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Lucien Favre, Ihre Rück­kehr nach Berlin …
Lucien Favre: … habe ich sehr genossen. Ers­tens, weil ich beim Spa­zier­gang mit der Mann­schaft mal wieder das Bran­den­burger Tor gesehen habe. Und zwei­tens, weil wir end­lich wieder ein Aus­wärts­spiel gewonnen haben, das erste seit sechs Wochen.

So ein Sieg bei Ihrem ehe­ma­ligen Verein zählt doch emo­tional min­des­tens dop­pelt.
Lucien Favre: Nein. Ich bin Trainer von Mön­chen­glad­bach, ein Sieg bei Hertha ist für mich nichts anderes als einer in Ham­burg. Natür­lich ver­binde ich sehr schöne Erin­ne­rungen mit Berlin, aber was den Fuß­ball angeht, sehe ich das völlig emo­ti­onslos.

Wie war das Wie­der­sehen mit Ihren alten Vor­ge­setzten? Sie haben lange mit Hertha- Prä­si­dent Werner Gegen­bauer geredet.
Lucien Favre: Ja, das war ein sehr schönes Gespräch. Herr Gegen­bauer ist ein guter Mensch.

Ihr Draht zu Michael Preetz ist wohl nicht so gut. Vor dem Spiel hat Her­thas Manager betont, in Her­thas Mann­schaft stecke nichts mehr von Ihnen drin.
Lucien Favre: So, hat er das? Wir haben uns die Hand gegeben. Es ist okay. Ich habe einen sehr guten Kon­takt zu Trainer Markus Babbel. Wir haben uns sehr nett unter­halten.

Markus Babbel hat einen selt­samen Satz zum bru­talen Foul seines Ver­tei­di­gers Maik Franz gegen Ihren Natio­nal­spieler Marco Reus gesagt: Das sei eine Traum­si­tua­tion für einen Innen­ver­tei­diger gewesen, er trifft den Ball und räumt den Gegen­spieler ab.
Lucien Favre: Das ist vorbei. Marco hat zwei Tore geschossen. Schluss, aus, fertig. 

Was weiß man denn so alles nicht über dieses Thema?
Lucien Favre: Sie wissen doch, wie damals die Lage bei Hertha war. Wir mussten Geld sparen und wussten nicht, wo wir im nächsten Jahr stehen. Ob wir uns für die Cham­pions League qua­li­fi­zieren oder für die Europa League oder am Ende für gar nichts. Davon hing doch unser finan­zi­eller Spiel­raum ab. Dazu kam die ange­spannte Stim­mung zwi­schen zwei Lagern …

… hier Prä­si­dent Gegen­bauer, dort Manager Dieter Hoeneß …
Lucien Favre: Als wir Marco im April 2009 getroffen haben, war Dieter Hoeneß gar nicht dabei. Wir waren zu fünft oder sechst bei diesem Gespräch: Michael Preetz, mein Assis­tent Harald Gäm­perle und die Scouts. Ich hatte ihn nie live gesehen, son­dern nur auf DVD. Das sah gut aus, er war ein inter­es­santer Spieler, aber denken Sie bitte nicht, dass wir die Ein­zigen waren, die Marco Reus wollten. 20 Ver­eine waren hinter ihm her, übri­gens auch Borussia Dort­mund. Der hat nicht darauf gewartet, ob Hertha BSC ihn wollte oder nicht.

Wollten Sie ihn denn nun oder nicht?
Lucien Favre: Natür­lich hätten wir ihn gern genommen, aber wir waren nicht in der Lage, eine seriöse Ent­schei­dung zu treffen. Wir hatten kein Geld. Irgend­wann hat Marco eine Ent­schei­dung für sich getroffen.

Damals hätten Sie auch den Kroaten Ivan Perisic und den Gha­naer Andre Ayew haben können. Beide sind heute Natio­nal­spieler, der eine spielt in Dort­mund, der andere bei Olym­pique Mar­seille.
Lucien Favre: Das müssen Sie im Zusam­men­hang sehen. Ayew war 18 und wäre als Afri­kaner nicht für unser Nach­wuchs­team spiel­be­rech­tigt gewesen. Was, wenn er es nicht in die Bun­des­liga geschafft hätte? Perisic haben wir gegen einen Sechst­li­gisten getestet, da war er kata­stro­phal. Und bedenken Sie: 2009 war es unsere Auf­gabe, unser weniges Geld in Nach­folger für Joe Simunic und Andrej Woronin zu inves­tieren. Wir brauchten einen Innen­ver­tei­diger und eine Nummer neun. Dabei hätten uns weder Andre Ayew noch Ivan Perisic geholfen. Und Marco Reus wohl auch nicht