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SPIELE UNSERES LEBENS

Im 11FREUNDE-SPE­ZIAL Spiele unseres Lebens“ erzählen wir von ver­ges­senen Kra­chern und epi­schen Schlachten. Von Spielen wie dem 6:6 zwi­schen Schalke und Bayern, in dem Olaf Thon über Nacht zum Helden wurde. Das Heft gibt es hier bei uns im Shop.

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Olaf Thon, haben Sie Rolf Töp­per­wien ver­ziehen?
Wieso?

Nach dem Spiel stellte Töp­per­wien Sie vor lau­fenden Kameras als Bayern-Fan bloß.
(lacht) Ach, darauf wollen Sie hinaus. Ja, das stimmt. Töp­per­wien hatte irgendwie her­aus­ge­funden, dass ich als kleiner Junge in rot-weißer Bayern-Bett­wä­sche schlief – obwohl das eigent­lich nur meine Eltern wussten. Natür­lich sprach er mich drauf an, eine bes­sere Gele­gen­heit hätte es ja kaum geben können.

Gab es Schelte der S04-Fans?
Nicht an diesem Abend, ich schoss ja drei Tore im Spiel. Aber später durfte ich mir gele­gent­lich den einen oder anderen Spruch anhören. Doch damit muss man als Profi umgehen können – und dazu muss man dann auch stehen.

Wie wird man in Gel­sen­kir­chen über­haupt zum Bayern-Fan?
Ich war sechs Jahre alt und liebte Gerd Müller. So ein­fach war das. Ich liebte offen­siven Fuß­ball, ich liebte Tore, große Spiele und dra­ma­ti­sche Wen­dungen. Und Gerd Müller war in sol­chen Spielen stets mit­ten­drin, meist als Match­winner. Spä­tes­tens nach dem WM-Finale von 1974, in dem Gerd Müller das Siegtor gegen die Nie­der­lande schoss, war dann klar: Gerd Müller ist mein Held und der FC Bayern mein Club – vor­erst.

Schalke hatte doch auch groß­ar­tige Stürmer.
Das stimmt. Klaus Fischer zum Bei­spiel. Der sitzt heute bei Heim­spielen ein paar Plätze neben mir und weiß, dass er meine Nummer 2 ist. Auf Gerd Müller lasse ich aber auch heute noch nichts kommen. (lacht)

1988, vier Jahre nach diesem legen­dären 6:6‑Spiel, wech­selten Sie zum FC Bayern. Ging damals für Sie ein Traum in Erfül­lung?
Zu der Zeit ten­dierte ich eher zu einem Wechsel ins Aus­land. Mai­land oder Madrid – um es mit Möller zu sagen: Haupt­sache Ita­lien. (lacht) Mir lagen Ange­bote aus Genua und von Atlé­tico Madrid vor. Und ein lang gehegter Traum von mir war es, eines Tages für den AC Mai­land zu spielen.

Waren Sie nicht glück­lich über den Wechsel nach Mün­chen?
Doch, natür­lich. Gerade wenn man bedenkt, dass es in meiner Kind­heit genau zwei Ver­eine gab, für die ich schwärmte: Schalke 04 und den FC Bayern. Wer kann heute schon sagen, dass er für die Ver­eine spielt, von denen er seit jeher Fan ist? Ich habe sechs Sai­sons in Mün­chen gespielt und wurde in dieser Zeit dreimal Deut­scher Meister. Es wurden sehr schöne Jahre, genauso schön, wie Uli Hoeneß es mir in unserem ersten Gespräch ver­sprach.

Der dama­lige Bayern-Coach Udo Lattek hätte Sie am liebsten direkt nach dem Pokal-Halb­fi­nale ver­pflichtet. Kam er nach dem Spiel zu Ihnen?
Nein. Ich war aber auch schwer auf­findbar, denn die Fans ließen mich nicht mehr von ihren Schul­tern. Ich drehte fast eine Stunde lang Ehren­runden im Park­sta­dion. Die Bayern-Spieler standen der­weil kon­ster­niert und ratlos an der Linie oder ver­schwanden in den Kata­komben. Und Udo Lattek gab ein Inter­view und sagte in etwa: Für den Jungen würde ich sofort zehn Mil­lionen Mark hin­legen.“ Als ich 1988 nach Mün­chen ging, bezahlten sie nur vier Mil­lionen. Ich war also ein rich­tiges Schnäpp­chen. (lacht)