David Weatherston war einmal ein talentierter Nachwuchsprofi — bis ihn psychische Erkrankungen aus der Bahn warfen. Der Fußball hat ihn seine Gesundheit gekostet.
Seit diesem Erlebnis lässt ihn das Gefühl nicht mehr los. Weatherston wechselt am Ende der Saison zum Liga-Konkurrenten Queen of the South, drei Jahre später zu Falkirk. Hier erlebt er zwar die „besten neun Monate“ seiner Karriere. Er spielt viel, im schottischen Pokal scheitert Falkirk erst im Halbfinale knapp an Celtic. Seine Ängste scheinen fast verschwunden.
Doch der Schein trügt. Als Weatherston sich verletzt, holen ihn auch die Zweifel wieder ein. Weg waren sie wohl nie, meint er, aber er habe sie für einige Zeit auch vor sich selbst verbergen können. Jetzt treffen sie ihn umso härter. Ihm fehlt das Selbstbewusstsein, um seiner Karriere noch einmal einen Anschub zu verpassen. Kurzerhand wechselt er in den Amateurbereich, wird aber auch dort nicht glücklich: „Ich hatte überhaupt keine Energie, dachte, ich kann nicht einmal auf diesem Level mithalten.“ Trotzdem versucht er es noch einmal im professionellen Fußball. Wieder verfolgen ihn Verletzungen.
Damit die Seele sich erholen kann
Weatherston glaubt, seine psychische Verfassung sei mitursächlich für sein Verletzungspech. Physisch sei er immer fit gewesen, mental aber nicht – und sein Körper habe darauf reagiert. Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der „Vereinigung der Vertragsfußballer“ in Deutschland — der Spieler-Gewerkschaft —, hat einige Erfahrung mit depressiven Fußballern. Im Gespräch mit 11FREUNDE sieht auch er einen Zusammenhang: „Psychische Erkrankungen können sich beispielsweise auf die Muskulatur auswirken. Der Körper streikt, damit sich die Seele erholen kann. Aber es kann natürlich auch andersherum laufen. Es bedingt sich gegenseitig.“
Weatherston hat davon irgendwann genug. Er schafft es nicht mehr sich für den Fußball zu motivieren, sieht keinen Sinn in seiner Karriere. Seine Frau ist Norwegerin, er beschließt mit ihr in ihre Heimat zu ziehen. Aber selbst dort, fernab der großen Fußballwelt, ist der Druck zu groß, um die Freude am Spiel zurückzugewinnen. Er sagt: „Ich habe mich gefühlt, als wäre es das Ende. Ich habe gut trainiert, aber nicht gespielt. In mir drinnen habe ich mich nie gut gefühlt.“