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Seite 2: „Mein letztes Spiel auf der großen Fußballbühne“

In der Abschluss­be­spre­chung stand mein Name auf dem Zettel, Messi blieb nur der Platz auf der Tri­büne. Er zog wortlos ab, ich konnte ihn ver­stehen. Doch ich wusste, er ist die Zukunft des Klubs. Für mich hin­gegen war es das letzte Spiel auf der großen Fuß­ball­bühne. Auch ich war irgendwie ent­täuscht, weil ich mir einen Platz in der Startelf erhofft hatte. Doch es spielte Ludovic Guily. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf meine Chance zu warten. Mich zu kon­zen­trieren, bis der Moment käme, in dem ich der Mann­schaft helfen und die Leere besiegen könnte.

Auf dem Weg zum Sta­dion war die Stim­mung aus­ge­lassen. Unsere Bra­si­lianer – Ronald­inho, Bel­letti, Sil­vinho – trom­melten an die Scheiben des Busses, sangen ihre Lieder. Sogar Carles Puyol musste grinsen. Und das war vor wich­tigen Spielen eine echte Aus­nahme. In der Kabine trom­melten sie weiter, Ronald­inho tanzte dazu mit dem Ball. Dann ging es raus durch den Tunnel in das voll­be­setzte Saint-Denis, dazu die Klänge der Cham­pions-League-Hymne. Diese Momente treiben jedem Profi das Gummi in die Knie. Ronald­inho grinste, Puyol schnaubte, es war magisch.

Ich war wie im Tunnel

Ich nahm auf der Bank Platz. Neben mir Andres Iniesta, Xavi und Juliano Bel­letti, nie­mand sagte ein Wort. Jens Leh­mann sah die Rote Karte, wenig später kas­sierten wir das 0:1, und Arse­nals Mann­schaft fei­erte direkt vor unserer Bank. Ich ballte in meiner Tasche kurz die Faust – und zwar vor Freude. Weil ich ahnte, dass dieser Spiel­ver­lauf meine Ein­satz­chancen erhöhen würde. Fortan blickte ich nicht mehr auf das Geschehen um den Ball, son­dern beob­ach­tete Arse­nals Innen­ver­tei­diger Sol Camp­bell und Kolo Touré. Wie sind die Räume zwi­schen ihnen auf­ge­teilt? Wie kom­mu­ni­zieren sie mit­ein­ander? Wo über­geben sie ihre Gegen­spieler? Wer macht einen fri­scheren Ein­druck? Ich war wie im Tunnel.

Die Halb­zeit rauschte an mir vorbei. Als der Pfiff zur Pause ertönte, schickte Frank Rij­kaard Iniesta und mich zum Warm­ma­chen. Ich fragte, wann er mich bringen würde. Er sagte: Wenn es so wei­ter­geht, in der 60. Minute.“ Meine Zeit war gekommen.

Ein Moment von kind­li­chem Chaos

In der 61. Minute kam ich end­lich für Mark van Bommel ins Spiel. Ich spielte im Sturm­zen­trum, Samuel Eto’o und Ludovic Guily wichen auf den Flügel aus. Trainer Rij­kaard hatte einen Plan: Ich sollte mich viel bewegen und so Lücken in Arse­nals Vie­rer­kette reißen, mit dem Rücken zum Tor anspielbar sein, um den ver­ti­kalen Ball auf die durch­star­tenden Außen­stürmer wei­ter­zu­leiten. Dieser Plan ging fast schon beängs­ti­gend genau auf. Iniesta passte in die Tiefe, eine kleine Wei­ter­lei­tung von mir, Eto’o stand frei vor dem Tor. 1:1.

Fünf Minuten später passte mir Bel­letti den Ball in den Lauf. Ich wich auf die Außen­bahn auf, stand mit dem Rücken zum Tor und spürte Sol Camp­bells Atem in meinem Nacken. Auch Ashley Cole rückte mit ein, und Freddie Ljung­berg ori­en­tiere sich eben­falls zu mir. Im Augen­winkel sah ich, wie Bel­letti in den freien Raum star­tete, ich steckte den Ball durch, Bel­letti traf. Das Sta­dion explo­dierte, ich stürzte auf Julio, die ganze Mann­schaft fiel über uns her. Puyol brüllte, Bel­letti betete zu Gott, Ronald­inho küsste alles, was ihm in den Weg kam, und Eto’o weinte, mit einem Lächeln auf den Lippen, auf den Tri­bünen brannten die Ben­galos. Ein Moment von kind­li­chem Chaos. Selten im straff orga­ni­sierten Pro­fi­fuß­ball und des­halb so ein­malig.