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Seite 2: "Sie schmissen mich samt Stuhl zu Boden"

Wie haben Sie das Spiel gegen West­deutsch­land ver­folgt?
Ich durfte mit ins Volks­park­sta­dion und saß mit dem Mann­schafts­arzt direkt hinter der Trai­ner­bank. Als Jürgen Spar­wasser das Tor machte, sprang die gesamte Truppe auf und schmiss mich samt Stuhl zu Boden. Die Stim­mung war ab da extrem gelöst. In den Tagen danach ver­an­stal­teten wir sogar Auto­gramm­stunden auf dem Gelände.

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Jürgen Spar­wasser berich­tete von einer rau­schenden Fete nach dem Sieg gegen die BRD. Mann­schafts­leiter Willi Boldt sprang los­ge­löst im Anzug in den Hotel­teich.
Nach außen gaben sie sich oft etwas ernster, aber intern herrschte eine große Aus­ge­las­sen­heit. In der Nähe des Hotels gab es eine Dis­ko­thek, die Spieler fragten am Abend nach dem Sieg gegen die BRD, ob sie dort mit den Zim­mer­mäd­chen und Kell­ne­rinnen feiern dürften. Und sie bekamen tat­säch­lich die Erlaubnis. Für eine Stunde. Aber nicht alle kehrten heim.

Es gab einen Flucht­ver­such?

Nein, das nicht. Aber zwei waren nach einer Stunde noch nicht wieder da: Jürgen Spar­wasser und eine Kell­nerin. Also schickte ich ein Taxi zur Disko und ließ sie holen. Durch den Hin­ter­ein­gang brachte ich Spar­wasser ins Hotel. Ich sagte: Wenn jemand fragt, sag, du hast dich auf dem Rückweg ver­laufen!

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Urster Typ: DDR-Natio­nal­spieler Konrad Weise gibt Auto­gramme.
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Die DDR spielte in der Zwi­schen­runde unter anderem gegen Ihre Lands­leute aus Hol­land. Waren Sie wieder im Sta­dion?
Ich wurde zu jedem wei­teren WM-Spiel ein­ge­laden, aber die Spiele fanden nicht mehr in Ham­burg statt, und ich hatte leider keine Zeit für län­gere Reisen. Aber ich bin später oft in die DDR gefahren. So oft, dass ich eines Tages Besuch vom BND bekam.

Erzählen Sie.
Die Funk­tio­näre schickten mir vor den Besu­chen immer Listen mit West­pro­dukten, die ich ihnen mit­bringen sollte. Kla­motten, Musik oder Ersatz­teile für ihre Mer­cedes-Limou­sinen. Den Leuten vom BND fielen meine regel­mä­ßigen Touren irgend­wann auf, und so fragten sie mich aus. Aber Ärger gab’s nicht.

Wie war es an der Grenze, wenn Sie mit einem Wagen voller West­pro­dukte vor­fuhren?
Pro­bleme hatte ich auch dort nie, alle schienen infor­miert über meine Mis­sion. Nur als ein Grenz­po­li­zist einmal eine James-Last-Platte mit­nahm und ewig nicht zurück­kehrte, wurde mir mulmig. Bis er wie­derkam und erklärte, dass er sich die Platte nur auf Kas­sette über­spielen musste.

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