Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Ich habe gemerkt: Es geht nicht mehr“

Wie haben Sie reagiert?
Ich hatte starke Schmerzen und wusste, dass es etwas Schlimmes ist. Als ich am nächsten Tag die Dia­gnose hatte, war es ein Schock. Aber gleich­zeitig wusste ich, dass ein Kreuz­band­riss ja inzwi­schen eine Stan­dard­ver­let­zung ist und man ca. ein halbes Jahr nicht spielen kann. Inso­fern habe ich relativ schnell wieder den Fokus auf die Reha gesetzt. Mein Ziel war, ab der Som­mer­vor­be­rei­tung wieder dabei zu sein. 

Ein Jahr später rissen Sie sich wieder das Kreuz­band, wieder im glei­chen Knie.
Das war richtig übel. Es hatte zwar schon andere Spieler gegeben, die das über­standen hatten, aber bei mir war in der Reha von Anfang an der Wurm drin. Das Knie ist immer wieder dick geworden und hat geschmerzt. Ich war andert­halb Jahre in der Reha, aber es konnte mir keiner sagen, warum das Knie bei jeder Belas­tung so heftig reagierte.

War Ihnen klar, dass dies das Ende Ihrer Kar­riere ist?
Ich habe es noch mal pro­biert und einen neuen Ver­trag für die dritte Liga unter­schrieben, aber das Pro­blem war, dass das Knie im Laufe der Woche immer dicker wurde. Ich habe es zunächst ver­drängt und mir ein­ge­redet, dass es wieder gut wird. Aber nach einem halben Jahr habe ich gemerkt: Es geht nicht mehr. 

Gab es eine bestimmte Situa­tion, in der Ihnen das klar wurde?
Bei einem Spiel hatte ich wieder sehr starke Schmerzen und das war für mich das Zei­chen, auf­zu­hören. Ich konnte ein­fach nicht mehr die gleiche Leis­tung wie früher bringen. Es fehlten ein paar Pro­zent, um mit­halten zu können. Und das frus­triert einen nur, weil man ja einen gewissen Anspruch an sich selber hat.

Wie ging es nach dem Kar­rie­re­ende mit Ihnen weiter?
Meine Freundin und ich haben erst mal eine Welt­reise für elf Monate gemacht. Es ging darum, raus­zu­kommen und den Kopf frei zu bekommen. Wir sind mit dem Ruck­sack los­ge­zogen und haben die Welt erforscht.

Hat es mit dem Abschalten geklappt?
Ich hätte gedacht, dass es ein­fa­cher wird. Die Reise war zwar eine gute Ablen­kung, weil man andere Leute ken­nen­lernt und tolle Erfah­rungen macht, aber immer wenn wir Internet hatten, habe ich trotzdem nach den Ergeb­nissen geguckt. Ich war noch so im Fuß­ball drin und wollte wissen, wie die Mann­schaften spielen und wer die Tore schießt. Wenn man mit sechs anfängt und nichts anderes macht, als Fuß­ball zu spielen, ist es schwer, kom­plett den Cut zu schaffen.

Ihr Kar­rie­re­ende ist drei Jahre her. Haben Sie mit dem, was Ihnen pas­siert ist, inzwi­schen abschließen können?
Noch nicht ganz. Dafür denke ich noch zu viel an alte Spiele und das, was man erlebt hat, zurück. Ich gucke auch nicht jeden Tag Fuß­ball, weil da laufen noch zu viele herum, die ich selber kenne. Da denkt man: Das könnte ich sein“. Aber langsam wird es besser.

Wer hat Ihnen geholfen, das alles zu ver­ar­beiten?
Meine Freundin. Mit ihr habe ich viel dar­über geredet. Aber ich war in der ersten Zeit schon sehr unan­ge­nehm, wahr­schein­lich sogar uner­träg­lich teil­weise. Es gab Phasen, in denen ich alles in mich hin­ein­ge­fressen habe. Mit der Zeit wird es aber ein­fa­cher, wenn Fuß­ball nicht mehr den hohen Stel­len­wert hat. 

Was machen Sie heute?
Ich stu­diere seit April 2015 BWL in Berlin. Und ab November ver­bringe ich ein Aus­lands­se­mester in Aus­tra­lien. Außerdem bin ich letztes Jahr Vater geworden, sodass jetzt mein Sohn mein neuer Mit­tel­punkt ist und die Ver­gan­gen­heit langsam ver­blasst.

Können Sie sich vor­stellen, eines Tages mit Ihrem Sohn Fuß­ball zu spielen?
Das Pro­blem ist, dass mein Knie immer wieder dick wird und aktiv Fuß­ball spielen des­halb nicht so richtig drin ist. Aber ein biss­chen kicken mit meinem Neffen geht schon mal. Und wenn mein Sohn Fuß­ball spielen möchte, werde ich ihn unter­stützen. Trotz meiner Ver­let­zungen sehe ich Fuß­ball immer noch positiv.