Heute Abend trifft Zlatan Ibrahimovic mit Paris St. Germain auf seinen Ex-Klub, den FC Barcelona. Für unsere März-Ausgabe sprachen wir mit dem Stürmer über Pep Guardiola, Muhammad Ali und einen möglichen Wechsel in die Bundesliga.
Zlatan Ibrahimovic, Sie haben in den letzten zehn Jahren mehr erlebt als andere Menschen in achtzig. Wie alt fühlen Sie sich eigentlich?
Jetzt muss ich wohl sagen: Wie 20! Denn sonst sinkt ja mein Markwert. Aber Sie haben schon Recht, ich bin ziemlich reich an Erfahrungen. Ich habe in fünf Ländern gelebt, in Schweden, den Niederlanden, Italien, Spanien und jetzt in Frankreich, ich habe die Menschen und die Kultur kennengelernt. Das hat mich geprägt.
Was noch fehlt in Ihrer Biografie ist England – und Deutschland!
Sicher, die Bundesliga würde mich schon reizen. Eines Tages vielleicht. Ein bisschen Zeit bleibt mir ja noch.
Welcher Klub soll es dann sein?
Ganz klar: Wenn ich nach Deutschland gehe, dann zum FC Bayern München. Für mich einer besten fünf Vereine auf der Welt.
Dort würden Sie, wenn er sich denn so lange hält, auf Pep Guardiola treffen, mit dem Sie in Barcelona immer wieder aneinander gerieten. Sie nannten ihn verächtlich „Philosoph“.
Ach, das ist doch so lange her! Schwamm drüber.
Aber seither sind doch erst zweieinhalb Jahre vergangen.
Eine Ewigkeit im Fußball! Sie sagten doch selbst, dass Fußballjahre mehr gelten. Ich habe kein Problem mehr mit Guardiola. Ich habe dazu gelernt seit Barcelona.
Was genau haben Sie denn gelernt?
Vor allem Geduld. Geduld, Dinge entstehen zu lassen. Geduld, Aufgaben zu lösen. Früher wollte ich alles sofort.
Und wenn Sie es nicht bekamen, wurden Sie aufbrausend.
Hat etwa jemand schlecht über mich gesprochen?
Man liest so einiges.
Davon sind 95 Prozent Lügen oder Folklore. Es macht den Leuten Spaß, Geschichten über mich in die Welt zu setzen. Mir aber egal.
Und die restlichen fünf Prozent?
Sind Vergangenheit. Ich bin älter geworden, ich bin verheiratet, habe zwei wunderbare Kinder. Da wird man doch ganz automatisch etwas ruhiger.
Was geben Sie Ihren Kindern mit auf den Lebensweg?
Dass sie Selbstvertrauen haben sollen.
Wie entsteht Selbstvertrauen?
Indem man sich Herausforderungen stellt, sich durchbeißt, seinen Weg geht. Ich glaube, ich habe meinen Kindern das ganz gut vorgelebt.
Sie haben erklärt, mit Paris Saint Germain die Champions League gewinnen zu wollen. Wie geduldig sind Sie, was das anbelangt?
Wir sind hier im Begriff, etwas Großes aufzubauen, das braucht schon seine Zeit. Ins Achtelfinale haben wir es schon mal geschafft, das ist ein guter Anfang.
Fehlt Ihnen in der doch recht schwach besetzten französischen Liga nicht die Herausforderung?
Olympique Lyon und Olympique Marseille muss man erst mal schlagen. Das ist dann schon ein Top-Team mehr als in der spanischen Liga. Und egal, wo ich hinkomme – gegen mich gehen die Verteidiger immer extra hart ran. Je tiefer der Gegner in der Tabelle steht, desto schlimmer.
Als Sie im Sommer nach Paris kamen, wurden Sie zuletzt empfangen wie der Messias persönlich. Hat Sie das erschreckt?
Nein. Für mich ist das normal. Ich befinde mich jetzt seit fast 20 Jahren auf diesem Highway und bin von Jahr zu Jahr schneller gefahren. So konnte ich mich an das Tempo gewöhnen. Sie sehen doch: Ich bin ganz ruhig.
Ihr großes Vorbild ist der Boxweltmeister Muhammad Ali. Was hat er Sie gelehrt?
Als ich ein Kind war, zeigte mein Vater mir Videos von Alis Kämpfen. Da war ich zunächst mal beeindruckt von seinen Bewegungen – float Ilke a butterfly, sting Iike a bee. Erst später habe ich mich mit der Person Ali befasst und gelernt, was es heißt, seinen Mann zu stehen, man selbst zu bleiben – auch gegen Widerstände. Auch das hatte für mich Vorbildcharakter.
Ali war Einzelsportler – sind Sie das in gewisser Weise auch?
Nein, nein. Ich brauche schon zehn andere, um etwas zu erreichen. Aber auch im Fußball muss es Individualisten geben, die durch ihre Klasse den Unterschied ausmachen, den Punch setzen.
Wären Sie gern Boxer?
Ich wünschte manchmal, Boxen wäre Teil des Fußballs. So aber muss ich mich zusammenreißen.
Ali sagte: „Ich bin der Größte!“ Wo stehen Sie auf der Skala des Weltsports?
Ich bin auch der Größte. (überlegt) Geht das überhaupt? Zwei Größte? Na, dann so: Ich bin der Größte hinter Ali.
Und vor Messi, dem Weltfußballer des Jahres?
Das sollen die Fußballfans lieber selbst beurteilen. Wichtig ist doch, dass ich an mich glaube. Immer! Auch das habe ich von Ali gelernt.
Hatten Sie eigentlich auch ein Fußballidol, als Sie klein waren?
Maradona!
Ein ganz anderer Spielertyp als Sie.
Finden Sie? Ich bin ein bisschen größer, aber dribbeln kann ich trotzdem ganz gut.
Was würden Sie eigentlich heute machen, wenn Sie nicht solch ein guter Fußballer wären?
Keine Ahnung. Da ich immer an mein Können als Fußballer geglaubt habe, kann ich das nicht beantworten.
Nie Selbstzweifel gehabt?
Ganz klares Nein.
Sie fahren längst teure Autos. Aber wenn Sie keine besäßen, würden Sie dann wie in Ihrer Jugend immer noch Fahrräder klauen, um zum Training zu kommen?
Ganz klares Ja.