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Seite 2: Eine Folge von Kuschel-Vereins-TV

Sicher waren Niko Kovac, Dieter Hecking und Pal Dardai eigent­lich immer für sach­liche und faire Ana­lysen bekannt, kurze Aus­brüche nach dem Spiel sind auch mit ange­stauten Emo­tionen zu recht­fer­tigen. Aller­dings ist schon bemer­kens­wert, dass die gesamte Branche im Fuß­ball von einer unge­wöhn­li­chen Wei­ner­lich­keit befallen ist. Mitt­ler­weile schwingt sich all­wö­chent­lich ein Ver­treter zur großen Medi­en­kritik auf.

Bei­spiel­haft dafür waren die Spieler der deut­schen Natio­nal­mann­schaft, die nach dem WM-Sieg gegen Schweden öffent­lich so taten, als hätte sie die deut­sche Medi­en­land­schaft besiegt. Im ver­gan­genen Herbst folgte dann die denk­wür­dige Pres­se­kon­fe­renz der Bayern-Granden, die sich über eine nicht genauer defi­nierte Bericht­erstat­tung mokierten und sogar mit Hilfe des Grund­ge­setzes zur Wehr setzen wollten. Das aktu­elle Trai­ner­grollen setzt da nur die dif­fuse Echauf­fie­rungs-Erzäh­lung Wir gegen die Medien“ fort. Warum das Ganze? Es mag komisch klingen, aber: Es wird nicht zu viel kri­ti­siert, son­dern zu wenig.

Die Spieler und Trainer sind Kritik nicht mehr gewohnt

Im Fuß­ball bekommen Trainer, Spieler und Funk­tio­näre ein Presse-Brie­fing. Ver­mut­lich jeder Post und Artikel wird ihnen von Bera­tern und Com­mu­ni­ca­tions Agents“ auf­be­reitet. Wer so viel vor­ge­setzt bekommt, ver­liert irgend­wann den Durch­blick und kann Sach­li­ches nicht mehr von Unsach­li­chem trennen. Und will sich dann wehren, wo es manchmal nichts zu wehren gibt. Wenn es Kritik an Medien gibt, wird sie auch unkon­kret und pau­schal vor­ge­tragen.

Außerdem werden Spieler und Trainer all­wö­chent­lich von den haus­ei­genen Ver­eins­me­dien inter­viewt – kri­ti­sche Nach­fragen kommen dabei unge­fähr so häufig vor wie Kan­ter­siege von Han­nover 96. Es wird geku­schelt, bis es schmerzt. Nur nach­voll­ziehbar, dass die Befragten dann nicht mehr mit kri­ti­schen Nach­fragen umgehen können.

Pene­trante Lar­moyanz

Viel­leicht wirkt aber ein Bei­spiel aus der Dritten Liga auf die Branche wie ein mah­nendes Bei­spiel. Trainer Claus-Dieter Wol­litz wollte es sich nicht nehmen lassen, einmal zu ver­deut­li­chen, wohin die pene­trante Lar­moyanz der Trainer führen kann. Wol­litz erei­ferte sich, dass er für ein Spiel auf die Tri­büne ver­bannt wurde. Ich habe mich immer an die Pflichten und Rechte der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land gehalten, ich zahle zuver­lässig meine Steuern. Ich habe ein Recht auf Arbeit“, sagte er ernst­haft und erging sich dann in noch viel abstru­seren Aus­flüchten. Wann werden wir in Cottbus end­lich als Men­schen behan­delt?“

Die Trainer in Deutsch­land brau­chen nicht weniger Kri­tiker. Sie brau­chen mehr Leute, die ihnen sagen, wenn sie sich ver­rennen.