Uwe Bein erfand den tödlichen Pass, ist Weltmeister und eine Eintracht-Legende. Dabei hätte der beste Zehner seiner Generation die Schuhe fast mit 27 Jahren an den Nagel gehängt. Heute wird er 60 Jahre alt.
1992 vergeigten Sie mit der Eintracht am letzten Spieltag die Meisterschaft. Wie oft denken Sie noch an das Trauma von Rostock?
Oft. Aber die Meisterschaft haben wir an den Spieltagen davor verloren. Am vorletzten Spieltag kam Bremen zu uns, die waren noch betrunken von ihrem Sieg im Pokalsieger-Cup unter der Woche und wollten im Anschluss mit uns feiern. Aber dann erlaubten wir uns einige Fouls, die Bremer hielten plötzlich dagegen und wir spielten nur 2:2. In der letzten Minute trat mich Dieter Eilts im Strafraum um, das war ein noch klarerer Elfmeter als eine Woche später in Rostock.
In Rostock kann man aber trotzdem mal gewinnen.
Ein großer Fehler war, dass wir uns schon drei Tage vor dem Spiel in einem Hotel nahe Rostock einquartierten. Das sollte den Teamgeist stärken, aber wir gingen uns nur auf die Nerven. Und das Spiel verlief unglücklich. Wir hatten zwei Pfostenschüsse und den nicht gegebenen Elfer an Ralf Weber. Parallel bekam Stuttgart in Leverkusen einen Elfmeter nach einem Foul außerhalb des Strafraums. Es kam viel Pech zusammen. Aber im Endeffekt hatten wir es in der Hand. Und haben es losgelassen.
Damit bleibt die Weltmeisterschaft der einzige Titel in Ihrer Vita.
Das ist ja nicht der schlechteste, oder? Meine Freunde nennen mich übrigens nur „Weltmeister“, gar nicht mehr Uwe.
Stimmt es, dass Sie Andy Möller davon abhalten mussten, vorzeitig von der WM nach Hause zu fahren?
Überspitzt gesagt schon. Vor der WM wurde Andy als Topstar der Nationalelf gehandelt. Beim Turnier war er dann aber nicht mal Stammspieler, was ihn sehr enttäuschte. Wir teilten uns das Zimmer, da bekam ich das eine oder andere Telefonat in die Heimat mit, in dem er sagte, er würde sich einfach in den Flieger setzen und wieder nach Hause kommen. Das hat er natürlich nicht so ernst gemeint, aber ich musste ihm trotzdem gut zureden.
Sind Sie mit dem Verlauf Ihrer WM zufrieden?
Ja, auch wenn es zwischendrin einen Dämpfer gab. Ich hatte mich in den letzten Vorbereitungsspielen in die Startelf gespielt und bestritt alle drei Gruppenspiele. Vor dem Achtelfinale gegen die Niederlande sagte Franz Beckenbauer zu mir, dass er einen kopfballstärkeren Spieler im Mittelfeld aufbieten wolle. Ich hoffte noch auf eine Einwechslung, aber als ich in die Kabine kam, lag mein Trikot nicht auf dem Platz. Ich musste auf die Tribüne.
Wie reagierten Sie?
Ich war erst einmal sauer. Aber es war auch kein Drama, weil ich im Viertelfinale wieder spielte. Leider zog ich mir gegen die Tschechen eine Oberschenkelverhärtung zu. Franz fragte mich vor dem Halbfinale, ob ich bei 100 Prozent sei, was ich verneinte. Damit verlor ich auch meinen Platz für das Finale. Das ist das Einzige, was mich im Nachhinein ärgert. Denn im Endspiel, mit einem Mann mehr und schön viel Platz für meine Pässe, da hätte ich schon gerne noch ein paar Minuten gespielt.