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Das Inter­view ist erst­mals in 11FREUNDE #183 erschienen. Das Heft gibt es bei uns im Shop.

Uwe Bein, wenn Ihr Name fällt, denkt der Fan spontan an den töd­li­chen Pass und den viel­be­sun­genen Fuß­ball 2000“ in Frank­furt. Dabei haben Sie einige Jahre zuvor mit dem 1. FC Köln eine noch kurio­sere Saison gespielt.
Nach einem durch­wach­senen ersten Jahr in Köln spielten wir 1986/87 eine über­ra­gende Uefa-Cup-Saison. Ich traf in fast jedem Spiel, wes­wegen mich die Fans bald Mr. Euro­pacup“ nannten. Leider nahm der Wett­be­werb aber ein unschönes Ende.

Was ist pas­siert?
Wir kamen bis ins End­spiel, das damals noch in Hin- und Rück­spiel aus­ge­tragen wurde. Im Halb­fi­nale in Waregem kam es aller­dings zu Aus­schrei­tungen. Als Strafe entzog uns die Uefa das Heim­recht. Wir mussten das Finale min­des­tens 350 Kilo­meter von Köln ent­fernt aus­tragen.

Der FC ent­schied sich für Berlin. Eine gute Wahl?
Das eigent­liche Pro­blem war das Hin­spiel, das wir unglück­lich 1:5 ver­loren. Das führte dazu, dass sich der Andrang in Berlin in Grenzen hielt. Als PR-Maß­nahme mussten wir Spieler am Spieltag noch über den Ku’damm laufen und auf der Straße Rosen ver­teilen, um Wer­bung für die Partie zu machen. Geholfen hat das nichts, es kamen nur 16 000 Zuschauer. Immerhin: Wir gewannen 2:0, auch wenn das nicht für den Titel reichte.

Nach zwei Jahren in Köln gingen Sie zum Ham­burger SV. Da lief es zunächst nicht allzu berau­schend.
Beim HSV hatten die Platz­hir­sche um Thomas von Heesen und Ditmar Jacobs das Sagen und machten es den Neuen nicht leicht. Unter Trainer Josip Sko­blar pen­delte ich zwi­schen Bank und Platz. Manchmal musste ich unter ihm sogar Mann­de­cker spielen.

Wir ver­su­chen uns gerade Uwe Bein als Mann­de­cker vor­zu­stellen.
Das war gegen Ajax Ams­terdam im Pokal der Pokal­sieger, als mich Sko­blar eine Art Vor­stopper spielen ließ, gegen John Bosman und Dennis Berg­kamp. Die haben zwar nicht getroffen, ver­loren haben wir aber trotzdem. Ich weiß auch nicht, was ihn da geritten hat. Er wurde kurz danach ent­lassen. Sein Nach­folger wurde Willi Rei­mann – der mir kei­nerlei Chance gab.

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Warum?
Ich weiß es nicht. Ich war ständig in seinem Büro, weil ich wissen wollte, was los ist, und irgend­wann auch, um meine Frei­gabe zu for­dern. Aber er sagte nur: Uwe, ich brauche dich noch!“ Ich ant­wor­tete: Herr Rei­mann, wollen Sie mich ver­ar­schen? Im Trai­ning gewinne ich mit der B‑Mannschaft jedes Trai­nings­spiel. Beim letzten Bun­des­li­ga­spiel waren vier Mit­tel­feld­spieler ver­letzt, und ich habe trotzdem nicht gespielt.“ Aber es half alles nichts. Ich kam mir so ver­äp­pelt vor, dass ich mich rea­m­a­teu­ri­sieren lassen wollte.

Sie scherzen?
Nein, ich war kurz davor, mit Mitte zwanzig als Profi auf­zu­hören und in die Ober­liga zu gehen. Ich hatte ein­fach die Schnauze voll. Bei Vik­toria Aschaf­fen­burg kannte ich den Trainer und befand mich schon in Ver­hand­lungen, aber dann wen­dete sich das Blatt. Wir ver­loren 0:2 im Pokal gegen Bochum. Rei­mann wech­selte einen der Alt­ein­ge­ses­senen aus, wor­über sich die anderen Platz­hir­sche beschwerten. Es kam zum Eklat, und im nächsten Spiel durften die jungen Spieler von Beginn an ran: Ich, Harald Spörl, Bruno Lab­badia. Ich schoss direkt ein Tor, von da an war ich in der Mann­schaft.