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Seite 3: „Lorant hätte nie wieder als Trainer arbeiten können“

Sie sagten mal: Ich hatte in meiner Kar­riere 20 Trainer, 19 waren gut.“ Wel­cher war schlecht?
Mit Uwe Kli­mas­chefski (Land­grafs Trainer beim FC Hom­burg, d. Red.) bin ich nicht zurecht­ge­kommen. Eines Tages trafen wir uns mit der Mann­schaft in einem Café in Zwei­brü­cken und stimmten in einer Geheim­wahl über seinen Ver­bleib ab. Das Ergebnis: 22:0 gegen ihn. Der Vor­stand musste han­deln, und wenig später war er tat­säch­lich weg. Im Rück­blick muss man sagen: Er war ein freund­li­cher Mann, aber als Trainer fand er keinen Zugang zu uns. Trotzdem kann ich mich an einen genialen Schachzug erin­nern. 

Und zwar?
Wir mussten mit Hom­burg in Wup­pertal spielen, aber uns fehlten wegen Ver­let­zungen und Krank­heiten eine Menge Spieler. Wir hätten gerade so eben eine Elf zusam­men­be­kommen. Wenige Stunden vor dem Anpfiff kam Kli­mas­chefski zu mir ins Hotel­zimmer und sagte: Willi, du bist heute auch krank.“ Und ich sagte: Okay, Trainer.“ Das Spiel wurde abge­sagt, die Zuschauer gingen nach Hause – und die Wie­der­ho­lungs­partie gewannen wir 1:0. Diese ganze Posse hat aller­dings kaum jemand mit­be­kommen. 

Weil sich nie­mand für Hom­burg inter­es­sierte?
Die gesamte zweite Liga war bis in die Neun­ziger kaum prä­sent. Das erste Live­spiel im DSF war sogar eine Partie des FC Hom­burg. An der Mit­tel­linie stand eine Kamera, und das war’s. Den Ball konnte man als Fern­seh­zu­schauer manchmal nur erahnen. Aber dieses Schat­ten­da­sein war oft von Vor­teil. Ich erin­nere mich an eine Partie gegen 1860 Mün­chen, bei der ich mit Werner Lorant anein­an­der­ge­riet. Wenn da Kameras gewesen wären, hätte ich acht Spiele Sperre bekommen und Werner nie wieder als Trainer arbeiten können.

Klingt ja kri­mi­nell. Was war pas­siert?
(Lacht.) Ach, wir haben uns minu­ten­lang die übelsten Schimpf­wörter an den Kopf geworfen. Nach dem Spiel war aber alles wieder ver­gessen. Fuß­ball halt. 

Sie halten neben dem Spiel­re­kord auch noch den für die meisten Platz­ver­weise. Stimmt es, dass Sie wegen einer Roten Karte Ihre Frau ken­nen­ge­lernt haben?
An dem Wochen­ende, als ich gesperrt war, musste ich zu einer Art Schmuck- und Moden­schau, eine kleine PR-Sache. Eine wun­der­schöne junge Frau übergab mir für den Auf­tritt eine Uhr. Ich fragte sie, in wel­chem Geschäft sie arbeitet und besuchte sie ein paar Tage später. Als ich den Laden betrat, hatte die Frau aller­hand Kund­schaft. Eine andere Mit­ar­bei­terin fragte mich, ob sie mir helfen könne. Ich ant­wor­tete sehr laut: Nein, nur diese Dame dort hinten kann mir helfen.“ Und da wurde diese Dame dort hinten ganz schön rot. 

Und dann haben Sie diese Dame zu Pommes Schranke aus­ge­führt?
(Lacht.) Nein, biss­chen Eti­kette hatte auch ich. 

Blieben Sie eigent­lich später wei­terhin Schalke-Anhänger oder ver­liert man als Profi den Fan­blick auf den Fuß­ball?
Einmal Schalke, immer Schalke. Ich habe viele Spiele gesehen, gezit­tert, geju­belt. Die Meis­ter­schaft der Herzen, das andere Kampf­schwein namens Willi. Und eines Tages war ich selbst ein Euro­fighter. Unglaub­lich! Wir spielten mit Aachen 2004 eine sen­sa­tio­nelle Pokal­saison, schlugen die Bayern und Glad­bach und zogen trotz der Final­nie­der­lage gegen Werder in den Uefa-Cup ein.