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Herr Ćirić, in ihrer Tele­fon­nummer ver­steckt sich ihre Tri­kot­nummer, die »29«. Ist das ein Zufall?

Das ist Zufall. Aber ein inter­es­santer Zufall. Ich habe da noch nie drüber nach­ge­dacht.



Wie sind sie eigent­lich zur Nummer 29 gekommen?

Als ich zur Win­ter­pause nach Nürn­berg kam, waren schon viele Num­mern ver­teilt. Es waren noch andere übrig. Die »11«, die »12« oder die »14«. Ich habe dann gefragt welche großen Spieler diese Num­mern hatten. Da gab es einige. Cruyff zum Bei­spiel trug ja die »14«. Ich wollte dann die »29« berühmt machen. Beim Club habe ich immer mit dieser hohen Zahl gespielt. In Offen­bach hatte ich die »20«. Mit der »29« wollte ich nur in Nürn­berg spielen.

Benutzen Sie die Nummer heute noch bei anderen Dingen?

Beim Online-Pokern zum Bei­spiel heiße ich »Clubberer29«. Viele fragen dann, ob ich denn Club-Fan sei. Wenn ich dann schreibe: »Ich bin Sasa Ciric«, glauben die mir das nie. In meinem Hei­mat­dorf in Maze­do­nien gehört mir ein Sport­heim das heißt auch »29«. Die Zahl ist mein Mar­ken­zei­chen geworden. In Deutsch­land hatte ich auch ein Café, das so hieß. Wenn ich wieder ein Geschäft auf­mache, wird es auch wieder irgendwas mit »29« heißen Mit der Nummer bin ich berühmt geworden. Hier in Nürn­berg gehört sie ein­fach zu mir. Als ich mit Fuß­ball anfing habe ich übri­gens mit der »10« gespielt. Ich war ja lange Spiel­ma­cher.

Nach ihrer Pro­fi­kar­riere wurden sie Prä­si­dent bei einem Klub in Maze­do­nien? Wie kam das und warum sind sie nicht mehr dort?

Das war nur kurz­fristig. Dem Verein ging es nicht gut. Er war fast Pleite. Mein Trau­zeuge war dort im Verein. Ihnen ist der Sponsor abge­sprungen. Ich bin dann mit einem Sponsor, einen Bekannten von mir dort ein­ge­stiegen, um den Verein zu retten. Ich war nur dieses eine Jahr da. Als der Verein wieder auf­ge­stiegen ist, bin ich wieder weg­ge­gangen. Der Job war auch nicht so mein Ding. Ich lebe ja in Deutsch­land und war in den einem Jahr immer unter­wegs.

Seit 2006 sind sie kein Profi mehr. Was machen sie jetzt?

Momentan berate ich einige junge Spieler aus Ser­bien und Maze­do­nien und ver­suche sie zum Bei­spiel nach Deutsch­land zu ver­mit­teln. Ich will ver­su­chen mir in diesem Geschäft einen Namen zu machen.

Ich habe gehört, dass sie auch schon eine Hand­ball­spie­lerin betreut haben?

Das war eine ein­ma­lige Sache. Beim 1.FC Nürn­berg hat das leider nicht geklappt mit der Ver­pflich­tung von ihr. Sie ist jetzt bei Bayer Lever­kusen. Ich wollte ihr helfen. Nur auf freund­schaft­li­cher Basis. Geld kann man da nicht wirk­lich ver­dienen. Hand­ball ist ja auch gar nicht meine Sache.

Was machen Sie sonst noch so?

Ich bin Gesell­schafter bei einer Flug­ge­sell­schaft, die haupt­säch­lich von Deutsch­land in die Bal­kan­länder fliegt. Außerdem mache ich noch bei einer anderen Firma mit. Wir ver­treiben Fuß­bälle für Fan­shops. Es haben auch schon einige Bun­des­li­gisten bei uns bestellt.

Spielen Sie auch noch selbst Fuß­ball?

Natür­lich. Wir sind Herbst­meister geworden. Ich spiele bei Vik­toria Erlangen in der untersten Liga. Wir können also gar nicht absteigen. Zum Spaß habe ich im Ver­trag trotzdem eine Nicht­ab­stiegs­prämie stehen. Wir machen auch kein Trai­ning. Aber wenn wir auf­steigen, habe ich ein Pro­blem dann muss ich wohl auch trai­nieren. Es macht auf jeden Fall Spaß. Das sind alles gute Jungs in der Mann­schaft. In der dritten Halb­zeit, in der Kneipe sind wir auf jeden Fall die Stärksten.

Sie spielen nicht nur Fuß­ball. Sie sind auch begeis­terter Kegler.

Ja. Meine Kinder wollten immer Kegeln gehen. Mir hat es dann auch Spaß gemacht und eigent­lich ist es auch genau die rich­tige Sportart für mich.

Zum Fuß­ball sind sie ja auch erst später gekommen oder?

Ja. Bis ich 18 wurde, habe ich eigent­lich immer nur Hand­ball und Bas­ket­ball gespielt. Mein Vater hat mich dann über­redet, zum Pro­be­trai­ning zu gehen. Ihm zu Liebe habe ich das dann gemacht. Er hat wohl gewusst, dass ich Talent habe. Ich bin jeden­falls sofort Profi geworden. Prak­tisch von 0 auf 100. Im ersten Jahr sind wir gleich jugo­sla­wi­scher Meister geworden. Aber richtig durch­setzen konnte ich mich noch nicht. In der zweiten Saison wurde ich aus­ge­liehen.

Ein sehr unge­wöhn­li­cher Weg zum Profi.
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Ja. Viele Leute, denen ich das erzähle, glauben mir das nicht.

Spieler, die heute Profi werden, sind oft in Fuß­ball-Inter­naten und spielen ihre ganze Kind­heit über Fuß­ball.

Und mit 20 haben sie dann schon zwei oder drei Ope­ra­tionen hinter sich. Ich konnte spielen bis ich 39 war, weil ich, bis ich 18 war, fuß­bal­le­risch nicht belastet wurde. Ich könnte sogar immer noch spielen. Aber irgend­wann sollte ja mal Schluss sein.

Sie haben sich aber nicht gerade geschont…

Ich bin immer voll rein in die Zwei­kämpfe. Ich wollte immer gewinnen egal wann, egal in wel­cher Situa­tion. Manchmal wurde mir das zum Ver­hängnis.

Ihre Ver­let­zung am Kopf? Sie tragen Metall­platten im Schädel.

Ja. Ich bin da doof zum Kopf­ball gegangen. Eigent­lich hätte man auch mit dem Fuß zum Ball gehen können. Pablo Thiam hat mich dann voll erwischt. Ich hatte einen sechs­fa­chen Kopf­bruch. Man sagte, ich müsse vier oder fünf Monate pau­sieren, kam aber nach fünf Wochen zurück. Mein Arzt sagte, dass ich nie einen Kopf­ball machen sollte. Im Spiel habe ich dann gleich zwei Tore mit dem Kopf gemacht. Seitdem bin ich für die Club-Fans unsterb­lich.

Hatten Sie nie Angst um ihre Gesund­heit?

Nein. Meine Gesund­heit habe ich im Spiel immer ver­gessen. Wenn man auf dem Platz geht, und denkt man müsste auf­passen, dass man sich nicht ver­letzt, kann man es auch gleich sein lassen. Einmal bin ich vor­mit­tags beim Abschluss­trai­ning mit dem Tor­wart zusam­men­ge­stoßen. Ich hatte eine Wunde, die mit neun Sti­chen genäht werden musste. Meine Stirn war geschwollen. Das sah schlimm aus. Aber abends wollte ich spielen. Felix Magath sagte zu mir: »Du bist ver­rückt«. Wir haben diese Boxer­salbe auf die Stirn geschmiert und ich habe ein Kopf­ball-Tor gemacht. Felix sagte nach dem Spiel zu mir: »Ich war schon ver­rückt beim Fuß­ball, aber du bist noch viel ver­rückter«. Das werde ich nie ver­gessen.

Haben sie heute noch viel mit den Club-Spie­lern zu tun?

Aus meiner Zeit sind nur noch Marek Mintal und Andi Wolf da. Raphael Schäfer ist jetzt wieder zurück­ge­kommen. Mit Andi Wolf hatte ich immer viel zu tun. Er kam damals aus der Jugend zu uns. Ein sehr guter Junge. Ich freue mich, dass er dann so einen rie­sigen Schritt gemacht hat und hoffe, dass er noch weiter kommt in seiner Kar­riere. Der Club kann ja immer noch auf­steigen.

Sind Sie Club-Fan?

Oh ja. Am Anfang habe ich es nicht geglaubt, als Leute zu mir sagten: »Einmal Club immer Club«. Aber so ist es wirk­lich. OK, viel­leicht liegt es auch ein biss­chen daran, dass ich fuß­bal­le­risch wohl meine beste Zeit in Nürn­berg hatte. Die Fans haben mich super auf­ge­nommen. Aber als die Zeit als Club-Spieler vorbei war, habe ich gemerkt, dass ich den Verein wirk­lich vom ganzen Herzen liebe.

Auch wenn es am Ende zu Tur­bu­lenzen zwi­schen ihnen und Verein gab?

Das lag ja an ein­zelnen Per­sonen. Ich sollte Scout werden. Alles war abge­spro­chen. Als ich dann anfangen wollte, sagte man mir, dass der Posten schon besetzt sei. Man hat mir dann einen anderen Job ange­boten aber das war nicht das, was ich wollte.

Sie haben erst mit 18 mit dem Fuß­ball begonnen. Wie haben Sie es geschafft von einen auf den anderen Tag ihr Leben so sehr auf ihren Sport aus­zu­richten? Man muss den Sport doch eigent­lich von Anfang an lieben.

Es war mein Beruf. Es war ein­fach das, was ich am Besten konnte. Es ist auch immer noch nicht so, dass ich mir jedes Cham­pions League-Spiel angucke. Eigent­lich schaue ich mir nur die Nürn­berg-Spiele an. Gern schaue ich auch bei den Jugend­mann­schaften zu. Junge Leute inter­es­sieren mich ein­fach. Fuß­ball ist und bleibt mein Beruf. Die große Liebe ist es nicht.

Eine letzte Frage: Wer ist der beste Spieler mit dem sie je zusammen gespielt haben?

Die Frage kann ich nicht wirk­lich beant­worten. Ich möchte ja nie­manden ver­gessen. Das sind doch alles meine Freunde. Ich habe mit so Vielen zusam­men­ge­spielt. Kuka, Bau­mann, Bürger, von Wie­singer habe ich viele Flanken bekommen. Markus Kurth war zwei Jahre lang mein Zim­mer­nachbar. Als ich bei Tennis Borussia Berlin war, spielte ich mit Tif­fert. Brink­mann war ein super Spieler. Es gibt so viele, die ich jetzt ver­gessen würde.