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Seite 2: „Kokser und Icke waren gut zu mir“

Sie sagten mal, dass Sie nach Ihrer Ankunft in Dort­mund sehr viel geweint und ständig mit Ihrer Mutter tele­fo­niert hätten. War der Kul­tur­schock so groß?
Es war ein­fach alles anders. Ich war alleine, keine Freunde, keine Familie, anderes Essen, andere Sprache, anderes Wetter. Die Leute waren viel reser­vierter als in Bra­si­lien. Und auch der Fuß­ball war ganz anders. Es stürzte alles geballt auf mich ein – ich war damals ja erst 20 Jahre alt. Ich wollte nur schnell wieder weg. Später lernte ich viele warm­her­zige Men­schen kennen, aber ich merkte auch, dass es in Deutsch­land manchmal ein wenig länger braucht, damit Freund­schaften ent­stehen können.

Wie Ihnen erging es schon vielen Bra­si­lianer nach ihrem Wechsel in die Bun­des­liga.
Ich ver­stehe diese Spieler, die sich nicht zurecht­finden, weil sie in eine voll­kommen neue Welt ein­tau­chen. Da gibt es geniale Kicker aus Bra­si­lien, Spieler, die dort alles in Grund und Boden spielen, Tore am Fließ­band schießen und dann in Deutsch­land nicht mal ansatz­weise ihre Leis­tung bringen. Sie kommen nicht mit den neuen Ein­drü­cken und den neuen Ver­hält­nissen zurecht.

Wenn meine Mit­spieler fragten Dede, geht’s dir gut?‘, konnte ich nur ant­worten Ja.‘ Dabei ging es mir nicht gut. Ich konnte es bloß nicht sagen.“

Sie haben bald Deutsch gelernt. War das auch ein Grund, wes­halb Sie sich nach den Anfangs­schwie­rig­keiten schnell Anschluss fanden?

Auf jeden Fall. Ich bin ein recht freund­li­cher und gut gelaunter Mensch, doch konnte ich das am Anfang über­haupt nicht richtig zeigen. Die erfah­renen BVB-Spieler haben mich in ihre Mitte genommen, mich geführt, sie waren sehr gut zu mir, der Kokser, Icke Häßler und andere. Aber wenn sie mich fragten Dede, geht’s dir gut?“, konnte ich stets nur ant­worten Ja.“ Dabei ging es mir nicht gut. Ich konnte es bloß nicht arti­ku­lieren. Mir wurde klar: Wenn du hier bleiben willst, musst du die Sprache lernen, du musst mit den Leuten reden können.

Bekamen Sie einen Deutsch­lehrer?
Am Anfang hatte ich einen, aber wir hatten unter­schied­liche Ideen vom Unter­richt. Er wollte mir die deut­sche Sprache wie einem kleinen Schüler bei­bringen, er begann mit dem Alphabet: A, B, C, D, und so weiter. Er begriff nicht, dass ich gar keine Zeit hatte, so grund­le­gend die Sprache zu lernen. Ich wollte ein­fach viel Deutsch hören und viel spre­chen.

Sie wollten ein­fach anfangen.
Richtig. Natür­lich macht man Fehler am Anfang, aber ich wollte ein schnelles Erfolgs­er­lebnis, nicht erst die Gram­matik in Per­fek­tion beherr­schen, son­dern wich­tige Sätze und Worte sagen, natür­lich auch, um auf dem Platz mit meinen Mit­spie­lern kom­mu­ni­zieren zu können. Ich wollte Dinge rufen wie: Links!“, Rechts!“, Spiel!“ Ich brach also den Unter­richt ab und kaufte mir eine Lern­kas­sette, die ich immer bei mir hatte. Wenn wir zu Aus­wärts­spielen gereist sind, habe ich die Kas­sette in meinen Walkman gelegt und ange­macht. Außerdem habe ich Bücher gelesen, in denen jede Seite eine por­tu­gie­si­sche Über­set­zung hatte.