Auch in der lieblichen Gute-Laune-Welt Profifußball gibt es Autoritäten, die durchgreifen. Wir haben zehn Ordnungshüter gelistet, die Vergehen konsequent ahnden. Zum Wohle der Spieler. Oder auch nicht.
Timo Konietzka
Desillusioniert gab sich Uerdingens Coach auf der Suche nach charakterstarken Profis: „Fußballer sind kleine oder große Ganoven.“ Also gab es bei Trainer Konietzka auch für kleine Verfehlungen drakonische Strafen. 20 Mark musste löhnen, wer seine Kleidung nicht ordentlich aufhing. 20 Mark auch, wer am Tisch Zeitung las. 1000 Mark gar waren fällig, wenn ein Spieler sich nicht um Punkt 22.30 Uhr im trauten Heim den Pyjama überstreifte. Konietzka dementierte, was keiner behauptet hatte: „Ich bin kein Samariter.“
Ernst Middendorp
Middendorp war als Bielefelder Trainer hart gegen andere und gegen sich selbst. Stürmer Reiner Rauffmann verdonnerte er zu Strafrunden „solange, bis ich dich reinrufe“. Das vergaß er, Rauffmann rannte, bis er sich übergeben musste. Als nach einer Pleite in Hamburg Stürmer Stefan Kuntz sich von jeder Schuld freisprach, ließ Middendorp den Bus anhalten. „Ich kann den Kerl nicht mehr sehen!“ Middendorp fuhr ab Hannover-Garbsen per Taxi nach Bielefeld. Präsident Schwick nüchtern: „Die 220 DM muss er selbst bezahlen.“
Frau Mpenza
US-Anwalt Gordon Dean sprach einst: „In einer glücklichen Ehe ist die Frau ein bisschen blind und der Mann ein bisschen taub.“ Eine perfekte Umschreibung für die Beziehung von HSV-Mann Emile Mpenza, der sich nach Toren gerne das Trikot auszog, was weder der Trainerstab noch die Gattin besonders gerne sahen. Die Ehefrau handelte via Interview mit einer Boulevard-Zeitung: „Damit ist jetzt Schluss“, verkündete sie ultimativ, „sein Körper ist nur noch für mich!“ Schon im nächsten Spiel traf Mpenza – und zog sofort wieder blank.
Dieter Trzolek
Als die BSE-Krise 2000 die Deutschen an den Rand des Rinderwahnsinns trieb, reagierten auch viele Bundesligisten panisch und verboten ihren Spielern jeglichen Verzehr von Rindfleisch. Den Leverkusener Fastfood-Liebhabern Robson Ponte und Paulo Rink wurde sicherheitshalber auch noch der Besuch in der stadioneigenen McDonalds-Filiale untersagt. „Wir reden ihnen ins Gewissen. Und sie werden wohl auch zur Vernunft kommen“, hoffte Physiotherapeut Dieter Trzolek. Beide haben überlebt.
Dr. Wego Kregeher
„Das blutige Penis-Drama von Hannover!“, ejakulierte die „Bild“-Zeitung 2005, nachdem sich 96-Profi Chavdar Yankov bei einem Tritt von Frankfurts Benjamin Köhler an einer besonders empfindlichen Stelle verletzt hatte. Hannovers Mannschaftsarzt Dr. Wego Kregehr reagierte besonnen, nähte die Wunde mit sechs Stichen („Damit sie ihm bei einer nächtlichen Erektion nicht aufreißt“), klärte die „Bild“ mit einem Penis-Modell über die Verletzung auf und erteilte seinem Schützling anschließend „vier Tage absolutes Sex-Verbot“.
Willi Lemke
2001 forderte Ex-Werder-Manager und Bremer Bildungssenator Lemke, das weitverbreitete Gespucke der Bundesliga-Profis zu unterbinden. Die Szene reagierte gereizt. „Wir haben auf dem Schulhof schon gerotzt! Zum Naseputzen habe ich auf dem Platz keine Zeit“, barmte Mario Basler. „Ein Verbot wäre in der Wettkampfsituation unrealistisch“, mopste sich Werner Lorant. Claus Reitmaier schließlich präsentierte ein Totschlagsargument: „Als Torwart muss ich doch in meine Handschuhe spucken, damit sie feucht und griffig bleiben!“
Klaus Augenthaler
Es müssen nicht immer Geldstrafen sein. Augenthaler ließ in Wolfsburg säumige Profis zur Strafe ein Lied trällern oder einen Witz erzählen. „Vor der Gruppe etwas aufzusagen, tut den meisten Spielern mehr weh, als die zehn oder 20 Euro, die sie trotzdem bezahlen müssen. Die Jungs haben eine schlaflose Nacht, fangen an zu zittern und werden rot“, berichtete Augenthaler erheitert. Ausländische Kicker durften die deutsche Nationalhymne singen. Augenthaler: „Einer hat gesungen: Einigkeit und Recht und Freizeit.“
Louis van Gaal
Bereits Mitte der neunziger Jahre bewies van Gaal Sinn für Stil. Damals wurden immer buntere Schuhe zum Muss für trendbewusste Kicker. Als die farbenfrohen Treter auch Einzug in die Kabine von Ajax Amsterdam hielten, sprach der Coach ein Machtwort. „Einmal kam ein Spieler mit weißen Schuhen auf den Platz. Ich rief: ›Zurück! Wenn es dir nicht passt, kannst du ja zum Vorstand gehen.“ Und dann fügte van Gaal lebensweise hinzu: „Ich finde, dass man sich mit Talent abheben soll – nicht mit weißen Schuhen.“
Hannes Linssen
Als überraschend harter Bursche entpuppte sich Softie Hannes Linssen bei Fortuna Köln. Regeln wie beim Kommiss: Wer in der Halbzeit ungefragt den Mund aufmachte, durfte gleich unter die Dusche. Als Keeper Robert Hemmerlein zwei Minuten zu lang telefonierte, durfte er am nächsten Morgen nicht mittrainieren. Bernd Grabosch nahm aus Angst vor Linssens Waage sechs Kilo ab. Kees Bregman und Jürgen Baier schließlich wurden für unziemlichen Lärm auf dem Hotelzimmer gar für ein Spiel suspendiert. Fortuna Köln verlor.
Uwe Klimaschefski
Als Trainer des TSV 1860 München setzte Klimaschefski auf klassische Nahtoderfahrungen. „Jetzt zieht euch warm an!“, krakeelte er nach einer Niederlage. „Jetzt reiß’ ich Euch den Arsch auf! Bis zur Naht.“ Aber auch das Begleitpersonal war nicht vor den Strafaktionen sicher. Der Platzwart wurde einmal an den Pfosten gebunden. „Er war betrunken und hatte uns zuvor ziemlich genervt. Wir trafen ihn nur ein paar Mal, dann schnitt ihn seine Frau mit einem Küchenmesser los“, erklärte Klimaschefski fast bedauernd.