Lucca Volkmer ist Pressesprecher der SG Sonnenhof Großaspach – und spielt für Kaisersbach in der Landesliga. Am Samstag treffen beide Teams im Pokal aufeinander. Was die Frage aufwirft: Schießt sich Volkmer morgen selbst aus dem Wettbewerb?
Lucca Volkmer, was glauben Sie: Sind Sie ab Samstagabend arbeitslos?
Ich würde sagen: Die Gefahr ist relativ gering.
Immerhin treffen Sie am Samstag im württembergischen Landespokal mit ihrer Mannschaft Kaisersbach auf ihren Arbeitgeber Großaspach. Was passiert, wenn Sie Ihre Vorgesetzten aus dem Pokal schießen?
Man darf nicht vergessen: Wir bei Kaisersbach sind ein totaler Amateurklub. Wir sind gerade erst in die Landesliga aufgestiegen, also gefühlt noch ein Bezirksligist, und nehmen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte überhaupt am Landespokal teil. Die Chance, dass wir einen Drittligisten wie die SG schlagen, ist dementsprechend sehr, sehr niedrig. Wir haben kaum Hoffnung auf einen Erfolg. Insofern gehe ich davon aus, dass ich am Montag ganz normal zur Arbeit gehen kann. (Lacht.)
Seit wann arbeiten Sie für Großaspach?
Seit 2016 bin ich im Klub, seit Juli 2018 bin ich Pressesprecher.
Und seit wann spielen Sie für Kaisersbach?
Seit 2015.
Also ist eigentlich klar, für welchen Verein Ihr Herz schlägt.
Ach, das geht gut sehr nebeneinander her. Klar ist nur: Für uns in Kaisersbach ist das Spiel eine Zugabe, ein Sahnehäubchen, die Belohnung für die fantastische vergangene Saison. Für die Mannschaft geht es vor allem darum, Spaß zu haben und das Erlebnis zu genießen.
Sie sind verantwortlich für die Großaspach-Website. Malen Sie sich schon mögliche Schlagzeilen für den Fall aus, dass Sie am Samstag das entscheidende Tor erzielen?
Nein, das wäre vermessen. Zumal ich eigentlich eh fast nie das Tor treffe! Wenn überhaupt müsste mir ein Ball zufällig auf die Birne fliegen.
Was spielen Sie denn für eine Position?
Ich spiele normalerweise links hinten oder in der Innenverteidigung.
Mal angenommen, Sie laufen als Linksverteidiger auf. Gegen wen müssten Sie dann ran?
Zunächst mal hoffe ich, überhaupt zu spielen. Die Trainingsbeteiligung war in dieser Woche, wie Sie sich sicher vorstellen können, so groß wie nie. Auf welchen Rechtsaußen ich dann treffen würde, weiß ich nicht. Zum einen wird Trainer Oliver Zapel vermutlich etwas rotieren, zum anderen habe ich das Tagesgeschäft der Profis in dieser Woche bewusst nicht im Detail verfolgt. Mir soll niemand vorwerfen können, dass ich spioniert hätte!
Verraten Sie Ihren Teamkollegen von Kaisersbach trotzdem ein paar Insider? Wie Großaspach die Standards tritt, auf welchen Spieler man besonders Acht geben muss?
Diese Infos würden uns leider auch nichts bringen. Denn selbst wenn wir beispielsweise genau über verschiedene Freistoß-Varianten Bescheid wüssten: Wir könnten die Situationen trotzdem nicht verteidigen. (Lacht.) Wie gesagt: Wir sind gefühlt noch ein Bezirksligist, der Unterschied zur dritten Liga ist immens.
Wie groß ist die Gefahr, dass Sie aus Versehen einen Profi verletzen?
Da wurde ich im Training auch schon öfters drauf angesprochen. Was vor allem daran liegt, dass ich tatsächlich dafür bekannt bin, in Zweikämpfe zu gehen wie ein Verrückter. (Lacht.) Aber ich habe mich in der Hinsicht in den vergangenen Monaten schon stark verbessert. Außerdem gehen wir in dieses Spiel – ob der geringen Chancen auf einen Sieg – ohnehin nicht so verbissen wie in eine normale Ligapartie. Die Gefahr, dass ich einen Tunnel geschoben bekomme, ist wahrscheinlich größer. Auch wenn ich das auf jeden Fall verhindern will.
Theoretisch wäre das Spiel DIE Chance, einem SG-Spieler, der Ihnen bei der Arbeit auf die Nerven geht, endlich mal vors Schienbein zu treten…
Aber so einen Spieler gibt es nicht. Ich habe niemanden auf dem Kieker. Ich habe auch nicht vor, eine Rudelbildung anzuzetteln. Ich würde den Jungs sehr gerne auch nach dem Spiel noch ganz normal in die Augen schauen können.
Hat man in Großaspach versucht, Sie vom Spielen abzuhalten?
Nein, mein Chef Philipp Mergenthaler hat mir bereits am Sonntag gesagt, dass die Entscheidung komplett bei mir liegt. Das einzige kleine Problem ist der Liveticker. Normalerweise betreue ich den für die Spiele der Profis. Aber es gibt zum Glück Kollegen im Verein, die das für mich übernehmen können. Die SG ist mir insgesamt sehr entgegen gekommen. Ich musste mir für Samstag nicht mal Urlaub nehmen.
Ein Druckmittel haben Sie: Wer ein Tor gegen Kaisersbach schießt, darf die kommenden Wochen keine Interviews mehr geben!
Da könnte ich theoretisch für sorgen. (Lacht.) Aber auch in der Hinsicht ist nichts geplant.
Auf der Großaspach-Seite ist das Spiel wie folgt angekündigt: SV Kaisersbach vs. Dorfklub. Das klingt eigentlich so, als sei Kaisersbach der Favorit…
Wir, also Großaspach, nennen uns schon seit Jahren so. „Dorfklub“ ist sogar eine eingetragene Marke, der Schriftzug steht bei uns im Briefkopf und auch auf den Trikots. Und ganz ehrlich: Die SG ist einfach ein Hammer-Verein und ich bin natürlich auch stolz hier zu arbeiten. Aber wenn man das so liest, könnte man tatsächlich meinen, wir, also Kaisersbach, hätten eine Chance.