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Seite 3: „Du musst in die Köpfe rein“

Gibt es Dinge, die Sie als Trainer meiden?
Das Getue mit den ver­schie­denen Sys­temen, die stän­dige Umstel­lung, das ist nicht meins. Das ist ja immer im Ver­tei­di­gungs­modus, immer nur am Gegner ori­en­tiert. Und das Spiel muss dann über einen Stan­dard gewonnen werden. 

Was macht im Umkehr­schluss einen guten Trainer aus?
Eine eigene Idee ist ent­schei­dend. Ich ver­suche, ein offen­siver Gestalter zu sein.

Nach dem 4:2 gegen Darm­stadt lobten Sie die bru­tale fuß­bal­le­ri­sche Ent­wick­lung“. Woran machen Sie so etwas fest?
Tore und Tor­chancen. Wie viele Mög­lich­keiten wir haben, ist ein gutes Indiz dafür, ob wir ein gutes Spiel gemacht haben. Und wie oft wir kon­trol­liert aus der eigenen Hälfte her­aus­spielen. Jetzt im Win­ter­trai­nings­lager haben wir 1:6 gegen Gent ver­loren. Die erste halbe Stunde waren wir besser, haben nur keine Tore geschossen. Daher hatte ich am Ende mit dem Ergebnis kein Pro­blem. 

Ihre Mann­schaft wird für Ihr außer­ge­wöhn­li­ches Auf­bau­spiel gelobt, weil bereits die Innen­ver­tei­diger ein Kom­bi­na­ti­ons­spiel auf­ziehen. Ist das Ihr Kern­ele­ment? 
Ja. 

Wie ist die Idee ent­standen?
Viele Trainer neigen dazu, dass sich Ver­tei­diger nach hinten absetzen müssen, wenn sie den Ball gespielt haben, um anschlie­ßend wieder anspielbar zu sein. Ich habe mich gefragt, ob es mög­lich ist, dass sich die Spieler nach dem Pass auch mit einem Lauf nach vorne anspielbar machen könnten. 

Und?
Ich will die Kon­trolle über das Spiel haben. Und Kon­trolle habe ich, wenn der Ball bei mir ist. Des­halb ist es wichtig, dass meine Spieler zum einen anspielbar sind, bei einem Ball­ver­lust aber auch schnell zugreifen können. Mit kurzen Pässen mini­miere ich Risiko.

Es ist also eine mathe­ma­ti­sche Ent­schei­dung.
Genau, es ist ver­nünftig. Wenn ich einen langen Ball spiele, der nicht der Ver­la­ge­rung dient, son­dern nur nach vorne geschlagen wird, dann habe ich keine Kon­trolle. Der Ball kann bei mir landen, oder eben nicht. Die Chance liegt bei 50 Pro­zent. Wenn ich aber Kurz­pass spiele, behalte ich den Ball zu 80 oder 90 Pro­zent. Des­halb habe ich mir zum Ziel gemacht, den Ball von hinten nach vorne ins Tor zu trans­por­tieren. 

Wie sind Sie zu dieser Erkenntnis gekommen?
Es hat sich ent­wi­ckelt. Gar nicht gezielt, son­dern aus Gesprä­chen mit Kol­legen und ein Stück weit ist es auch meinem Spiel­trieb geschuldet. Ich will meinen eigenen Stil prägen.

Sie haben diesen Stil also hier in Kiel aus­ge­packt und wollten ihn auch unbe­dingt durch­setzen? 
Ja, den gab es hier vorher nicht. 

Aber es gab auch keine Alter­na­tive?
Es gibt immer eine Alter­na­tive. 

Es wäre ja denkbar gewesen, dass Ihre Spieler nicht fähig sind, diesen Stil umzu­setzen. 
Ja, es benö­tigt natür­lich eine gewisse Bereit­schaft sich darauf ein­zu­lassen. Aber auch die Fähig­keit, seine Spieler zu über­zeugen. Aha-Erleb­nisse, wie der Sieg gegen Ham­burg. Oder Abläufe im Trai­ning, die funk­tio­nieren. Es gab schon Situa­tionen vor Sai­son­be­ginn, da haben die Jungs gesagt: Wenn wir so spielen, kommt der Gegner ein­fach nicht hin.“ Und das bleibt in den Köpfen. Das ist wichtig, du musst in die Köpfe rein.