Kürzlich hat Komiker und Moderator Wigald Boning im Mittelkreis des Weserstadions gezeltet. Nun erwägt er, dort Flitzer zu spielen. Von was träumt er noch?
Wigald Boning, Sie haben kürzlich eine Nacht im Mittelkreis des Bremer Weserstadions verbracht. Warum?
Ich schlafe schon seit August ausschließlich draußen. Das ist eine private Aufgabe, die ich mir gestellt habe. In diesem Zuge komme ich auch an Orte, die mir viel bedeuten. Und als Botschafter für „Werder bewegt“ (mit dieser Marke unterstützt Werder Bremen soziale Projekte, d. Red.) bin ich Werder sowieso verbunden. Als es im Vorfeld des Derbys gegen den HSV eine Tagung gab, habe ich gesagt: „Irgendwo muss ich ja übernachten. Wie wäre es denn im Stadion?“ Zu meinem großen Erstaunen haben am Ende alle eingewilligt. Der letzte Knackpunkt war der Platzwart, dem ich mich jetzt besonders verbunden fühle.
Wie haben Sie ihn überzeugt?
Es ging um wenige Millimeter, nämlich wie tief die Heringe des Zeltes in den Boden eingeführt werden dürfen, um die Rasenheizung nicht zu beschädigen. Ich habe mich verpflichtet, das auf maximal vier Zentimeter zu begrenzen.
Wie haben Sie sich auf die Übernachtung vorbereitet?
Ich habe am Nachmittag aufgebaut, als es noch hell war. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich beim Zeltaufbau jemals von einer solchen Euphorie ergriffen wurde wie dort. Die Frage ist ja erstmal, wo man das aufbaut. Ich habe das Zelt so positioniert, dass mein Ohr genau auf dem Anstoßpunkt liegt.
Wie war die Nacht?
Ein Stadion ist natürlich nicht komplett dunkel vor einem Bundesligaspiel. Die Banden waren per LED weiß erleuchtet. Das hat für einen durchgängigen Brummton gesorgt. Ansonsten habe ich versucht, in den Rasen hineinzuhorchen, ob die Rasenheizung oder der Rasen selbst irgendwelche Geräusche machten. Aber da war nichts.
Sie konnten wegen des Brummtons also nicht durchschlafen?
Natürlich nicht. Ich bin einmal pro Stunde aufgewacht und habe kurz überlegt, wo ich hier bin. Und dann fiel es mir wieder ein: Weserstadion – und dann bin ich breit grinsend wieder eingeschlafen. Das war eine Art positive Schlaflosigkeit. Es wäre ja auch sehr albern, ins Stadion zu gehen und dann zwölf Stunden wie ein Stein zu schlafen. Dann hat man ja gar nichts davon, dann kann ich auch zu Hause bleiben.
Nach dem Nordderby wurde Ihnen scherzhaft vorgeworfen, dass Sie die Niederlage verschuldet hätten. Wie stehen Sie zu den Vorwürfen?
Ich habe mir das vor allem selbst vorgeworfen. Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Aber wenn man sich die Entwicklung von Werder in den letzten Jahren anschaut, ist das Ergebnis nicht gerade überraschend. Trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das auch mit meiner Übernachtung zu tun haben könnte. Ich werde auf jeden Fall nicht wieder im Mittelkreis übernachten. Wenn, dann in der Allianz Arena. (Lacht.)
Warum in der Allianz Arena?
Weil das ein interessanter Lackmustest wäre, ob sich dann tatsächlich etwas ändert.
Waren Sie beim eigentlichen Spiel gegen den HSV im Stadion?
Ja, ich habe mir das angeschaut. Allerdings gehe ich sonst selten ins Stadion, da ich in München wohne. Ich besuche vielleicht zwei oder drei Spiele im Jahr.
Sie haben in einem Interview mal gesagt, dass Sie beim Fußballschauen zu Cholerik neigen. Sind Sie inzwischen besonnener?
Nein. (Lacht.) Deswegen schaue ich mir die Spiele im Fernsehen grundsätzlich alleine an. Ich gucke keine Konferenz, sondern nur Werder. Es gibt dann eine Standleitung zu einem meiner Söhne, der auch Werder-Fan ist. Wir leiden und freuen uns miteinander.