David Weatherston war einmal ein talentierter Nachwuchsprofi — bis ihn psychische Erkrankungen aus der Bahn warfen. Der Fußball hat ihn seine Gesundheit gekostet.
Also trifft Weatherston die Entscheidung, die ihm unumgänglich scheint und doch schmerzt. Mit der Fußball-Karriere ist es vorbei. „Ich liebe alles an Fußball, ich rede den ganzen Tag über Fußball, aber ich hasse das Gefühl, dass er in mir auslöst“, erzählt er. Wenn die Krankheit nicht wäre, hätte er eigentlich erfolgreicher und höherklassiger spielen können, glaubt Weatherston. Seine besten Spiele macht er ausgerechnet gegen Celtic, Dundee und die Rangers — die renommierten Namen des schottischen Fußballs.
„Es ist seltsam, komplett irrational. Du kannst nicht kontrollieren, wie es sich anfühlt“, berichtet er. Die Angst war einfach plötzlich da und wurde größer, wenn er sich ihr hingab. Dann begann er sich zu hinterfragen: „Anstatt auf die guten Dinge zu blicken, habe ich mich nach den Spielen immer selbst analysiert: Ich hätte das machen sollen, ich hätte dies machen sollen.“
Fußball hilft nicht
Am Anfang denkt Weatherston, das sei ein wenig ungewöhnlich, aber im Grunde ganz normal. Zumal die Ängste mal größer und mal kleiner sind. Aber als sie auch auf sein Privatleben übergreifen, merkt er, dass etwas nicht stimmt. Soziale Zusammenkünfte, selbst der Urlaub mit den besten Freunden beunruhigen ihn plötzlich. Trotzdem bleiben Depression und Fußball für ihn stets verknüpft.
„Es war nicht auf den Fußball beschränkt, aber dass ich Fußball gespielt habe, hat auch nicht geholfen“, sagt er. Im Gegenteil: „Die Umgebung hat es schlechter gemacht“. Im Fußball sei doch jeder in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. Zwar hänge die Mannschaft tagtäglich aufeinander, Freundschaften seien aber selten. Sobald er den Verein wechselte, war es, als sei er niemals dagewesen, meint Weatherston.
Nie mehr wie vorher
Die Härte und Konkurrenz des Fußballgeschäfts setzen Weatherston ungemein zu. Er sieht keine Möglichkeit sich zu öffnen oder über seine psychische Verfasstheit zu sprechen, befürchtet gar, ausgelacht zu werden. Seine Ängste frisst er also lieber in sich hinein: „Es wurde nie mehr wie es vor dem Fußball war.“
Er hätte viel eher über seine Krankheit sprechen sollen, sagt Weatherston heute. Aber er nimmt es hin, wenn seine Trainer ihn aussortierten, ohne diese über seine Probleme aufzuklären. Lange redet er gar nicht darüber, auch nicht außerhalb des Sports: „Ich dachte, ich sei die einzige Person, die sich so fühlt. Es gab niemanden, dem ich genug vertraut hätte, um mich zu erklären.“ Deshalb sucht er auch nicht nach Hilfe, von sportpsychologischen Angeboten erfährt er nicht.