Die Story der Woche: Deportivo La Coruna verpflichtet einen 20-Jährigen und löst den Vertrag einen Tag später wieder auf – der Spieler hatte den Verein einst beleidigt.
Das Internet vergisst nicht – das dürften mittlerweile sogar Menschen wissen, die immer noch mit einem 56k-Modem durchs Netz surfen oder das Tamagotchi für die letzte große Erfindung der Menschheit halten. Und natürlich kann das manchmal zu blöden Situationen führen. Der Autor dieses Textes wird zum Beispiel seit Jahren von einem Kollegen aufgezogen, weil ein Foto im Netz existiert, auf dem er nicht besonders vorteilhaft aussieht. Es stammt aus den frühen Jahren des Internets, und es zeigt einen dicklichen Teenager mit Akne, langen verfilzten Haaren und einer Holzkette um den Hals. Die Eso- oder Sunshine-Reggae-Phase.
„Sah doch gut aus!“
Der Autor wusste selbst nicht mal was von der Existenz des Fotos, aber nun ja, es existierte, weil irgendjemand es Mitte der Neunziger auf eine blinkende private Beepworld-Seite hochgeladen hatte. Und auch wenn die Seite längst nicht mehr existiert, findet man das Bild auf einer dieser Wayback- und Archiv-Seiten. Jener Kollege hat das Bild natürlich ausgedruckt und an meine Bürotür geklebt, und immer wenn wir daran vorbeigehen, lacht er laut auf. Ich antworte dann mit einem Zitat von Mike Werner: „Sah doch gut aus!“ Doch das bekommt der Kollege nie mit, denn er ist längst lachend davongezogen. (Dass von jenem Kollegen Fotos aus den späten Neunzigern existieren, auf denen er singend mit orangefarbener Cord-Latzhose durch sein Heimatdorf zieht, sei hier nur in Klammern erwähnt.)
Wie auch immer: Die Spuren, die Fußballprofis dieser Tage im Internet hinterlassen dürfte ungleich größer sein. Im neuen Bundesliga-Sonderheft erzählen wir etwa die Geschichte eines Handy-Dealers, der über 150 Bundesliga-Spieler mit den neuesten Smartphones versorgt. Der dringendste Wunsch: „Mach mal das Datenvolumen hoch.“ Für mehr Fotos, Videos, Tweets, Facebook-Posts. Um das Internet rund um die Uhr vollzustopfen. Dass die Sachen in zwei oder drei oder acht Jahren den Spieler vielleicht in einem sonderbaren Licht erscheinen lassen – darüber denkt kaum jemand nach.
Die Geburt von Don Schwanzus
Passend dazu eine interessante Mail, die wir neulich von einem besorgten Ex-Profi erhielten, den wir in einer Bildergalerie „Die schönsten Fußballer-Frisuren“ auf einen der ersten Plätze wählten. Das Foto, das wir ganz regulär in unserer Bild-Datenbank „Imago“ fanden, zeigt einen Spieler mit einer Frisur, bei der sogar Arturo Vidal und Abel Xavier vor Neid erblasst wären. Auf einem nahezu kahlrasierten Schädel trug der Spieler einen hauchdünnen schuhbürstenartigen Iro – in Neongelb! An den Seiten waren noch einige Tribals einrasiert. In unserer Bildergalerie gratulierten wir dem Spieler zu dieser kreativen Höchstleistung und gaben ihm den Spitznamen Don Schwanzus, was zugegebenermaßen nicht sonderlich einfallsreich war.
Dieser Profi schrieb uns also eine Mail, in der er uns bat, das Foto von der Website zu nehmen. Er erklärte, dass er mittlerweile seine Profikarriere beendet habe und bei einer renommierten Versicherung arbeite. Dort käme es nicht so gut an, wenn seine Klienten herausfinden, dass er früher als Don Schwanzus Karriere gemacht hatte.