Lars Windhorst hat doch tatsächlich einen Käufer für seine Hertha-Anteile gefunden. Wer es ist, will er noch nicht sagen. Wir haben da ein paar Ideen.
Tesla, Twitter, trauriger Fußball: Der zugezogene Kleinunternehmer Elon Musk ist weiter im Shoppingwahn und schlägt freudig zu. Aus dem Olympiastadion fliegen künftig SpaceX-Raketen ins All, die Geschäftsstelle wird zum Tesla-Showroom umfunktioniert und Vladimir Darida und Co. erhalten gut dotierte Verträge in der Giga-Factory. „Ein Arbeitgeber mit Potenzial und Visionen, einfach toll“, frohlockt der Tscheche.
„Einer muss der Doofe sein, nicht wahr?“, gluckst Dieter Hoeneß. Am nächsten Morgen informiert Hertha BSC über einen umfassenden Maßnahmenkatalog. Das Wappen mit dem Gedächtnisring ist zurück, Jürgen Röber wird Trainer und sportlicher Leiter in einer Doppelfunktion und das „Berlin“ wird nun ganz offiziell hinter das „Hertha BSC“ gesetzt – damit die Kollegen von Sky die circa 15.432 Artikel mit der falschen Namensbezeichnung nicht mehr korrigieren müssen.
Ein Mittelsmann hat einen Tipp für uns. Bei dem Käufer handele es sich um einen ominösen Dirk Z. mit Wohnsitz in Berlin‑K. Eine schnelle Recherche der Konkurrenz ergibt: Kein großer Fan von veganen Bratwürsten und auch in Krisenzeiten voll ausgelastet. Sonst ist wenig über den Mann bekannt. Eins, zwei, drei – und für Hertha gibt’s die volle Waldseite. Kaufpreis: 20.000 Euro. Finanziert aus den Ticketeinnahmen des Conference-League-Qualispiels zwischen Union Berlin und Kuopion PS im Olympiastadion.
Was ein genialer Schachzug: Immer schön betont, dass das Windhorst-Geld weg sei, ja ja, na klar. Herthas Ex-Präsident Werner Gegenbauer nutzt Windhorsts Verzweiflung und kratzt die letzten zehn Millionen des Investments aus der Sofaritze. „Na, was machen die denn da, hehe.“ Reicht dicke, um die Anteile zurückzukaufen – für stolze 365 Millionen weniger im Vergleich zum Verkaufspreis. Gegenbauer wird als Finanzfuchs gefeiert, „Business Punk“ druckt eine Lebenswerk-Sonderausgabe und Christian Linder macht freiwillig den Ministerposten frei.
„Ach Engelschen, komm’. 80 Euro, dann ist der Prügel auch jut bezahlt.“
Wie Phoenix aus der Asche: Eigentlich seit 2007 insolvent, raufen sich eine Handvoll gescheiterter Geschäftsmänner noch einmal zusammen, erwecken die Göttinger Gruppe wieder zum Leben und schießen die Anteile zum Spottpreis. Das Motto: Was mit Tennis Borussia einst nicht klappte, dürfte mit Hertha BSC noch epochaler schiefgeh… äh wunderbar funktionieren. Nach vier Monaten werden die Anteile wieder zur Zwangsversteigerung freigegeben. Hertha BSC ist längst ein mausetoter Landesligist. Ein gewisser Lars W. überbietet den geschätzten Wert des Klubs um 3000 Prozent. „Da steckt richtig Potenzial drin“, meint er.
Schnell den Pitch prepared, sich auf eine Strategy gecompromised und die Fundings im Wallet locker gemacht. Der Startup-Verband fährt richtig auf, bringt Lachsschnitten und Sperling Wine mit und zockt sich easy die Anteile. Jochen W., verrenteter Kneipenwirt aus Wittenau, wird als einziger Konkurrent schnell ausgestochen. Erster Terminpunkt des ambitionierten Projekts, aus Hertha eine High-Value-Brand mit Global Potential zu machen: Ein Zoom Meeting mit einem gewissen Jürgen K. Thema: Mehrwert.
„Ich ruinier dich. Isch mach disch fertisch. Isch kleb dich zu von oben bis unten. Mit meinem Geld. Isch kauf disch einfach. Isch kauf dir ne Villa, da stell isch dir noch’n Ferrari davor. Deinem Weib schick‘ isch jeden Tag en‘ Fünfkaräter. Isch schieb et dir hinten und vorne rein. Isch scheiß dich sowat von zu mit meinem Geld, dass de keine ruhige Minute mehr hast. Und die Versuchung is‘ so groß, da nimmst’s und dann hab isch dich, dann jehörste mir. Und dann biste mein Knecht. Isch mach mit dir, wat isch will, verstehste, Junge.“
War ja auch lang genug der Sprecher des Wunder-Windhorsts. Jetzt packt Fritzenkötter die Dinge selbst an, kauft die Anteile, zahlt sich selbst aus und die Auszahlung in die frisch gegründete Ein-Mann-Firma wieder ein. Nach drei Tagen findet er eine Mail in seinem Postfach. Der junge Wars Lindhorst schickt eine Initiativbewerbung für ein Praktikum. Arbeitserfahrung: vorhanden.
Auch Richard Golz, der überraschend mitbietet, kann nicht verhindern, dass Marcelinho aus der Distanz zuschlägt. Die Vereinslegende kommt stilecht neun Tage später als vereinbart in Berlin an. „Diesmal ist es richtig, oder?“, fragt er und zeigt auf seine Haarpracht. Schwarz-Rot-Gold, und diesmal nicht die belgische Version, klasse! Nur: Was er mit dem einrasierten Hammer, dem Zirkel und dem Ährenkranz meint, wird zunächst nicht klar.
Im vergangenen Herbst mit Ach und Krach in die Beletage der Medienliga Berlin-Brandenburg aufgestiegen, wittern sie auch beim schrulligen Familienmagazin 11FREUNDE ihre Chance. Der Inhalt der Kaffeekasse (36,21 Euro) und ein Abo auf Lebenszeit für Lars Windhorst sind schlichtweg nicht zu überbieten. Während Herthas Fanszene zunächst tobt, kehrt nach rund einem Jahr Erleichterung ein: Viel schlechter als die ehemaligen Profis kicken Köster und Co. auch nicht.