943
Vor der Gründung der Bundesliga hatte Deutschland bereits insgesamt sieben ungeschlagene Meister. Der letzte von ihnen war der Dresdner SC, der mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs die deutsche Fußballmeisterschaft gewann. Der Ost-Verein gewann alle 23 Spiele und schlug auch den FV Saarbrücken mit 3:0 im Finale. Der Dresdner SC wurde somit der letzte gesamtdeutsche Meister bis zur Wiedervereinigung 1990.
Malmö FF (Schweden) 1949/1950
Anfang der fünfziger Jahre hatte Malmö FF seine glorreichste Ära. Den zweiten Titel in Folge gewann der Klub mit einer fast perfekten Ausbeute von 20 Siegen, zwei Remis und einer unglaublichen Quote von 82 geschossenen Toren – knapp vier pro Spiel. Bei der anschließenden WM in Brasilien holte Schweden sogar die Bronzemedaille. In der Stammelf standen seinerzeit acht Malmö-Spieler. Auch nach dem Weltturnier riss die Serie von Malmö nicht ab. Der Klub holte noch zwei weitere Titel nacheinander.
Panathinaikos (Griechenland) 1963/1964
Zum mittlerweile 50. Mal jährt sich in diesem Jahr die Ausnahmesaison von Panathinaikos, an deren Ende man als bis heute letzter ungeschlagener griechischer Meister gekrönt wurde. Für vielen Experten ist der Panathinaikos-Kader jener Saison auch deshalb der stärkste in der griechischen Geschichte. Insgesamt gewann PAO 24 Spiele und spielte nur sechs Mal unentschieden. Pikant: Erzrivale Olympiacos hätte diese historische Leistung in dieser Saison um ein Haar wiederholt. Doch dann unterlag man im Derby mit 0:2 gegen, na klar, Panathinaikos.
SC Internacional (Brasilien) 1979
Brasilien Eliteklasse gilt als die wettbewerbsstärkste Liga der Welt. In den bisher 57 ausgetragenen brasilianischen Meisterrunden gab es immerhin 16 unterschiedliche Titelträger. Noch heute gelten vor jedem Saisonstart mindestens zehn Vereine als Kandidaten auf den Platz an der Sonne. Somit ist die Saison 1979 des SC Internacional umso bemerkenswerter: Unter der Führung des brasilianischen „Beckenbauers“ Falcão wurde Internacional bis heute der einzige ungeschlagene Meister im Land des Rekordweltmeisters.
Dynamo Berlin (DDR) 1982/1983
Die frühen Achtziger gelten fraglos als die goldenen Jahre des BFC Dynamo. Im geteilten Deutschland wurden die Berliner von 1979 bis 1988 gleich zehn Mal in Folge DDR-Meister und konnte sich dabei auch auf die Unterstützung von Stasi-Chef Erich Mielke verlassen. Aufgrund dieser autobahndicken Verbindung zur Staatsführung hat leider auch die Saison 1982/83 einen faden Beigeschmack: Mit 20 Siegen und 6 Remis holte der BFC ungeschlagen und mit zwölf Punkten Vorsprung auf Vorwärts Frankfurt den Titel.
Steaua Bukarest (Rumänien) 1988/1989
Durch intensive Hilfestellung durch das kommunistische Regime gewann Steaua Bukarest gleich drei rumänische Meisterschaften in Folge – wohlgemerkt ungeschlagen. Angeführt von Superstar Gheorghe Hagi wurde Steaua mit 31 Siegen, drei Remis und unglaublichen 121 Toren Champion. In der 1988/1989 Saison erreichten die Rumänen gar das Finale im Europapokal der Landesmeister. Im AC Mailand fand Steaua allerdings einen übermächtigen Widerpart und unterlag klar und deutlich mit 0:4.
Asec Abidjan (Elfenbeinküste) 1991
Noch so ein Lauf: Asec Abidjan steht auf dem afrikanischen Kontinent gleichbedeutend für die größte Serie ungeschlagener Spiele. Zwischen 1989 und 1994 verlernte man in insgesamt 108 Spielen, was es heißt als Verlierer vom Feld zu gehen. Die beste Saison hatte Asec schließlich im Jahr 1991: Doch trotz einer Bilanz von 27 Siegen und drei Remis wurde man mit nur drei Punkten Vorsprung auf Africa Sports Meister. Du hast noch nie von Asec Abidjan gehört? Seltsam, immerhin erlernte ein Großteil der heutigen ivorischen Nationalmannschaft hier das Fußballspielen (u.a Bonaventure Kalou, Didier Zokora, Emmanuel Eboué, Gervinho, Salomon Kalou, Romaric, Didier Ya Konan und Yaya Touré).
Ajax Amsterdam (Niederlande) 1994/1995
Clarence Seedorf, Edwin van der Saar, Frank Rijkaard, Jari Litmanen, Frank de Boer, Roland de Boer, Edgar Davids, Finidi George, Marc Overmars, Nwanko Kanu, Patrick Kluivert: Mit dieser explosiven Mischung aus Jahrhunderttalenten und erfahrenen Haudegen legte Trainer Louis van Gaal eine Saison hin, die seither in den Niederlanden ihresgleichen sucht. Zwischen den Jahre 1994 und 1996 blieb Ajax gar 52 Spiele lang ungeschlagen. Mit 27 Siegen und 7 Remis dominierte Ajax natürlich die Eredivisie. Der Gewinn der Champions League machte diese Ajax-Elf für immer unsterblich.
FK Partizan (Jugoslawien) 1998/1999
Nur vier Tage nach dem 112. Belgrader Derby zwischen Partizan und Roter Stern begann die von den USA angeführte drei Monate andauernde NATO-Bombardierung Jugoslawiens. Die Meisterschaft wurde unterbrochen und Partizan als Meister erklärt. Bis zum Anfang der Bombardierung stand Partizan mit 21 Siegen und drei Remis an der Tabellenspitze. Die NATO hat somit einen spannenden Endspurt der jugoslawischen Liga verhindert, denn der FK Obilić war ebenfalls ungeschlagen und lag nur zwei Punkte hintern Partizan. Zu den bekanntesten Partizan-Spielern dieser Zeit gehörten Stürmer Mateja Kežman, Mittlfeldspieler Saša Ilic und der Ex-Bundesliga-Legionär Mladen Krstajić.
Dynamo Kiev (Ukraine) 1999/2000
Der Abgang von Megastar Andriy Shevchenko in Richtung AC Mailand schien die Mannschaft von Trainer Valery Lobanovskyi erst richtig zu motivieren. Mit den späteren Stars Kakhaber Kaladze und Andriy Gusin in ihren Reihen marschierte die Dynamo-Mannschaft ungeschlagen zur Meisterschaft und schaffte 27 Siege bei lediglich drei Unentschieden. Mit 18 Punkten Vorsprung auf Shakhtar Donetsk stand am Ende die achte Meisterschaft in Folge auf dem Briefkopf.
FC Arsenal (England) 2003/2004
„Wir haben eine außergewöhnliche konstante Saison gespielt. Wir haben kein Spiel verloren und dazu noch schönen Fußball gespielt. Wir haben alle, die Fußball lieben sehr gut unterhalten!“ Oui, oui Monsieur Wenger, das sind weise Worte. Mit Jens Lehmann, Robert Pirès, Sol Campbell, Fredrik Ljungberg, Patrick Vieira und dem genialen Angriffsduo Dennis Bergkamp und Thierry Henry blieb Arsenal eine gesamte Spielzeit ungeschlagen (26 Siege und 12 Remis) und holte mit elf Punkten Vorsprung auf den FC Chelsea den Titel. Damit waren die Gunners die erste britische Mannschaft seit Preston North End im Jahr 1889, die sich den Titel „The Invincibles“ (Die Unschlagbaren) ans Revers heften durften. Insgesamt blieben Wengers Mannen übrigens für eine unglaubliche Serie von 49 Spielen ungeschlagen. Eine Rekord für die Ewigkeit.
Al Ahly SC (Ägypten) 2004/2005
Die insgesamt 30. Meisterschaft von Al Ahly war dermaßen beeindruckend, dass sogar die Pyramiden von Gizeh kurz einen veehrenden Knicks gemacht haben sollen. Und selbst für einen Klub, der mit insgesamt 126 offiziellen Trophäen als erfolgreichster Fußballverein der Welt gilt, wird ein Punktevorsprung von 29 Punkten auf den Zweitplatzierten historisch bleiben. Vor allem auch dank Superstar und Publikumsliebling Mohamed Aboutrika gewann Al Ahly insgesamt 24 Partien und spielte schnöde zwei Mal unentschieden, zudem gewann man den Pokal und die afrikanische Champions League. Könnte Aboutrika bayrisch, würde er sicher sagen: „Mia san auch mia!“
FC Porto (Portugal) 2010/2011
José Mourinhos Zögling André Villas-Boas trat ihn wahrlich große Fußstapfen, doch mit einem Kader, in dem unter anderem Radamel Falcao, Hulk und João Moutinho zu finden waren, machte der Trainerneuling „The Special One“ schnell vergessen. Seiner Mannschaft schaffte gar den Gewinn des „kleinen Triple“, bestehend aus Meisterschaft, Europa League und dem heimischen Pokal. Mit einem Endergebnis von 27 Siegen und drei Unentschieden holte Porto insgesamt 93,3 Prozent aller möglichen Punkte und wurde am Ende mit 21 Punkten vor Benfica Lissabon Meister. Da bekommt selbst Pep Guardiola Schnappatmung.