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Seite 2: „Ich wollte Karriere machen, etwas erreichen“

Sie hätten auch für die alba­ni­sche Natio­nal­mann­schaft spielen können. Warum haben Sie sich dagegen ent­schieden?
Das war nicht leicht. Alba­nien ist die Heimat meiner Eltern. Aber ich wollte nicht der Held einer Nation werden, ich wollte Kar­riere machen. Etwas errei­chen. Des­halb bin ich mit 14 von zu Hause weg, um beim Ham­burger SV zu spielen. Des­halb bin ich mit 17 zum FC Everton gewech­selt, in ein fremdes Land, mit einer anderen Sprache, einer anderen Kultur.

Jetzt sind Sie Welt­meister. Aller­dings haben Sie sich im Ach­tel­fi­nale gegen Alge­rien so schwer ver­letzt, dass Sie anschlie­ßend nicht mehr spielen konnten.
Der Doc hat mir gleich gesagt, dass die WM für mich auf jeden Fall beendet ist. Im ersten Moment war das natür­lich eine Rie­sen­ent­täu­schung. Aber es ändert nichts an meinem Gefühl, Welt­meister zu sein. Selbst wenn ich in Bra­si­lien keine ein­zige Sekunde gespielt hätte, wäre ich jetzt einer der glück­lichsten Men­schen der Welt.

Haben Sie mal über­legt, nach der Ver­let­zung nach Hause zu fliegen?
Ich habe mir tat­säch­lich viele Gedanken gemacht. Ich habe mit meinem Vater tele­fo­niert, ich habe mit meinem Berater gespro­chen, habe mich mit dem Bun­des­trainer zusam­men­ge­setzt, mit den Ver­eins­ärzten tele­fo­niert und mit meinem Trainer in Genua. Wir waren alle der Mei­nung, dass es ein­fach schlauer ist, in Bra­si­lien zu bleiben und dort die medi­zi­ni­sche Betreuung der Natio­nal­mann­schaft rund um die Uhr in Anspruch zu nehmen. Man findet ein­fach keine bes­sere. Aber abge­sehen davon wollte ich auch gar nicht weg.

Hatten Sie im Hin­ter­kopf, dass Sie sonst etwas Großes ver­passen könnten?
Der erste Gedanke war: Wenn du plötz­lich aus so einem großen Tur­nier raus bist und nach Hause fahren musst, bist du am Boden zer­stört. Wahr­schein­lich brauchst du anschlie­ßend einige Wochen, um erst einmal mit dieser Situa­tion klar­zu­kommen. Wenn du aber im Camp bleibst, hast du immer noch das Gefühl, ein Teil der Mann­schaft zu sein. Also ist es viel­leicht ein­fach cle­verer, dabei­zu­bleiben und sich weiter mit der Mann­schaft zu freuen. Aber natür­lich wussten wir auch, was wir können. Und wir wussten auch, dass wir in diesem Jahr mit dieser Mann­schaft die Chance haben, das Ding zu holen. Es haben ein­fach alle Punkte dafür gespro­chen, dass ich bleibe.

Das hört sich alles sehr rational an, sehr struk­tu­riert und passt zu der Ein­schät­zung des Bun­des­trai­ners. Joa­chim Löw hält Sie für extrem reif. Woher kommt das?
Mir hat es ein­fach geholfen, schon mit 14 im Internat auf mich allein gestellt zu sein und so früh selbst­ständig zu werden. Ich musste früh Ent­schei­dungen treffen. Daraus habe ich gelernt.

Inwie­fern?
Du merkst sehr schnell: Die Ent­schei­dungen, bei denen du Zeit hat­test, dir Gedanken zu machen, sind meis­tens positiv aus­ge­gangen.