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Jelmer Boots, seit wann sam­meln Sie Fuß­ball­schals?
Meinen ersten Schal bekam ich vor 20 Jahren geschenkt, da war ich elf Jahre alt. Er war von meinem Lieb­lings­klub SC Hee­ren­veen. Damit wollte ich meine Liebe zu meinen Klub aus­drü­cken. Doch ich bin vor allem ver­liebt in den Fuß­ball an sich. Neben dem nie­der­län­di­schen Ligen habe ich auch immer die Pre­mier League und die Bun­des­liga beob­achtet.

Wie viele Schals besitzen Sie der­zeit?
Momentan habe ich 2134. Aus Eng­land habe ich die Schals von allen Teams von der Pre­mier League bis zur League Two. Ins­ge­samt 229. Aus Deutsch­land sind es immerhin 172. Aus den ersten drei Ligen fehlen mir nur Exem­plare aus Ingol­stadt, Hei­den­heim, von RB Leipzig und vom Hal­le­schen FC.

Wie lagert man 2134 Schals?
Ich ordne sie nach Land und in alpha­be­ti­scher Rei­hen­folge. So kann ich inner­halb von fünf Sekunden jeden Schal finden, den ich suche. Andere Sammler bewahren ihre Schals in Kar­tons auf, aber ich will meine Schätze sehen, dafür habe ich einen extra Raum ein­ge­richtet, in dem ich beson­dere Stücke auf­ge­hängt habe.

Ist Ihre Samm­lung die größte der Welt?
Das könnte sein. In den Nie­der­landen bin ich auf jeden Fall die Nummer eins. Die Nummer zwei hier hat 1500 Schals, also habe ich zumin­dest diesen Titel noch ein biss­chen inne. Ob ich auch welt­weit an der Spitze liege, ist schwer zu sagen. In Russ­land gibt es Sammler, die ihre eigenen Schals pro­du­zieren. Das macht die Sache natür­lich etwas ein­fa­cher. Da ich aber nur eine spe­zi­elle Schal-Art sammle, wird die Suche für mich immer kom­pli­zierter.

Wel­chen Ansprü­chen muss ein Schal genügen, um in Ihre Samm­lung auf­ge­nommen zu werden?
Ich sammle nur dop­pel­sei­tige Woll­schals, wie man sie vor allem in West-Europa kennt. Außerdem achte ich darauf, dass ein Klub­logo auf dem Schal ist. Wenn diese beiden Kri­te­rien erfüllt sind, kommt der Schal in meine Samm­lung. Wenn ich auch andere Schals nehmen würde, könnte ich meine Samm­lung über Nacht ver­dop­peln. Aber mir geht es nicht um die Masse, son­dern um Voll­stän­dig­keit. Mitt­ler­weile ist es eine Art Sport für mich geworden, Schals von kleinen Klubs aus Süd­eu­ropa und Süd­ame­rika zu finden.

Was fas­zi­niert Sie so an Fan­schals?
Regen­schirme und Rosetten sind als Fan-Uten­si­lien mitt­ler­weile aus­ge­storben, Mützen und Fahnen erfahren gerade ein kleines Revival, der Absatz der Tri­kots steigt mitt­ler­weile wieder an. Aber das alles sind Trends, die wieder ver­gehen. Nur eine Sache war schon immer in den Kurven: der Schal. Er ist und bleibt das popu­lärste Aus­drucks­mittel der Fans und ist zudem bezahlbar. Er ist die char­man­teste Art und Weise zu zeigen, für wen dein Herz schlägt. Früher wurde er vor allem als Schutz gegen Kälte getragen. Heute wird er immer mehr zum Mode-Acces­soire. Es gibt mitt­ler­weile Sei­den­schals, gefärbte Pali­tü­cher, Schals für Klubs, Länder, Spieler, Matches, es gibt sogar Anti- und Freund­schafts­schals. Und jeder Schal hat seine Geschichte.

Wie meinen Sie das?
Er erzählt etwas über den Klub, seine Tri­umphe, die Ent­wick­lungen der Logos, der Klub­farben, seine His­torie. Wenn dein Inter­esse für Fuß­ball über das Spiel an hin­aus­geht, dann ist das Sam­meln von Schals ein wun­der­schönes Hobby.

Wel­cher war der erste deut­sche Schal, den Sie bekommen haben?
Der kam vom FC Schalke 04. Er hängt neben meinem ersten Hee­ren­veen-Schal in meinem Zimmer. Ich begann damals, im kleinen Stil zu sam­meln. Das Internet war noch nicht so groß, des­wegen musste ich immer auf die Ferien mit meinen Eltern warten, um im Aus­land Schals zu kaufen. Unsere erste Reise ging ins Ruhr­ge­biet, wo ich den Schalke-Schal bekam. Ein anderes Mal waren wir in Eng­land und ich kam mit zehn neuen Schals nach Hause. Danach war bei mir das Sam­mel­fieber aus­ge­bro­chen.

Gibt es einen Com­mu­nity unter Schal­samm­lern?
Ich habe schon viele Sammler aus aller Welt ken­nen­ge­lernt, aber eine ver­schwo­rene Gemein­schaft ist das nicht. In den Nie­der­landen haben wir aber mitt­ler­weile eine kleine Gruppe zusammen. Wir nennen uns Scarf Coll­ec­tors Hol­land“ und besu­chen gemeinsam zwei Mal im Jahr Spiele in unseren Nach­bar­län­dern. Vor­mit­tags gucken wir ein Spiel in Deutsch­land, abends in Bel­gien. Mitt­ler­weile haben wir sogar unseren eigenen Schal und auch ein eigenes Banner, damit man uns im Sta­dion erkennen kann. Unser erstes gemein­sames Spiel war übri­gens Wup­pertal gegen Elvers­berg.

Warum Wup­pertal?
Ich habe ein Faible für kleine, fami­liäre Klubs. In Eng­land schaue ich seit meiner Kind­heit immer als erstes nach den Ergeb­nissen von Ips­wich Town. Außerdem bin ich Mit­glied beim Sechst­li­gisten Ebbs­fleet United, der einst von den Fans über­nommen wurde. In Deutsch­land schaue ich eben auf den Wup­per­taler SV. Das Sta­dion am Zoo“ ist wun­der­schön.

Wie schwierig ist es, an Schals aus Län­dern zu kommen, die Sie nicht selbst besu­chen können?
Seitdem ich meine Web­site habe, tau­sche ich mit Samm­lern aus aller Welt. Ich bekomme Schals aus Argen­ti­nien, Aus­tra­lien und sogar aus Vene­zuela. Ich freue mich immer, wenn ich einen Schal von einem Klub aus­packe, von dem ich noch nie gehört habe. Auch über Twitter kriege ich viel Feed­back. Manchmal senden mir Leute sogar Schals zu, wenn sie sehen, dass ihr Klub in meiner Samm­lung fehlt.

Sie könnten auch ein­fach in den Online-Shops der Klubs stö­bern?
Mitt­ler­weile ver­meide ich es, meine Schals in offi­zi­ellen Fan­shops zu kaufen. Für die Klubs sind Schals nur eine Mittel, um Geld zu ver­dienen. Für mich ist es eine Art, mit Men­schen aus der ganzen Welt in Kon­takt zu treten. Außerdem wäre es zu ein­fach, meine Samm­lung auf diese Art zu ver­grö­ßern.

Wel­cher Schal in Ihrer Samm­lung ist für Sie der wert­vollste?
Mein erster Schal vom SC Hee­ren­veen steht an erster Stelle. Den Wert kann man mit Geld nicht auf­wiegen. Dann kommen einige Schals aus den unteren, eng­li­schen Ligen, die für mich alle mit beson­deren Geschichten ver­bunden sind. Zum Bei­spiel der vom Thur­rock FC, den mir der Prä­si­dent des Klubs per­sön­lich schenkte. Oder der von Sutton United. Ich besuchte das Sta­dion, als kein Spieltag war. Nur ein Mann war vor Ort. Der lud mich zu sich nach Hause ein, wir aßen und tranken gemeinsam – und am Ende schenkte er mir seinen Schal. Unglaub­lich!

Die Aus­wahl fällt Ihnen sicher schwer. Aber wel­cher Schal ist für Sie der kurio­seste?
Viel­leicht der vom VSC Utrecht. VSC steht für Velox, SVVU, Cele­ri­tudo, drei Ver­eine, die zu einem Ama­teur­klub ver­schmolzen sind. Ande­rer­seits steht die Abkür­zung VSC in den Nie­der­landen für vro­lijk, sexy, char­mant“, was so viel heißt wie glück­lich, sexy und char­mant“. Viel­leicht ist es aber auch der Schal vom Spiel Ips­wich Town gegen Inter Mai­land. Ei Fehl­druck, denn das Logo von Inter wurde in Schwarz und Rot gefärbt – die Farben des Erz­ri­valen AC Mai­land. Die kurio­seste Geschichte ver­binde ich aller­dings mit dem FC Schalke 04.

Erzählen Sie.
Sie zeigte mir, was mein Hobby so beson­ders macht. Ich tauschte über das Internet einige Schals mit einem Schalke-Fan. Wir spra­chen dabei auch von unseren Klubs und ich erzählte ihm, dass ich gerne einmal ein Schalke-Spiel live sehen würde. Er sagte, er könne mir sicher irgendwie ein Ticket orga­ni­sieren. Einige Tage später bekam ich Post von ihm. In dem Brief lag seine Dau­er­karte. Ich meine, wir kannten uns nur durch E‑Mails und dieser Mann schickt mir ein­fach seine Dau­er­karte zu! Das zeigte mir, dass Schal­sammler sich unter­ein­ander ver­trauen können.

Gibt es einen Schal für den Sie alles stehen und liegen lassen würden?
Natür­lich. Vor ein paar Jahren spielte der AC Mai­land in der Europa League gegen Hee­ren­veen. Für dieses Spiel wurden extra 200 Match-Schals ange­fer­tigt. Aber ich habe leider keinen bekommen. Es ist der ein­zige Match-Schal von Hee­ren­veen, den ich nicht besitze. Für den würde ich sogar zu Fuß nach Mai­land gehen, um ihn per­sön­lich abzu­holen.


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DIe gesammte Samm­lung von Jelmer Boots findet sich auf seiner Web­site: www​.myfoot​ballscarves​.com