Dedé wollte eigentlich nur seinen Dreijahresvertrag bei Borussia Dortmund erfüllen – doch dann blieb er 13 Jahre. Heute wird die Vereinslegende 45 Jahre alt.
Sie sagten mal, dass Sie nach Ihrer Ankunft in Dortmund sehr viel geweint und ständig mit Ihrer Mutter telefoniert hätten. War der Kulturschock so groß?
Es war einfach alles anders. Ich war alleine, keine Freunde, keine Familie, anderes Essen, andere Sprache, anderes Wetter. Die Leute waren viel reservierter als in Brasilien. Und auch der Fußball war ganz anders. Es stürzte alles geballt auf mich ein – ich war damals ja erst 20 Jahre alt. Ich wollte nur schnell wieder weg. Später lernte ich viele warmherzige Menschen kennen, aber ich merkte auch, dass es in Deutschland manchmal ein wenig länger braucht, damit Freundschaften entstehen können.
Wie Ihnen erging es schon vielen Brasilianer nach ihrem Wechsel in die Bundesliga.
Ich verstehe diese Spieler, die sich nicht zurechtfinden, weil sie in eine vollkommen neue Welt eintauchen. Da gibt es geniale Kicker aus Brasilien, Spieler, die dort alles in Grund und Boden spielen, Tore am Fließband schießen und dann in Deutschland nicht mal ansatzweise ihre Leistung bringen. Sie kommen nicht mit den neuen Eindrücken und den neuen Verhältnissen zurecht.
„Wenn meine Mitspieler fragten ‚Dede, geht’s dir gut?‘, konnte ich nur antworten ‚Ja.‘ Dabei ging es mir nicht gut. Ich konnte es bloß nicht sagen.“
Sie haben bald Deutsch gelernt. War das auch ein Grund, weshalb Sie sich nach den Anfangsschwierigkeiten schnell Anschluss fanden?
Auf jeden Fall. Ich bin ein recht freundlicher und gut gelaunter Mensch, doch konnte ich das am Anfang überhaupt nicht richtig zeigen. Die erfahrenen BVB-Spieler haben mich in ihre Mitte genommen, mich geführt, sie waren sehr gut zu mir, der Kokser, Icke Häßler und andere. Aber wenn sie mich fragten „Dede, geht’s dir gut?“, konnte ich stets nur antworten „Ja.“ Dabei ging es mir nicht gut. Ich konnte es bloß nicht artikulieren. Mir wurde klar: Wenn du hier bleiben willst, musst du die Sprache lernen, du musst mit den Leuten reden können.
Bekamen Sie einen Deutschlehrer?
Am Anfang hatte ich einen, aber wir hatten unterschiedliche Ideen vom Unterricht. Er wollte mir die deutsche Sprache wie einem kleinen Schüler beibringen, er begann mit dem Alphabet: A, B, C, D, und so weiter. Er begriff nicht, dass ich gar keine Zeit hatte, so grundlegend die Sprache zu lernen. Ich wollte einfach viel Deutsch hören und viel sprechen.
Sie wollten einfach anfangen.
Richtig. Natürlich macht man Fehler am Anfang, aber ich wollte ein schnelles Erfolgserlebnis, nicht erst die Grammatik in Perfektion beherrschen, sondern wichtige Sätze und Worte sagen, natürlich auch, um auf dem Platz mit meinen Mitspielern kommunizieren zu können. Ich wollte Dinge rufen wie: „Links!“, „Rechts!“, „Spiel!“ Ich brach also den Unterricht ab und kaufte mir eine Lernkassette, die ich immer bei mir hatte. Wenn wir zu Auswärtsspielen gereist sind, habe ich die Kassette in meinen Walkman gelegt und angemacht. Außerdem habe ich Bücher gelesen, in denen jede Seite eine portugiesische Übersetzung hatte.