Im Champions-League-Finale 2006 zwischen Barca und Arsenal wurde Henrik Larsson als Einwechselspieler zum Matchwinner. Hier erinnert er sich an den größten Abend seines Lebens.
In der Abschlussbesprechung stand mein Name auf dem Zettel, Messi blieb nur der Platz auf der Tribüne. Er zog wortlos ab, ich konnte ihn verstehen. Doch ich wusste, er ist die Zukunft des Klubs. Für mich hingegen war es das letzte Spiel auf der großen Fußballbühne. Auch ich war irgendwie enttäuscht, weil ich mir einen Platz in der Startelf erhofft hatte. Doch es spielte Ludovic Guily. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf meine Chance zu warten. Mich zu konzentrieren, bis der Moment käme, in dem ich der Mannschaft helfen und die Leere besiegen könnte.
Auf dem Weg zum Stadion war die Stimmung ausgelassen. Unsere Brasilianer – Ronaldinho, Belletti, Silvinho – trommelten an die Scheiben des Busses, sangen ihre Lieder. Sogar Carles Puyol musste grinsen. Und das war vor wichtigen Spielen eine echte Ausnahme. In der Kabine trommelten sie weiter, Ronaldinho tanzte dazu mit dem Ball. Dann ging es raus durch den Tunnel in das vollbesetzte Saint-Denis, dazu die Klänge der Champions-League-Hymne. Diese Momente treiben jedem Profi das Gummi in die Knie. Ronaldinho grinste, Puyol schnaubte, es war magisch.
Ich war wie im Tunnel
Ich nahm auf der Bank Platz. Neben mir Andres Iniesta, Xavi und Juliano Belletti, niemand sagte ein Wort. Jens Lehmann sah die Rote Karte, wenig später kassierten wir das 0:1, und Arsenals Mannschaft feierte direkt vor unserer Bank. Ich ballte in meiner Tasche kurz die Faust – und zwar vor Freude. Weil ich ahnte, dass dieser Spielverlauf meine Einsatzchancen erhöhen würde. Fortan blickte ich nicht mehr auf das Geschehen um den Ball, sondern beobachtete Arsenals Innenverteidiger Sol Campbell und Kolo Touré. Wie sind die Räume zwischen ihnen aufgeteilt? Wie kommunizieren sie miteinander? Wo übergeben sie ihre Gegenspieler? Wer macht einen frischeren Eindruck? Ich war wie im Tunnel.
Die Halbzeit rauschte an mir vorbei. Als der Pfiff zur Pause ertönte, schickte Frank Rijkaard Iniesta und mich zum Warmmachen. Ich fragte, wann er mich bringen würde. Er sagte: „Wenn es so weitergeht, in der 60. Minute.“ Meine Zeit war gekommen.
Ein Moment von kindlichem Chaos
In der 61. Minute kam ich endlich für Mark van Bommel ins Spiel. Ich spielte im Sturmzentrum, Samuel Eto’o und Ludovic Guily wichen auf den Flügel aus. Trainer Rijkaard hatte einen Plan: Ich sollte mich viel bewegen und so Lücken in Arsenals Viererkette reißen, mit dem Rücken zum Tor anspielbar sein, um den vertikalen Ball auf die durchstartenden Außenstürmer weiterzuleiten. Dieser Plan ging fast schon beängstigend genau auf. Iniesta passte in die Tiefe, eine kleine Weiterleitung von mir, Eto’o stand frei vor dem Tor. 1:1.
Fünf Minuten später passte mir Belletti den Ball in den Lauf. Ich wich auf die Außenbahn auf, stand mit dem Rücken zum Tor und spürte Sol Campbells Atem in meinem Nacken. Auch Ashley Cole rückte mit ein, und Freddie Ljungberg orientiere sich ebenfalls zu mir. Im Augenwinkel sah ich, wie Belletti in den freien Raum startete, ich steckte den Ball durch, Belletti traf. Das Stadion explodierte, ich stürzte auf Julio, die ganze Mannschaft fiel über uns her. Puyol brüllte, Belletti betete zu Gott, Ronaldinho küsste alles, was ihm in den Weg kam, und Eto’o weinte, mit einem Lächeln auf den Lippen, auf den Tribünen brannten die Bengalos. Ein Moment von kindlichem Chaos. Selten im straff organisierten Profifußball und deshalb so einmalig.